Protein C
Definition
Protein C ist eine Protease, die nach Aktivierung (mit Cofaktor Protein S) durch Proteolyse die Gerinnungsfaktoren Va und VIIIa inaktiviert und dadurch die Fibrinolyse induziert. Das Enzym wird abhängig von Vitamin K in der Leber synthetisiert.
Biochemie
Thrombin bindet an Thrombomodulin der Endothelzellen des Blutgefäßes und aktiviert dadurch Protein C zum sogenannten aktivierten Protein C (aPC).
Protein C hat einen wichtigen Effekt auf die Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten. Es hat eine kürzere Halbwertszeit (6 Stunden) als die Vitamin-K abhängigen Gerinnungsfaktoren II, VII, IX, X (bis zu 60 Stunden). Bei einer initialen Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten (Cumarinen) entfällt als erstes die antikoagulatorische Wirkung des Protein C, was die Gerinnungsneigung und somit das Thromboserisiko erhöht. Aus diesem Grund wird bei Beginn einer Marcumartherapie zusätzlich Heparin verabreicht.
Wirkungen
Aktiviertes Protein C hat drei Effekte. Es wirkt
- antikoagulativ, da es im Komplex mit Protein S an die Gerinnungsfaktoren Va und VIIIa bindet und diese spaltet
- profibrinolytisch, da es den Plasminogen-Aktivator-Inhibitor Typ 1 (PAI-1) hemmt
- antiinflammatorisch, da es die TNF-alpha-Synthese hemmt, indem es die Aktivierung von NF-κB verhindert
Pharmakologie
Drotrecogin alpha (Handelsname: Xigris®), eine rekombinante Form des aktivierten Protein C, war in der Intensivmedizin im Fall einer schweren Sepsis als zusätzliche Therapie emfohlen. Es wurde jedoch 2011 wegen fehlenden Nutzens vom Markt genommen (PROWESS-SHOCK-Studie).[1]
siehe auch: APC-Resistenz, Thrombophilie
Labormedizin
Die labormedizinische Bestimmung von Protein C ist u.a. bei der Thrombophilieabklärung und der Überwachung einer Substitutionstherapie indiziert. Die Protein-C-Aktivität kann mittels chromogenem Substrat oder Protein-C-Gerinnungstest, einer Variante der aPTT, erfolgen.
Eine Bestimmung der Protein-C-Konzentration ist nur bei gezielter Fragestellung und erniedrigter Aktivität sinnvoll.
Material
Für die Bestimmung wird 1 ml Citratblut benötigt. Bei der Abnahme ist darauf zu achten, die Blutentnahmeröhrchen immer vollständig bis zur Markierung zu füllen.
Referenzwerte
Protein-C-Aktivität
Klientel | Alter | Normbereich [%] |
---|---|---|
Kinder | 1. Lebenstag | 26 bis 44 |
5. Lebenstag | 31 bis 53 | |
1 Monat | 32 bis 54 | |
3 Monate | 41 bis 67 | |
6 Monate | 48 bis 70 | |
Kinder über 1 Jahr | 70 bis 140 | |
Erwachsene | 70 bis 140 |
Der Normbereich der Protein-C-Aktivität weicht bei Frühgeburten innerhalb des ersten Lebensjahres ab.
Protein-C-Konzentration
Der Normbereich der Protein-C-Konzentration liegt bei Erwachsenen zwischen 2 und 6 mg/l.
Interpretation
Erniedrigte Protein-C-Aktivität
Eine erniedrigte Protein-C-Aktivität ist mit einem erhöhten Thrombose- und Thromboembolierisiko assoziiert. Ursachen für erniedrigte Werte sind:
- hereditärer Protein-C-Mangel:
- heterozygot: Protein-C-Aktivität liegt zwischen 20 und 70%
- Typ I: Verminderte Konzentration und Aktivität von Protein C
- Typ II: Normale Konzentration und verminderte Aktivität von Protein C
- homozygot: Die Protein-C-Aktivität liegt unter 1%
- Bei Neugeborenen mit Manifestation als Purpura fulminans
- heterozygot: Protein-C-Aktivität liegt zwischen 20 und 70%
- erworbener Protein-C-Mangel:
- Vitamin-K-Mangel
- z.B. im Rahmen einer Marcumartherapie
- Leberzirrhose
- Verbrauch von Gerinnungsfaktoren, z.B. bei:
- Niereninsuffizienz
- Bei Dialysepatienten sind die Protein C-Werte um bis zu 40% reduziert
- Vitamin-K-Mangel
Erhöhte Protein-C-Aktivität
Eine erhöhte Protein-C-Aktivität ist in der Regel ohne diagnostische Relevanz. Ursachen für eine Erhöhung sind:
- Einnahme oraler Kontrazeptiva
- Schwangerschaft
Hinweise
Falsch hohe Werte können durch hohe Heparinkonzentrationen (z.B. im Katheterblut) sowie durch die Anwesenheit von Lupus-Antikoagulantien verursacht werden. Falsch niedrige Werte treten in Anwesenheit von hohen Faktor-VIII-Konzentrationen auf.
Ebenso wird bei einem erniedrigten Hämatokrit (< 25%) eine verringerte und bei einem erhöhten Hämatokrit (> 60%) eine verstärkte Protein-C-Aktivität detektiert. Bei einer Hämolyse sind Abweichungen der Werte in alle Richtungen möglich.
Quellen
- ↑ Ranieri VM et al. Drotrecogin Alfa (Activated) in Adults with Septic Shock, N Engl J Med 2012; 366:2055-2064, abgerufen am 03.07.2019
Literatur
- Laborlexikon.de, abgerufen am 06.05.2021