Wundverschluss
Englisch: wound closure
Definition
Der Begriff Wundverschluss bezeichnet das primäre oder sekundäre chirurgische Verschließen einer Wunde, um die Wundheilung zu beschleunigen. Eingesetzt werden z.B. Wundnähte (Einzelknopfnaht, Donati-Rückstichnaht), Wundklammern oder Gewebekleber.
Grundformen
Primärer Wundverschluss
Ein primärer Wundverschluss ("Primärverschluss") ist ein zeitnaher Verschluss einer frischen Wunde. Er darf nur unter speziellen Voraussetzungen durchgeführt werden:
- die Verletzung ist nicht älter als 6-8 Stunden (diese Regel gilt nicht bei Verletzungen im Gesicht)
- sauberer Wundgrund, keine Keim-, Fremdkörper- oder Schmutzkontamination
- glatte Wundränder
- gute Durchblutung des Wundgebietes
- passende Wundlokalisation für einen primären Verschluss, spannungsfreier Verschluss muss unbedingt möglich sein
Sekundärer Wundverschluss
Ein sekundärer Wundverschluss wird ebenfalls als verzögerte Primärheilung bzw. Tertiärheilung bezeichnet. Es handelt sich um einen verzögerten, aufgeschobenen Wundverschluss. Die Wunde wird offen gelassen und zu einem späteren Zeitpunkt chirurgisch verschlossen.
Zum Einsatz kommt ein sekundärer Wundverschluss bei schweren Weichteilschäden, bei offenen Frakturen sowie bei einer Infektion bzw. dem Verdacht auf eine Infektion. Weitere Indikationen sind ältere Wunden (mehr als 8 Stunden nach Verletzung), Bisswunden, Schusswunden und stark kontaminierte Wunden (z.B. Berufsverletzungen von Chirurgen, Tierärzten, Fleischern, Landwirten).
Ein Vorteil des sekundären Wundverschlusses ist das Abklingen des posttraumatischen Ödems. Bis zum Verschluss wird auf das Abklingen bzw. den Ausschluss einer Wundkontamination und/oder die Ausbildung von Granulationsgewebe gewartet. In der Zwischenzeit können je nach Notwendigkeit Debridements erfolgen. Nach 4-10 Tagen hat sich das Wundgebiet evtl. unter Vakuumversiegelung oder temporärem Hautersatz erholt und verkleinert. Sekundär erfolgt die Deckung des Defekts mittels Naht oder Hauttransplantaten.
Weitere Formen
Temporärer Wundverschluss
Falls ein definitiver Wundverschluss nicht möglich ist, kommt ein temporärer (vorübergehender) Wundverschluss zum Einsatz. Temporäre Wundverschlüsse verwendet man u.a. bei:
- Verbrennungswunden
- Defektwunden
- infizierten Wunden
- tiefen chronischen Wunden (z.B. Ulcus cruris)
Dabei verwendet man Hautersatzmaterialien oder PVA-Schwämme, die die Wunde abdecken und ein Eindringen von Keimen in die Wunde erschweren. Unter einem temporären Wundverschluss kann die Wundregeneration so weit fortschreiten, dass zu einem späteren Zeitpunkt ein definitiver Verschluss möglich ist.
Plastischer Wundverschluss
Von einem plastischen Wundverschluss spricht man, wenn zur Deckung der Wunde Transplantate verwendet werden. Dabei kommen zwei verschiedene Verfahren zum Einsatz:
- Freie Transplantate entnimmt man in Form von Spalthaut oder kleinen Hautinseln aus kosmetisch geeigneten Regionen und verpflanzt sie auf die Hautdefekte. Bis zum Einwachsen von Gefäßen werden sie durch Diffusion aus dem Wundgrund ernährt.
- Gestielte Transplantate bleiben teilweise mit dem Entnahmeort in Verbindung und werden von dort aus ernährt. Nach dem Einheilen des Transplantats in der Wunde und der Etablierung einer kollateralen Blutversorgung durchtrennt man den Stiel. Gestielte Hauttransplantate verwendet man meist zur Deckung von tiefer liegenden Strukturen (Sehnen, Knochen) und für die Versorgung von Wunden mit schlechter Heilungstendenz, z.B. in vorher bestrahlten Regionen.
Literatur
- Otten, Untersuchungen zur Einsatzmöglichkeit von Bakterienzellulose als Wundauflage in der Veterinärmedizin, Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades beim Fachbereich Veterinärmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen Gießen, Aus der Klinik für Pferde (Innere Medizin und Chirurgie) mit Lehrschmiede der Justus-Liebig-Universität Gießen 2006.
- Danzer, S. (2014). Chronische Wunden: Beurteilung und Behandlung (4th ed.). Kohlhammer
- ChiroSurf Universität Bern, 2016, abgerufen am 18.10.2021
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