Vorhofflimmern (Pferd)
Englisch: atrial fibrillation
Definition
Als Vorhofflimmern bezeichnet man eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen beim Pferd.
Vorkommen
Das Vorhofflimmern ist die häufigste atriale Arrhythmie beim Pferd und kommt vor allem bei adulten, großen Tieren (z.B. Warmblütern) vor.
Pathophysiologie
Vorhofflimmern entsteht häufig idiopathisch, d.h. ohne zugrundeliegende Herzerkrankung. Begünstigende Faktoren sind:
- der physiologischerweise große Vorhof des Pferdes,
- der hohe Vagotonus,
- altersbedingte Veränderungen am Herzen,
- andere Herzerkrankungen.
Pathophysiologisch basiert das Vorhofflimmern auf einer abnormen elektrischen Aktivität der Vorhöfe, die zu kreisenden Erregungen führt. Normalerweise tragen die Vorhöfe mit ihrer spätdiastolischen Kontraktion zur Ventrikelfüllung bei. Im Falle von Vorhofflimmern ist die Vorhofkontraktion jedoch ineffektiv, sodass aufgrund des Frank-Starling-Mechanismus auch die Kontraktionskraft der Ventrikel abnimmt.
Klinik
In Ruhe zeigen die Pferde meist keine Symptome. Erst bei Belastung macht sich die geringere Ventrikelfüllung in Form von Tachypnoe und Dyspnoe bemerkbar. Zusätzlich kommt es bei den meisten Pferden zu einem drastischen Leistungsabfall, was vor allem bei Rennpferden, Polo-Ponies u.ä. beobachtet werden kann.
Diagnostik
Die Diagnostik stützt sich auf mehrere Pfeiler, wobei die klinische Untersuchung ein essentieller Bestandteil ist. Dabei kann meist ein unregelmäßiger Puls ertastet werden. Im Zuge der Herzauskultation fällt eine absolute Arrhythmie und das Fehlen des vierten Herztons auf. Die Herzfrequenz ist meist normal oder leicht erniedrigt (< 28 Schläge pro Minute). Anschließend sollte ein EKG angefertigt werden, wobei hier keine eindeutig identifizierbare P-Welle zu erkennen ist. Außerdem zeigen sich unterschiedliche R-R-Intervalle.
Es sollt auch immer eine Echokardiographie durchgeführt werden, um mögliche begleitende Herzerkrankungen (z.B. Mitralklappeninsuffizienz) auszuschließen (wichtig für die Prognose und Therapie). Zusätzlich empfiehlt sich die Kontrolle der Elektrolyte mittels einer blutchemischen Untersuchung.
Therapie
Je nach Klinik und Verwendungszweck des Tiers kann zwischen zwei Therapieformen gewählt werden. Neben einer medikamentösen Behandlung mit Chinidin kann die Erkrankung auch mithilfe einer transvenösen elektrischen Kardioversion (TVEC) therapiert werden.
Chinidin
Chinidin ist ein Antiarrhythmikum der Klasse Ia nach Vaughan Williams. Es blockiert den Natriumeinstrom und bewirkt eine Membranstabilisierung. Außerdem hat es negativ inotrope, chronotrope und lusitrope Effekte. Chinidin hat jedoch eine sehr enge therapeutische Breite, sodass es bei Intoxikationen zu Symptomen wie Anorexie, Kolik, Tachykardie u.ä. kommen kann. Außerdem kann es die AV-Überleitung beschleunigen (positiv dromotrop), sodass die Flimmerwellen potenziell ein Kammerflimmern auslösen.
Transvenöse elektrische Kardioversion
Bei der transvenösen elektrischen Kardioversion werden spezielle Katheter mit Elektroden in das Herz eingeführt, um lokal Stromstöße zu verabreichen. Die richtige Position des Katheters wird mittels Druckmessungen, Ultraschall und Röntgenbildern überprüft.
Postinterventionell kann nach einer Ruhepause von ca. 4 Wochen das Training wieder aufgenommen werden. Die Erfolgsquote ist im Gegensatz zur Behandlung mit Chinidin etwas höher und die Gefahr von Nebenwirkungen etwas geringer.[1]
Literatur
- VO-Unterlagen, Fröhlich, Wolfgang. 7.Semester Vorlesung. Cardiologie beim Pferd. Diagnose, Therapie und begleitende Maßnahmen.
- Honorarfreies Beispielvideo Kardioversion an der Veterinärmedizinischen Universität Wien
Quellen
- ↑ Veterinärmedizinische Universität Wien. Diagnose Vorhofflimmern beim Pferd – neue Therapiemethode an der Vetmeduni Vienna, wenn der Herzrhythmus verrücktspielt Infoservice, abgerufen am 27.02.2020
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