Epithelialer Natriumkanal: Unterschied zwischen den Versionen
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==Biochemie== | ==Biochemie== | ||
Der epitheliale Natriumkanal ist als Heterotrimer aus drei | Der epitheliale Natriumkanal ist als [[Heterotrimer]] aus drei [[homolog]]en Untereinheiten (α, β, γ) aufgebaut. Diese Untereinheiten werden von drei [[Gen]]en kodiert: | ||
* SCNN1A (Genlokus 12p13.31) | * SCNN1A ([[Genlokus]] [[Chromosom 12|12p13.31]]) | ||
* SCNN1B (Genlokus | * SCNN1B (Genlokus [[Chromosom 16|16p12.2]]) | ||
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Jede Untereinheit besteht aus 2 Transmembran-Helices und einer | Jede Untereinheit besteht aus 2 [[Transmembrandomäne|Transmembran]]-[[Helix|Helices]] und einer [[extrazellulär]]en Schleife. Der ENaC ist v.a. für Natriumionen aber auch für [[Lithium]]ionen und [[Proton]]en durchlässig. Er ist im Grundzustand geöffnet ([[konstitutiv]] aktiver Kanal). | ||
Des Weiteren existiert eine δ-Untereinheit, die statt der α-Untereinheit | Des Weiteren existiert eine δ-Untereinheit, die statt der α-Untereinheit eingebaut werden kann. Diese Sonderform des ENaC findet man in [[Pankreas]], [[Hoden]], [[Lunge]] und [[Ovar]]ien. Die Funktion ist derzeit (2020) unklar. | ||
==Funktion== | ==Funktion== | ||
Der epitheliale Natriumkanal ist v.a. an der Resorption von Natriumionen an den | Der epitheliale Natriumkanal ist v.a. an der Resorption von Natriumionen an den [[Sammelrohr]]en der [[Niere]] beteiligt. | ||
Weiterhin findet sich ENaC in der | Weiterhin findet sich ENaC in der [[apikal]]en bzw. [[luminal]]en Membran von [[Epithelzelle]]n der Lunge, des [[Genitaltrakt]]es und des [[Kolon]]s. Dort dient er der Regulation der [[Osmolarität]] sowie der zellulären [[Homöostase]]. | ||
Epitheliale Natriumkanäle im Gehirn spielen außerdem eine Rolle bei der | Epitheliale Natriumkanäle im [[Gehirn]] spielen außerdem eine Rolle bei der [[Blutdruck]]regulation. In der [[Haut]] befindet sich ENaC v.a. im [[Zytoplasma]] von [[Keratinozyt]]en und [[Talgdrüse]]n sowie in der apikalen Membran von Epithelzellen der [[Ausführungsgang|Ausführungsgänge]] von [[Schweißdrüse]]n. Des Weiteren kommt ENaC auch in den [[Mikrovilli]] der [[Geschmacksrezeptor]]en der [[Zunge]] vor und spielt eine Rolle bei der Salzwahrnehmung. | ||
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==Klinik== | ==Klinik== | ||
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Interaktionen von ENaC mit CFTR sind von pathophysiologischer Relevanz bei der zystischen Fibrose (CF). Durch den CFTR-Defekt wird ENaC hochreguliert und verstärkt die Symptome bei Patienten mit CF. | Interaktionen von ENaC mit [[CFTR]] sind von pathophysiologischer Relevanz bei der [[zystische Fibrose|zystischen Fibrose]] (CF). Durch den CFTR-Defekt wird ENaC hochreguliert und verstärkt die Symptome bei Patienten mit CF. | ||
==Pharmakologie== | ==Pharmakologie== | ||
ENaC wird durch Amilorid und Triamteren blockiert. | ENaC wird durch [[Amilorid]] und [[Triamteren]] blockiert. | ||
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[[Fachgebiet:Biochemie]] | [[Fachgebiet:Biochemie]] | ||
[[Tag:Aldosteron]] | [[Tag:Aldosteron]] |
Aktuelle Version vom 21. März 2024, 10:10 Uhr
Synonyme: SCNN1, ASSC
Englisch: epithelial sodium channel non-neuronal 1(SCNN1), amiloride-sensitive sodium channel (ASSC)
Definition
Ein epithelialer Natriumkanal, kurz ENaC, ist ein Ionenkanal, der hauptsächlich für Natriumionen durchlässig ist.
Biochemie
Der epitheliale Natriumkanal ist als Heterotrimer aus drei homologen Untereinheiten (α, β, γ) aufgebaut. Diese Untereinheiten werden von drei Genen kodiert:
Jede Untereinheit besteht aus 2 Transmembran-Helices und einer extrazellulären Schleife. Der ENaC ist v.a. für Natriumionen aber auch für Lithiumionen und Protonen durchlässig. Er ist im Grundzustand geöffnet (konstitutiv aktiver Kanal).
Des Weiteren existiert eine δ-Untereinheit, die statt der α-Untereinheit eingebaut werden kann. Diese Sonderform des ENaC findet man in Pankreas, Hoden, Lunge und Ovarien. Die Funktion ist derzeit (2020) unklar.
Funktion
Der epitheliale Natriumkanal ist v.a. an der Resorption von Natriumionen an den Sammelrohren der Niere beteiligt.
Weiterhin findet sich ENaC in der apikalen bzw. luminalen Membran von Epithelzellen der Lunge, des Genitaltraktes und des Kolons. Dort dient er der Regulation der Osmolarität sowie der zellulären Homöostase.
Epitheliale Natriumkanäle im Gehirn spielen außerdem eine Rolle bei der Blutdruckregulation. In der Haut befindet sich ENaC v.a. im Zytoplasma von Keratinozyten und Talgdrüsen sowie in der apikalen Membran von Epithelzellen der Ausführungsgänge von Schweißdrüsen. Des Weiteren kommt ENaC auch in den Mikrovilli der Geschmacksrezeptoren der Zunge vor und spielt eine Rolle bei der Salzwahrnehmung.
Regulation
Die Aktivität von ENaC im Kolon und in der Niere wird durch das Mineralokortikoid Aldosteron moduliert. Weiterhin wird ENaC in der Niere durch das atriale natriuretische Peptid gehemmt, was zu Natriurese und Diurese führt. Bei der Regulation von ENaC spielen außerdem WNK-Kinasen (u.a. SGK1) eine wichtige Rolle.[1]
Klinik
Gain-of-Function-Mutationen der β- oder γ-Untereinheit von ENaC führen zum Liddle-Syndrom (Pseudohyperaldosteronismus). Weiterhin können Mutationen zum autosomal-rezessiv vererbtem Pseudohypoaldosteronismus Typ 1 führen.
Interaktionen von ENaC mit CFTR sind von pathophysiologischer Relevanz bei der zystischen Fibrose (CF). Durch den CFTR-Defekt wird ENaC hochreguliert und verstärkt die Symptome bei Patienten mit CF.
Pharmakologie
ENaC wird durch Amilorid und Triamteren blockiert.
Quellen
- ↑ Dittmer A. Dissertation: Rolle der WNK Kinasen bei der Regulation des Elektrolyttransportes im distalen Nephron der BKβ1-Knock-out-Maus, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, 2013