(Weitergeleitet von VES)
Ventrikuläre Extrasystolen, kurz VES, sind Extrasystolen, deren Ursprungsort unterhalb der Bifurkation des His-Bündels liegt.
Ventrikuläre Extrasystolen sind grundsätzlich durch einen deformierten, verbreiterten QRS-Komplex charakterisiert. Da die Erregung einer ventrikulären Extrasystole in der Regel nicht retrograd geleitet wird, kommt es nicht zu einer Verschiebung des Grundrhythmus (Sinusrhythmus). Daraus folgt, dass die auf eine ventrikuläre Extrasystole folgende normale Sinusaktion auf refraktäres Myokard trifft und nicht weitergeleitet werden kann.
Folge ist eine kompensierte Pause bei ventrikulärer Extrasystole, d.h. der Abstand zwischen zwei normalen Herzaktionen liegt bei genau dem Zweifachen des RR-Abstandes.
Ventrikuläre Extrasystolen können monomorph oder polymorph sein.
Ventrikuläre Extrasystolen können in einer bestimmten Regelmäßigkeit auftreten oder in bestimmter Beziehung zum Sinusrhythmus stehen. Nach diesem Kriterium unterscheidet man:
In der internationalen Literatur wird der Begriff "Trigeminus" bzw. "Trigeminie" häufig nicht für die 1:2-Extrasystolie, sondern für die 2:1-Extrasystolie verwendet, der "Quadrigeminus" entsprechend für die 3:1-Extrasystolie.
Ventrikuläre Extrasystolen mit kompensierter Pause werden von Patienten häufig als Palpitation ("Aussetzer" oder "Herzstolpern") beschrieben. Eine frühe Extrasystole hat in der Regel bei kurzer diastolischer Füllung ein vermindertes Auswurfvolumen. So können vorhandene Extrasystolen zu einem objektivierbaren Pulsdefizit führen.
Bei ventrikulären Extrasystolen im Ruhe-EKG sollte für eine umfassende Beurteilung ein Langzeit-EKG durchgeführt werden. Bei Herzgesunden sind ventrikuläre Extrasystolen harmlos.
Bei Patienten mit einer Herzerkrankung, insbesondere hochgradiger KHK oder Herzinsuffizienz sowie Zustand nach Herzinfarkt, können Extrasystolen zu lebensbedrohlichen Kammertachykardien und Kammerflimmern führen. Zur Risikostratifizierung hat sich die Lown-Klassifikation bewährt, in der ventrikuläre Extrasystolen hierarchisch eingeteilt werden.
Bei herzkranken Patienten gelten gehäufte polymorphe VES, der Bigeminus und Trigeminus und gehäufte Couplets und Salven als Warnsymptom. Ein besonderes Alarmsignal ist in diesem Zusammenhang das R-auf-T-Phänomen.
Bei Gesunden ist keine Therapie erforderlich. Nur ausnahmsweise kann bei starker subjektiver Befindlichkeitsstörung eine Therapie mit Betablockern oder einem Sedativum erfolgen, sofern hierfür keine Kontraindikationen bestehen.
Bei ventrikulären Extrasystolen auf Grundlage einer Herzerkrankung ist eine Optimierung der Therapie der Grunderkrankung anzustreben. Klassische Antiarrhythmika sind kontraindiziert, da sie die Gesamtprognose verschlechtern (CAST-Studie). Als medikamentöse Therapie ist bei fehlenden Kontraindikationen die dauerhafte Gabe eines Betablockers ohne ISA (z.B. Bisoprolol, Metoprolol) sinnvoll. Diese verringern das Risiko einer Kammertachykardie bei ventrikulären Extrasystolen.
Ist es bereits (mehrfach) zu Kammertachykardie oder Kammerflimmern gekommen, sind nichtmedikamentöse Behandlungsverfahren die Therapie der Wahl. Mögliche Optionen sind ein implantierbarer Defibrillator, die Katheterablation arrhythmogener Herde oder spezielle chirurgische Verfahren zur Behandlung von Arrhythmien.
Tags: EKG, Extrasystole, Herzrhythmusstörung
Fachgebiete: Kardiologie
Diese Seite wurde zuletzt am 12. März 2020 um 16:22 Uhr bearbeitet.
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