Tuberkulose (Pferd)
Synonym: Tbc
Englisch: tuberculosis
Definition
Die Tuberkulose ist eine chronische Allgemeininfektion beim Pferd.
Ätiologie
Die Tuberkulose wird durch Mykobakterien des Mycobacterium-tuberculosis-Komplexes hervorgerufen. Hierzu zählen folgende Erreger der Gattung Mycobacterium:
- Mycobacterium tuberculosis
- Mycobacterium africanum
- Mycobacterium carnetti
- Mycobacterium bovis
- Mycobacterium caprae
- Mycobacterium microti
- Mycobacterium pinnipedi
Die ersten drei genannten Spezies sind die Tuberkulose-Erreger des Menschen. Sie können zwar auch Pferde infizieren, eine Übertragung erfolgt jedoch nur von Mensch zu Mensch.
Erreger
Mykobakterien sind grampositive und unbewegliche Stäbchenbakterien. Sie zeichnen sich besonders durch ihre Säure- und Alkoholfestigkeit, das Vorkommen von Mykolsäure mit 60 bis 90 C-Atomen sowie einen GC-Gehalt von 61 bis 71 mol % aus. Die geraden oder leicht gebogenen Bakterien sind 0,2 bis 0,7 x 1,0 bis 10 µm groß und können vereinzelte Filamente ausbilden.
Epidemiologie
Mykobakterien weisen eine hohe Tenazität auf. Sie wird durch das Einhüllen der Erreger in Bronchialschleim, Milch oder ähnlichen Medien deutlich gesteigert. Unter günstigen Bedingungen können die Bakterien in der Außenwelt mehrere Monate lang infektiös bleiben. Zusätzlich weisen sie eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Säuren und Laugen auf. Eine Desinfektion kann daher nur mit speziell für Tuberkuloseerreger geprüfte Präparate durchgeführt werden.
Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch engen Kontakt mit Tieren oder Menschen, die an der offenen Form der Tuberkulose leiden (Erreger sind im Sputum nachweisbar). Zusätzlich können Infektionen über rohe Lebensmittel, die von infizierten Tieren stammen sowie sekundär über kontaminiertes Futter stattfinden.
Pathogenese
Mykobakterien sind fakultativ intrazelluläre Erreger, die dazu neigen, persistente Infektionen zu verursachen. Die Bakterien befallen bevorzugt Makrophagen. Sowohl das Überleben in diesen Zellen als auch die Modifikation der zellulären Immunantwort sind von zentraler Bedeutung für die Pathogenität.
Klinik
Da die Tuberkulose eine zyklische Allgemeininfektion ist, ist das klinische Bild vom Stadium der Erkrankung abhängig. In der ersten Infektionsperiode entwickelt sich ein Primärherd, dessen Lokalisation vom Infektionsweg bestimmt wird. Anschließend werden die regionären Lymphknoten in die Entzündung mit eingebunden, sodass sich ein sogenannte Primärkomplex bildet. Diese Primärherde können entweder ausheilen oder in abgekapselter Form über längere Zeit hinweg bestehen bleiben. Sie können aber auch zum Ausgangspunkt der Frühgeneralisation der Infektion werden. In der anschließenden postprimären Infektionsperiode kann sich aber auch eine isolierte chronische Organtuberkulose entwickeln. Es kommt zu Einschmelzungsprozessen, die zu Einbrüchen in nach außen führende Hohlräume führen, sodass es zur sogenannten offenen Tuberkulose kommt.
Durch die Verschiebung des Erreger-Wirt-Verhältnisses zugunsten des Erregers entwickelt sich die Spätgeneralisation. Diese Infektionspahse ist durch ausgeprägte exsudative Prozesse und hämatogene Erregerstreuung gekennzeichnet. Aufgrund einer unzureichenden Aktivität der zellvermittelten Immunreaktion kann die Tuberkulinreaktion in diesem Stadium negativ ausfallen. In diesem auch als Niederbruchphase bezeichnetem Stadium kommt es zur Ausbildung schwerer Allgemeinstörungen.
Pferde leiden an einer proliferativen Form der Erkrankung. In erster Linie sind Darm, Lunge, Tonsillen, Kehlgangs- und Retropharyngeallymphknoten betroffen.
Diagnose
Die Diagnosestellung erfolgt entweder durch den direkten Erregernachweis oder durch den Nachweis einer immunologischen Reaktion. Aufgrund des extrem langsamen Wachstums pathogener Mykobakterien werden vorrangig molekularbiologische Methoden zur Identifizierung herangezogen.
Ein indirekter Nachweis wird mithilfe des Tuberkulintests durchgeführt.
Therapie
Ein Therapieversuch ist nur in Ausnahmefällen gerechtfertigt.
Zoonotische Bedeutung
Tuberkulose ist eine Zoonose, sodass Tierbesitzer entsprechend informiert werden müssen.
Literatur
- Brehm W., Gehlen H., Ohnesorge B. et al., Hrsg. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2016.
- Rolle M., Mayr A. (Hrsg.). Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeite Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag; 2007.
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