Actinomyces odontolyticus
Englisch: actinomyces odontolyticus
Definition
Actinomyces odontolyticus ist ein Bakterium aus der Familie der Aktinomyzeten. Es ist potentiell pathogen und kann eine Aktinomykose sowie andere Erkrankungen verursachen.
Erreger
Aktinomyceten sind grampositive Stäbchen und gehören zu den fakultativen Anaerobiern. Somit zeigen sie zwar ein kapnophiles Verhalten und bevorzugen die Anwesenheit von CO2, können jedoch auch unter sauerstoffreichen Bedingungen wachsen und sind folglich mikroaerophil. Im Gegensatz zu anderen Anaerobiern wie den Clostridien sind Aktinomyceten nicht in der Lage Sporen auszubilden. Allerdings wachsen sie filamentös und werden deshalb auch als Strahlenpilz bezeichnet. Actinomyces ododntolyticus gehört zur residenten oder transienten Normalflora des Menschen und bewohnt vor allem die Mundhöhle.
Klinik
Actinomyces odontolyticus führt wie Actinomyces israelii zu Aktinomykosen. Dabei handelt es sich meist um eine Mischinfektion. So sind auch die Erreger Actinomyces actinomycetemcomitans, Fusobacterium nucleatum oder Bacteroidaceae oft als Begleitflora Bestandteil einer Aktinomykose. Die endogene Infektion mit dem Erreger verursacht eine zervikofaziale, chronisch destruktive, granulomatöse Entzündungsreaktion unter häufiger Einbeziehung von Gesicht, Unterkiefer, Nacken und Zunge.
Im Allgemeinen manifestieren sich 98 % aller Aktinomykosen im Zervikofazialbereich, wobei eher jüngere Erwachsene betroffen sind. Dies ist auf die besonders dichte Anaerobierbesiedlung der Mundhöhle und vor allem deren Anfälligkeit für Verletzungen zurückzuführen, was letztendlich eine Infektion mit dem Erreger ermöglicht. Typische Symptome sind brettharte, kaum schmerzhafte, livide verfärbte Indurationen im betroffenen Bereich. Komplikationen sind meistens nicht nur Vernarbungen des erkrankten Areals, sondern auch die Entstehung eitriger Abszesse, die sich oft durch zahlreiche Fistelgänge nach außen selbst drainieren. Eine Blutstrominvasion könnte sogar mit lebensgefährlichen Hirnabszessen einhergehen. Männer erkranken ungefähr dreimal so oft wie Frauen.
Darüber hinaus ist Actinomyces odontolyticus an der Entstehung der Zahnkaries und Parodontitis beteiligt. Der Erreger wird zum sogenannten violetten Komplex gerechnet.
Diagnostik
- Eine kulturelle Anzucht des Erregers unter anaeroben Bedingungen ist zum Nachweis nötig. Als Untersuchungsmaterial dienen hierbei Eiter, Fistelsekret oder Granulationsgewebe. Actinomyces odontolyticus wachsen nur langsam, weshalb Kolonien erst nach ungefähr zwei Wochen makroskopisch auf einer Agarplatte zu sehen sind.
- In der Ziehl-Neelsen-Färbung, die normalerweise in der Diagnostik von Mykobakterium tuberculosis eingesetzt wird, zeigt das Bakterium eine partielle Säurefestigkeit.
- In der Gram-Färbung zeigt Actinomyces odontolyticus ein positives Verhalten.
Therapie
Aktinomykosen zeigen eine sehr hohe Rezidivneigung auf. Daher gelingt eine komplette Ausheilung durch alleinige chirurgische Entfernung der Abszesse und Fistelgänge nur in sehr seltenen Fällen. Eine Ergänzung mit Antibiotika zur Therapie einer Infektion mit Actinomyces odontolyticus ist notwendig. Aufgrund dessen, dass es sich bei der Aktinomykose um eine Mischinfektion handelt, muss ein Breitbandantibiotikum verabreicht werden, da sonst Aktinomyceten, aber nicht die Begleitkeime erfasst würden. Aminopenicilline wie Amoxicillin und Ampicillin erweisen sich als zuverlässige Medikation, jedoch bevorzugt in Kombination mit Beta-Laktamase-Inhibitoren wie Sulbactam oder Clavulansäure, um die Begleitflora ebenfalls zu bekämpfen. Auch Tetracycline wie Doxycyclin in Zusammenwirkung mit Metronidazol oder Clindamycin sind denkbar.