Tebentafusp
Handelsname: Kimmtrak®
Englisch: tebentafusp
Definition
Tebentafusp ist ein Arzneistoff, der zur Behandlung des Aderhautmelanoms eingesetzt wird. Er gehört zu den sogenannten BiTE-Antikörpern.
Aufbau
Tebentafusp ist ein bispezifisches Fusionsprotein mit einer molekularen Masse von rund 76 kDa, das rekombinant durch genetisch modifizierte Escherichia-coli-Zellen hergestellt wird. Es besteht aus mehreren scFv-Fragmenten. Sie formen zwei über einen Linker verbundene Antikörper. Ein Antikörper richtet sich gegen das Tumorantigen, der andere gegen den CD3-Rezeptor von T-Zellen. Letzterer wirkt als Immuneffektor.
Wirkmechanismus
Der Tumorantikörper adressiert das Zielantigen Glykoprotein 100 (gp100), das in hoher Konzentration in den Melanosomen der Tumorzellen vorkommt. Er bindet an das gp100 auf der Oberfläche der Tumorzellen, während der gekoppelte Antikörper an den CD3-Rezeptor benachbarter T-Zellen bindet. Auf diese Weise wird eine immunologische Synapse gebildet. Die T-Zellen setzen darauf Zytokine und proteolytische Enzyme frei, die zu einer direkten Lyse der Tumorzellen in der Aderhaut führen.
Pharmakokinetik
Das Verteilungsvolumen von Tebentafusp beträgt 5,25 l. Die Metabolisierung und Elimination des Wirkstoffs wurde nicht untersucht. Es ist davon auszugehen, dass Tebentafusp im katabolen Proteinstoffwechsel zu Peptiden und Aminosäuren abgebaut wird.
Indikation
- Therapie des inoperablen oder metastasierten Aderhautmelanoms bei erwachsenen Patienten, die HLA-A*02:01-positiv getestet wurden.
Darreichungsform
- Steriles Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Eine 0,5-ml-Durchstechflasche enthält 100 µg Tebentafusp, entsprechend einer Konzentration von 200 μg/ml vor der Verdünnung
Dosierung
Tebentafusp wird nach folgendem Schama dosiert:
Tag | Dosis [µg] |
---|---|
1 | 20 |
8 | 30 |
15 | 68 |
Danach werden 68 µg Tebentafusp einmal wöchentlich verabreicht. Die empfohlene Infusionsdauer beträgt jeweils 15 bis 20 Minuten. Die Behandlung sollte solange fortgesetzt werden, wie sich klinische Vorteile darstellen und keine unzumutbare Toxizität auftritt.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Wie bei anderen BiTE-Antikörpern kommt es bei vielen Patienten unter der Therapie zu einem Zytokinfreisetzungssyndrom (CRS), das in den meisten Fällen innerhalb von 2 Tagen wieder abklingt. Bei Feststellung eines CRS ist eine sofortige Behandlung mit i.v.-Flüssigkeitsgabe, Antipyretika, Tocilizumab oder Glukokortikoiden einzuleiten. Die Patienten müssen bis zum Abklingen der Symptome überwacht werden.
Weitere mögliche häufige (≥ 1/100, < 1/10) oder sehr häufige Nebenwirkungen (≥ 1/10) sind u.a.:
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Schüttelfrost
- Fatigue
- Ödeme
- Hypotonie
- Gastrointestinaltrakt: Abdominalschmerz, Nausea, Erbrechen
- Bewegungsapparat: Arthralgie, Myalgie
- Haut: Exanthem, trockene Haut, Pruritus, Hyperpigmentierung/Hypopigmentierung
- Labor: ALAT- und ASAT-Erhöhung
Kontraindikation
- Überempfindlichkeit gegen Tebentafusp oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
Zulassung
Nutzenbewertung
Nach Einschätzung des IQWiG besteht für die Behandlung von Erwachsenen in der zugelassenen Indikation der Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie.[3]
Kosten
Die Jahrestherapiekosten einer Behandlung mit Tebentafusp betragen rund 610.000 €.[3]
Quellen
- ↑ Dhillon S. Tebentafusp: First Approval. Drugs. 2022
- ↑ Kimmtrak. EMA, abgerufen am 23.05.2024
- ↑ 3,0 3,1 Nutzenbewertungsverfahren zum Wirkstoff Tebentafusp (Neubewertung Orphan > 30 Mio: Uveales Melanom, HLA-A*02:01-positiv) G-BA 16.05.2024, abgerufen am 23.05.2024
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