CPT2-Mangel
Synonyme: Carnitin-Palmitoyl-Transferase-II-Mangel, CPTII-Mangel
Englisch: CPT II deficiency, carnitine palmitoyltransferase II deficiency
Definition
Der CPT2-Mangel ist eine autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung aus der Gruppe der Fettsäureoxidationsstörungen. Die Erkrankung führt zu einem Defekt des Enzyms Carnitinpalmitoyltransferase 2 (CPT2), das für den Transport und die Verwertung von langkettigen Fettsäuren in den Mitochondrien notwendig ist. Charakteristisch sind rezidivierende Muskelschmerzen und Muskelschwäche mit häufig begleitender Myoglobinurie. Es existieren verschiedene klinische Verlaufsformen.
Epidemiologie
Insgesamt wurden nur einige Hundert Patienten mit CPT2-Mangel beschrieben. Unter den Betroffenen fand sich am häufigsten die myopathische Form (86 %) gefolgt von der schweren infantilen Form (6 %) und der neonatalen Form (6 %).
Ätiologie
Die Erkrankung wird durch Mutationen im CPT2-Gen auf Chromosom 1 am Genlokus 1p32 verursacht. Die Vererbung erfolgt autosomal-rezessiv.
Pathogenese
CPT2 ein Schlüsselenzym des Mitochondrienstoffwechsels und katalysiert den letzten Schritt beim Import langkettiger Fettsäuren in das Mitochondrium. Durch die verminderte Enzymaktivität können langkettige Fettsäuren nicht ausreichend oxidiert werden. Das führt insbesondere bei erhöhtem Energiebedarf wie Fasten, Anstrengung oder Infektionen zu Energiemangel in der Muskulatur und zur Akkumulation toxischer Zwischenprodukte.
Klinik
Myopathische Form
Die myopathische Form tritt im späten Kindes- bis Erwachsenenalter auf. Es kommt zu Attacken mit rezidivierenden Rhabdomyolysen, Muskelschmerzen und Muskelschwäche. Auslöser der Attacken können sowohl externe als auch interne Stimuli sein (Körperliche Belastung, Fasten, Medikamente, Infektionen, Kälte).
Schwere infantile Form
Die schwere infaltile Form manifestiert sich in den ersten Lebensmonaten oder -jahren. Sie tritt klinisch durch hypoketotische Hypoglykämie, Hepatomegalie, Kardiomyopathie, Muskelschwäche und Erbrechen in Erscheinung. Mögliche Auslöser sind Infektionen oder Fastenperioden.
Letale neonatale Form
Diese Form manifestiert sich kurz nach der Geburt und verläuft meist in den ersten Lebenstagen letal. Symptome sind schwere Hypoglykämie, Kardiomyopathie sowie Leberversagen und kongenitale Anomalien, wie beispielsweise zystisch-dysplastische Nieren.
Diagnostik
Zur Diagnose wird eine Tandem-Massenspektrometrie der Acylcarnitine im Serum oder im Plasma durchgeführt, gefolgt von einer Mutationsanalyse und Messung der CPT2-Enzymaktivität in frisch gewonnenen Lymphozyten (Blut, Muskelgewebe, Fibroblasten).
Histopathologisch zeigt sich ggf. eine unterschiedlich ausgeprägte intermyofibrilläre Lipidspeicherung. Laborchemisch lassen sich eine CK-Erhöhung und eine Myoglobinurie nachweisen.
Der Hungerversuch mit verminderter Produktion von Ketonkörpern gilt bei CTP2-Mangel als veraltet.
Differentialdiagnose
Myopathische Form
Schwer infantile und letale neonatale Form
- Carnitin-Acylcarnitin-Translokase-Mangel (CACT-Mangel)
- VLC-Acyl-CoA-Dehydrogenase-Mangel
Therapie
Eine kurative Therapie gibt es derzeit (2025) nicht. Die Behandlung besteht aus dem Vermeiden von Fastenperioden und einer fettarmen und kohlenhydratreichen Ernährung. Während einer Rhabdomyolyse kann eine forcierte Diurese und Harnkanalisierung erfolgen.
Prognose
Die Prognose richtet sich nach der Form der Erkrankung. Während die myopathische Form eine gute Prognose aufweist, kommt es bei der schweren infantilen Form häufig zu plötzlichem Herztod im Rahmen einer paroxysmalen Tachykardie. Die Lebenserwartung bei der letalen neonatalen Form beträgt im Schnitt einige Tage bis Monate.
Literatur
- Heuß D. et al., Diagnostik und Differenzialdiagnose bei Myalgien, S1-Leitlinie, 2025; in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie.
- OrphaNet; Carnitin-Palmitoyl-Transferase II-Mangel; abgerufen am 20.07.2025