Englisch: personality disorder
Persönlichkeitsstörungen sind überdauernde Verhaltensmuster, die sich in starren Reaktionen auf unterschiedliche Lebenslagen äußern, und somit vom flexiblen und in der bestimmten Situation angemessenen Verhalten abweichen.
Um die Persönlichkeitsstörung zu verstehen, ist es sinnvoll, sich zunächst einen groben Überblick über physiologische Persönlichkeitszüge zu verschaffen.
Durch Forschung in verschiedenen Populationen ist es gelungen, das sogenannte Big-five-model oder auch die fünf Persönlichkeitsfaktoren zu ermitteln, die zur wesentlichen Beschreibung einer Persönlichkeit eine Rolle spielen:
Ist die Persönlichkeit gestört, sind folgende Kriterien erfüllt:
Die Angaben über die Prävalenz schwanken stark. Für Deutschland gilt eine durchschnittliche Prävalenz von 11%, in psychiatrische behandelten Gruppen ist die Prävalenz wesentlich höher und liegt bei 40-50 %.
Es existieren verschiedene Theorien zur Entstehung der Persönlichkeitsstörung.
Persönlichkeitsstörungen entstehen durch Störungen der einzelnen Entwicklungsstufen. In der oralen Phase werden eher abhängige und passiv-aggressive Persönlichkeitsstörungen erworben. In der analen Phase hingegen zwanghafte und rigide Störungen. Störungen in der phallischen Phase führen zur Unfähigkeit zu intimen Bindungen.
Lerntheoretiker sehen die Persönlichkeitsstörungen als erlerntes Verhalten an. Hierbei spielen sowohl die operante Konditionierung als auch das Modell-Lernen eine Rolle.
In Zeiten der verbesserten Untersuchungstechniken lassen sich natürlich auch neurobiologische Gesichtspunkte nicht bestreiten. Bei Kindern, die später Persönlichkeitsstörungen erleiden, zeigen sich schon im Kindesalter Zeichen einer "minimal brain dysfunction", das heißt leichte neurologische Auffälligkeiten, Allgemeinveränderungen im EEG, Verhaltensauffälligkeiten und morphologische Veränderungen im frontalen Kortex.
Auch bei den Persönlichkeitsstörungen spielt die genetische Disposition eine große Rolle. Dies trifft insbesondere für dissoziale Störungen und Borderline-Störungen zu.
Bei der Pflege von Menschen mit Persönlichkeitsstörung muss situativ abgewogen werden, wie die Pflegeperson reagieren soll. Vor allem bei einer histrionischen Persönlichkeitsstörung ist oft nicht leicht zu entscheiden, ob man dem Patienten die von ihm geforderte Aufmerksamkeit schenken soll oder sein Anliegen ignoriert. Innerhalb des Teams sollten alle Äußerungen und Handlungen des Patienten offen kommuniziert werden, da es durch die manipulative Facette der Persönlichkeitsstörung leicht zu Spaltungen innerhalb des Teams kommen kann.
Die Persönlichkeitsstörungen werden je nach Merkmalsausprägung nach ICD-10 in verschiedene Typen eingeteilt:
Fachgebiete: Psychiatrie, Psychologie
Diese Seite wurde zuletzt am 9. August 2020 um 17:36 Uhr bearbeitet.
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