BiTE-Antikörper
Synonyme: bispezifische T-Zell-Antikörper, BiTE®
Englisch: bispecific T-cell engagers, BiTEs
Definition
BiTE-Antikörper sind synthetisch hergestellte, bispezifische monoklonale Antikörper, die T-Zellen adressieren. Sie finden in der Immunonkologie Anwendung.
Struktur
Die Besonderheit des Antikörpers besteht in der Modifikation der Antigenbindungsstellen, die aus zwei scFv-Fragmenten bestehen. Ihre Molekülmasse beträgt zirka 55 kDa. Jedes dieser Fragmente verfügt über je eine variable Domäne auf seiner leichten (VL) und seiner schweren (VH) Kette. Die vier Domänen sind über Peptidbrücken miteinander verbunden und bilden dadurch eine einzige Aminosäurekette. Die Bispezifizität drückt sich durch die Möglichkeit der Bindung des einzelnen Fragments an zwei unterschiedliche Zielstrukturen aus.
Wirkmechanismus
Basierend auf der Bispezifität der BiTEs bindet eines der scFv-Fragmente an die Antigene der T-Zellen, insbesondere an die CD3-Rezeptoren. Das zweite Fragment adressiert die Zielzelle, die im Falle einer Tumortherapie eine maligne Tumorzelle darstellt. Der BiTE-Antikörper ruft somit eine Verbindung zwischen der T-Zelle und der Tumorzelle hervor. Diese aktiviert die T-Zellen, löst eine Immunreaktion und infolgedessen die Apoptose der Zielzelle aus.
Herstellung
Die Herstellung der BiTE's erfolgt unter Verwendung molekularbiologischer Methoden. Aufgrund dessen, dass das scFv-Fragment aus nur einer Aminosäurekette besteht, wird lediglich ein Gen und eine eukaryotische Zelllinie zur Gewinnung benötigt.
Anwendung
2015 wurde Blinatumomab als erster BiTE-Antikörper in Deutschland zugelassen. Therapeutisch wird der Wirkstoff zur Behandlung spezieller Formen der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) genutzt.
Seit April 2022 ist außerdem Tebentafusp zur Anwendung bei inoperablem oder metastasiertem Aderhautmelanom in Europa verfügbar. Als Zielantigen dient hierbei gp100.
Weitere Wirkstoffe zu Therapie des Melanoms, der akuten myeloischen Leukämie, sowie Tumoren des Gastrointestinaltraktes und der Lunge befinden sich aktuell noch in der klinischen Forschung oder im Zulassungsverfahren, so zum Beispiel Solitomab (MT110), das an das EpCAM-Antigen von Bronchialkarzinomen bindet.
Darüber hinaus wird daran gearbeitet, konventionell genutzte monoklonale Antikörper, wie zum Beispiel Trastuzumab, in BiTE-Antikörper zu überführen.