Thioridazin
Handelsnamen: Melleril® u.a.
Englisch: thioridazine
Definition
Thioridazin gehört zu den Phenothiazinen und wird als niederpotentes Neuroleptikum eingesetzt.
Chemie
Die chemische Bezeichnung für Thioridazin ist (RS)-10-[2-(1-Methylpiperidin-2-yl)ethyl]-2-methylsulfanylphenothiazin. Die Summenformel lautet C21H26N2S2. Der Wirkstoff liegt als Razemat aus zwei Enantiomeren vor.
Wirkmechanismus
Neuroleptika werden in der Schizophrenie-Therapie eingesetzt, da sie antipsychotisch und sedierend wirken. Sie lassen sich in Generationen aufteilen und können innerhalb dieser nochmal nach ihrer jeweiligen pharmakologischen Potenz gegliedert werden:
1. Generation:
- hochpotente Neuroleptika (z.B. Haloperidol, Fluphenazin, Perphenazin)
- niederpotente Neuroleptika (z.B. Promethazin, Melperon, Levomepromazin)
2. Generation: atypische Neuroleptika (z.B. Olanzapin, Clozapin, Quetiapin, Risperidon)
Da Psychosen vor allem auf die Wirkung der Neurotransmitter Dopamin und Serotonin zurück zu führen sind, müssen auch entsprechend deren Rezeptoren im ZNS gehemmt werden. Verschiedene Arzneistoffe binden somit kompetitiv D2- (Dopamin-) oder 5HT2- (Serotonin-) Rezeptoren und regulieren somit als Antagonisten den Einfluss der Neurotransmitter auf die Psyche.
Thioridazin ist ein solcher Dopaminantagonist, der die Dopamin-Rezeptoren blockiert und dadurch die Wirkung von Dopamin hemmt. Außerdem wird auch dessen weitere Freisetzung sowie Weitergabe unterdrückt. Im Vergleich zu seiner antipsychotischen Wirkkomponente überwiegt stark die sedative. Für eine Monotherapie von Psychosen sind niederpotente Neuroleptika wie das Thioridazin somit ungeeignet, da durch deren höhere Dosierung auch andere Rezeptoren (in diesem Fall mACh-Rezeptoren, Adrenorezeptoren und Histaminrezeptoren) aktiviert werden und dies zusätzliche Nebenwirkungen nach sich zieht. Es zeigt auch eine Affinität zu Serotonin-Rezeptoren auf, was dieselbe Wirkung erreicht.
Indikationen
Off-label wird Thioridazin zur Behandlung der granulomatösen Amöbenenzephalitis (GAE) sowie bei XDR-Tuberkulose eingesetzt.
Nebenwirkungen
- Müdigkeit, Somnolenz
- Mundtrockenheit
- Übelkeit, Erbrechen, Obstipation
- QT-Verlängerung (dosisabhängig)
- maligne bis letale Herzrhythmusstörungen
- EPS
Kontraindikationen
Die gleichzeitige Einnahme von Cytochrom-P450-Inhibitoren, Antidepressiva oder Betablockern ist kontraindiziert.