Aujeszky-Krankheit (Katze)
Synonym: Pseudowut
Definition
Die Aujeszky-Krankheit ist eine selten auftretende und meist tödlich verlaufende Infektionskrankheit der Katze, die durch das suide Herpesvirus 1 (SuHV-1) ausgelöst wird.
Epidemiologie
Ätiologie
Das suide Herpesvirus 1 gehört zusammen mit dem felinen Herpesvirus zu den Alphaherpesvirinae. Ähnlich anderer Herpesviren verursacht SuHV-1 intranukleäre Einschlusskörperchen.
Der Erreger weist eine hohe Tenazität auf. In der Außenwelt bleibt das Virus viele Tage lang infektiös und wird erst bei Temperaturen über 60 °C, durch 0,5%ige NaOH, 5%iges Phenol oder 0,5%iges Formaldehyd inaktiviert.
Pathogenese
Infektionen treten vorwiegend durch den Verzehr von infiziertem und ungenügend erhitztem Schweinefleisch auf. Gelegentlich ist auch das Fressen infizierter Ratten oder der intensive Kontakt mit infizierten Schweinen der Auslöser.
Nach der Infektion vermehrt sich das Virus zunächst in den Tonsillen sowie im Epithel des Rachens. Anschließend wandert es entlang der Nervenbahnen zu Hirnstamm, Klein- und Großhirn. Aufgrund der massiven Virusreplikation in den Neuronen werden die betroffenen Areale geschädigt, sodass es zu neurologischen Ausfällen kommt.
Während der Infektionsphase kommt es kaum zu einer signifikanten Virämie. Betroffene Tiere scheiden das Virus sowohl im Speichel als auch im Nasensekret aus.
Klinik
Nach einer Inkubationszeit von ca. 2 bis 4 Tagen kommt es zunächst zu Verhaltensstörungen: abwechselnde Unruhe und Apathie sowie Selbstverstümmelung. Die Tiere leiden an vermehrtem Speichefluss, auffallenden Schluckbewegungen, Erbrechen, Ataxie und Krämpfen. Bei rund zwei Drittel der erkrankten Katzen kann ein charakteristischer Juckreiz am Kopf (primär einseitig) beobachtet werden. Aggressionen kommen bei infizierten Katzen in der Regel nicht vor.
Etwa 1 bis 2 Tage nach dem Auftreten der ersten Symptome kommen Koordinationsstörungen und Lähmungen hinzu, die rasch mit dem Tod enden. In Einzelfällen entwickelt sich ein atypischer Krankheitsverlauf, bei dem keine Erregung sowie Juckreiz ausgebildet sind. Bei diesen Tieren endet die Erkrankung jedoch ebenso tödlich.
Diagnose
Intra-vitam-Diagnosen sind kaum möglich. Die Diagnose stützt sich daher auf die typischen klinischen Symptome, den raschen Verlauf und den Kontakt zu Schweinen. Da beim Schwein die Infektion mittels PCR-Technik nachgewiesen wird, sollte im Verdachtsdiagnose mit einem entsprechenden Labor Kontakt aufgenommen werden (Nachweis aus Tonsillen).
Pathologie
Erkrankte Katzen zeigen häufig ein Lungenödem, eine interstitielle Pneumonie, Zerstörungen der Neuronen und intranukleäre Einschlusskörperchen.
Therapie
Eine Kausaltherapie ist nicht verfügbar.
Bedeutung für den Menschen
SuHV-1 ist ein Zoonoseerreger. Obwohl ein sehr geringes Risiko der Infektionsübertragung von der Katze auf den Menschen besteht, sollte bei Kontakt mit erkrankten Tieren Vorsicht geboten sein.
Literatur
- Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2019. Krankheiten der Katze. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-241649-9