Anankastische Persönlichkeitsstörung
von altgriechisch: αναγκασμος ("anagkasmos") - Zwang
Synonym: zwanghafte Persönlichkeitsstörung
Englisch: anancastic personality disorder
Definition
Die anankastische Persönlichkeitsstörung ist eine Form der Persönlichkeitsstörung, die dadurch gekennzeichnet ist, dass die betroffenen Personen besondere Starrheit und Perfektionismus sowohl in ihrem Denken als auch in ihrem Handeln an den Tag legen.
ICD10-Code: F60.5
Symptome
Menschen mit anankastischer Persönlichkeitsstörung sind sehr unentschlossen. Sie zweifeln viel an sich und anderen, doch dies ist nicht mehr als ein Ausdruck ihrer persönlichen Unsicherheit.
Sie neigen dazu, sich zu viele Aufgaben vorzunehmen. Diese wollen sie jeweils in Perfektion ausführen, was dann zum Verlust des Überblickes über die Situation führt. Die Patienten leben in einem ständigen Bedürfnis nach Kontrolle. Hierbei ist es egal, ob die zu erledigende Aufgabe wirklich wichtig ist oder nicht. Es kann keine Priorität ausgemacht werden. Häufig werden wichtige Dinge ganz hinten angestellt und gehen so unter, da unwichtigere, kleinere Aufgaben vorgezogen werden. Diesen wird dann unverhältnismäßig viel Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt.
Die Argumentation folgt oft Logik und Vernunft. Gefühlsmäßige Äußerungen anderer werden eher nicht toleriert. Auch sind die Personen nicht fähig, anderen Menschen gegenüber warme Gefühle zu zeigen.
Im Leben werden allgemein Arbeit und Produktivität vor soziale Kontakte und Vergnügen gestellt. Wenn Freizeitaktivitäten anstehen, müssen diese stets konkret geplant und nicht mehr verändert werden.
Diese Persönlichkeitsstörung setzt auch einen besonderen Eigensinn und Starrsinn voraus. Die Betroffenen bestehen darauf, dass andere Menschen, ihre Gewohnheiten den eigenen unterordnen.
Komorbidität
Häufig leiden Menschen mit anankastischer Persönlichkeitsstörung auch unter einer depressiven Verstimmung. Außerdem treten anankastische Persönlichkeitsstörungen häufig zusammen mit Zwangsstörungen auf. Diese beiden Erkrankungen haben jedoch keinen ursächlichen Zusammenhang.
Therapie
Das Therapieziel bei jeder Art der Persönlichkeitsstörung ist nicht die Heilung, sondern eher die Verbesserung der sozialen Kompetenz, die Strukturierung des Umfeldes und die Anwendung des Erlernten im sozialen Umfeld.
Im Vordergrund des Therapiekonzeptes stehen die Psychotherapie und die Soziotherapie.
Häufig kommen die Patienten nicht aus eigenem Antrieb, sondern aus sozialem Druck, weil beispielsweise die Familie Druck ausübt oder der Partner mit Trennung droht.
Eine tragfähige Beziehung zwischen dem Patienten und dem Therapeuten sollte zu Beginn der Therapie angestrebt werden, wobei nicht nur der Aufbau der Beziehung eine Herausforderung darstellt, sondern auch das Aufrechterhalten. Kann keine dauerhafte Beziehung eingegangen werden, wird die Therapie meist abgebrochen.
Medikamentöse Therapie kommt hauptsächlich bei Komorbidität zum Einsatz. Bei begleitender depressiver Störung können Antidepressiva eingesetzt werden. Bei begleitender Angststörung können Neuroleptika zum Einsatz kommen. Carbamazepin und Lithium werden stabilisierende Wirkungen zugesprochen.