Prolidase-Mangel
Synonym: Hyper-Imidodipeptidurie
Englisch: prolidase deficiency, PD
Definition
Der Prolidase-Mangel ist eine seltene autosomal-rezessive hereditäre Enzymopathie, die zu einer Störung des Kollagenstoffwechsels führt.
Epidemiologie
Die Inzidenz der Erkrankung wird mit einem bis zwei Fällen pro 1.000.000 Geburten angegeben. In bestimmten Bevölkerungsgruppen scheint eine Häufung zu bestehen, dazu gehören beispielsweise die drusische und arabische Gemeinschaft in Israel. Insgesamt wird die Erkrankung sehr selten diagnostiziert, seit der Erstbeschreibung 1968 sind bislang (2021) weniger als 100 Fälle dokumentiert worden.[1]
Ätiopathogenese
Die Prolidase ist eine zytosolische Dipeptidase (Xaa-Pro-Dipeptidase), die Prolin oder Hydroxyprolin von Dipeptiden hydrolytisch abspaltet und so am Auf- und Abbau von Kollagen beteiligt ist.
Ursächlich für den Mangel ist eine Mutation des für die Prolidase kodierenden PEPD-Gens am Genlokus 19q13.11. Durch die verringerte Enzymaktivität kommt es einerseits zu Störungen des Kollagenstoffwechsels, andererseits zu einer Anreicherung von Prolin in Form von Imidodipeptiden. Diese werden mit dem Urin ausgeschieden.
Klinik
Die Erkrankung kann zwischen dem Säuglingsalter und der Pubertät klinisch manifest werden. Mögliche Symptome sind:
- dermatologische Manifestationen: chronisch rezidivierende Ulzera (v.a. an den Füßen und Unterschenkeln), Teleangiektasien
- Splenomegalie, Hepatomegalie
- Entwicklungsverzögerung, Intelligenzminderung (variabel)
- Immunschwäche: Anfälligkeit für respiratorische Infekte, Otitis media, Gastroenteritis
- hämatologische Auffälligkeiten: Anämie, Thrombozytopenie
- Gesichtsdysmorphien: u.a. Hypertelorismus, Proptosis, flacher Nasenrücken, dünnes Oberlippenrot, Prognathie
- gastrointestinale Ulzera
Diagnostik
Im Urin lässt sich mittels Elektrophorese eine ausgeprägte Erhöhung von Imidodipeptiden nachweisen. Desweiteren kann eine verminderte Prolidase-Aktivität in Erythrozyten, Fibroblasten und im Blutplasma festgestellt werden. Zur Sicherung der Diagnose erfolgt der molekulargenetische Nachweis der zugrundeliegenden PEPD-Mutation.
Differentialdiagnosen
- Werner-Syndrom
- Beta-Thalassämie
- Vaskulitis
- Hyper-IgE-Syndrom
- Sichelzellkrankheit
- Ulzera anderer Genese (z.B. periphere arterielle Verschlusskrankheit oder chronisch venöse Insuffizienz)
Therapie
Aktuell (2021) existiert keine kurative Therapiemöglichkeit. Der Prolidase-Mangel wird interdisziplinär symptomatisch behandelt. Zur Therapie der Ulzera stehen verschiedene topische Therapeutika zur Verfügung, beispielsweise Prolin-Glycin-Salbe oder glukokortikoidhaltige Salben.
Quellen
- ↑ Spodenkiewicz et al: Clinical Genetics of Prolidase Deficiency: An Updated Review Biology, 2020
Literatur
- Orphanet: Prolidase-Mangel, abgerufen am 21.09.2021
- Altmeyers Enzylopädie: Prolidase-Mangel, abgerufen am 23.09.2021
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