Clobutinol
Handelsname: Silomat®
Englisch: clobutinole
Definition
Clobutinol war ein bis 2007 eingesetzter Wirkstoff aus der Gruppe der Antitussiva, dessen Anwendungsgebiet die Behandlung von schwerem, trockenen Reizhusten war. Aufgrund schwerwiegender kardiologischer Nebenwirkungen wurde das Arzneimittel im August des Jahres 2007 vom Markt genommen.
Geschichte
Die Entwicklung von Clobutinol erfolgte in den 1950er Jahren durch das heute zu Boehringer Ingelheim gehörende Pharmaunternehmen Dr. Karl Thomae GmbH. Nach Patentanmeldung Anfang der 1960er Jahre wurde der hustenstillende Wirkstoff u.a. auf den deutschen Arzneimittelmarkt gebracht. Clobutinol wurde vielfach verkauft und angewendet und galt sogar unter Fachleuten als sicher. Anfang des neuen Jahrtausends (2001) wurden Meldungen über eine Torsade-de-Pointes-Tachykardie bei einem kleinen Jungen publik, die in unmittelbaren Zusammenhang mit der Einnahme von Clobutinol zu stehen schien. Da sich als Folge weitere kardiologische Verdachtsfälle ergaben, ordnete das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zunächst das Ruhen und später den Widerruf der Zulassung für Clobutinol an. Nach langjährigen Tests gilt es heute als sicher, dass sich das Antitussivum auf die Errregungsweiterleitung am Herzen auswirken kann.
Chemie
Clobutinol ist eine aromatische Kohlenwasserstoffverbindung und Phenylpiperazin-Derivat mit zahlreichen Methylgruppen um einen zentralen Benzolring. Die Summenformel lautet C14H22ClNO, nach IUPAC-Nomeklatur wird die Verbindung als (±)-1-(4-Chlorphenyl)-4- dimethylamino-2,3- dimethylbutan-2-ol bezeichnet. Von dem Arzneistoff existieren vier Stereoisomere. Die molare Masse beträgt 255,78 g/mol.
Wirkungsmechanismus
Clobutinol hemmt die überaktiven Neurone im Hustenzentrum der Medulla oblongata. Hierdurch kommt es zu einer raschen und spürbaren Linderung des Hustenreflexes. Im Gegensatz zu den Antitussiva vom Opiat-Typ besitzt Clobutinol weder Suchtpotential noch entfaltet es eine atemdepressive Wirkung.
Indikationen
Wichtigste Indikation war die Therapie von trockenem Reizhusten. Auch nach bestimmten Operationen wurde Clobutinol verabreicht, um ein Aufreißen von Wunden durch evtl. Husten zu vermeiden. Bei produktivem Husten mit Auswurf sollten grundsätzlich keine Antitussiva angewendet werden, da ein effektives Abhusten von Schleim unterdrückt werden könnte.
Nebenwirkungen
Gelegentliche Nebenwirkungen
- Gastrointestinale Beschwerden
- Übelkeit
- Unruhe
- Schwindel
- Tremor
- Atemnot
- Muskelhartspann
- Schläfrigkeit
- Schlafstörungen
Seltene Nebenwirkungen
- Erbrechen
- Angioödem
- Muskelkrämpfe
- Herzrasen
- Hautausschlag
- Nesselsucht
- Juckreiz
- Angst
- Wahnvorstellungen
- Bewusstseinsstörungen
Sehr seltene Nebenwirkungen
- Hypotonie
- Stevens-Johnson-Syndrom
- Schwere Herzrhythmusstörungen (v.a. Torsade-Arrythmien)
Wechselwirkungen
Interaktionen waren mit allen Arzneistoffen möglich, die ebenfalls Auswirkungen auf die Reizweiterleitung am Herzen aufweisen.
Gegenanzeigen
- Long-QT-Syndrom
- Sämtliche Herzerkrankungen
- Niereninsuffizienz
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
- Produktiver Husten
- Epilepsie
- Schwangerschaft
- Stillzeit
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