Histrionische Persönlichkeitsstörung
von lateinisch: histrio - Schauspieler
Synonym: HPS, "Hysterie" (obsolet)
Englisch: histrionic personality disorder
Definition
Die histrionische Persönlichkeitsstörung ist eine Persönlichkeitsstörung, die durch dramatisch-theatralisches, manipulatives und extravertiertes Verhalten gekennzeichnet ist. Sie wird den Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen zugeschrieben.
Symptome
- Suchen nach Aufmerksamkeit
- Ichbezogenheit
- verführerisches oder sexuell provokatives Verhalten
- wechselhafte und übertriebene Emotionen, Affektlabilität
- gefühlsbetonter Sprachstil
- Kommunikations- und Bindungsschwäche
- Unfähigkeit, tiefe und länger dauernde Beziehungen zu führen
Therapie
Die Symptomatik der histrionischen Persönlichkeitsstörung erfordert eine psychotherapeutische Behandlung, die ggf. medikamentös unterstützt werden kann. Die zugrunde liegende Persönlichkeitsstörung selbst ist meist therapieresistent.
Medizingeschichte
Die Hysterie gilt als die älteste beobachtete psychische Störung. Sie wurde lange Zeit als eine Erkrankung angesehen, die ausschließlich Frauen betrifft. Aufzeichnungen über diese Erkrankung gehen bis auf das 2. Jahrhundert vor Christus zurück. In antiken Schriften des sog. Corpus Hippocraticum wurde die Ursache dieser Krankheit im Uterus verortet, daher auch der Begriff vom altgriechischen ὑστέρα ("hystera") - Uterus. Platon war der Meinung, dass die Gebärmutter ein gewisses Verlangen habe und wenn dieses nicht erfüllt sei, würde die Gebärmutter im Körper umherwandern. Bei der Wanderung würde der Uterus Organe, wie z.B. das Herz oder das Gehirn, schädigen.
Es wurde beobachtet, dass Frauen, die sexuell aktiv waren, in weitaus geringerem Maße daran erkrankten. Unverheirateten Frauen wurde zur einer Heirat geraten und verheirateten Frauen zu einer Schwangerschaft. Durch diese Beobachtung wurde auch die erste Therapieform der Hysterie eingeführt, die anfänglich nur Ärzten und später Hebammen vorbehalten war. Während des Mittelalters und der Renaissance fing man an, erkrankte Patientinnen mittels vaginalen Massagen (Beckenbereich-Massagen) zu therapieren. Um zeitliche Ressourcen zu sparen, wurden im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts diverse Massage-Geräte entwickelt. Eines dieser Geräte stellte ein Tisch mit einer phallusartigen Erhöhung dar, über das sich die Erkrankten legen konnten. Weiterhin wurden sogenannten Vibratoren entwickelt, die mithilfe eines Uhrwerkes angetrieben wurden. Weitere damalige Behandlungsansätze waren die Ovarialpresse oder die Klitoridektomie. Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein galt die Klitoris als hysterogene Zone und somit als Ursprung dieser Erkrankung.
Wissenschaftliche Theorien zum Ursprung der Hysterie, die zerebelläre Funktionsstörungen als Ursache in Betracht zogen, entstanden erst Mitte des 18. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert waren es letztlich Jean-Martin Charcot und Sigmund Freud, welche die Hysterie als psychische Erkrankung etablierten.