Fibrinkleber
Synonym: Gewebekleber
Englisch: fibrin glue, fibrin sealant
Definition
Fibrinkleber ist ein aus physiologischen Stoffen bestehendes Mittel zur Adhäsion von Wundrändern oder Geweben. Er besteht aus zwei Komponenten, die entweder simultan oder sukzessiv aufgetragen werden. Im Verlaufe der Wundheilung werden die Bestandteile von körpereigenen Stoffen (Plasmin) zersetzt und resorbiert.
Bestandteile
Kompenente 1
Fibrinogen
Das Fibrinogen wird aus menschlichem Blutplasma durch Plasmafraktionierung gewonnen. Es wird durch Thrombin in Fibrinmonomere gespalten und unter dem Einfluss von Faktor XIIIa zu einem festen Fibrinthrombus vernetzt.
Faktor XIII
Der Faktor XIII wird ebenfalls aus menschlichem Blutplasma durch Plasmafraktionierung gewonnen, die Risiken gleichen dem des Fibrinogens. Faktor XIIIa bewirkt eine Vernetzung der Fibrinmonomere zu einem festen Fibrinnetz.
Aprotinin
Das Polypeptid Aprotinin ist ein Proteaseinhibitor. Es wirkt, indem es die Serinprotease Plasmin hemmt, wodurch der Abbau bereits geronnenen Blutes (Fibrinolyse) verlangsamt wird. Aprotinin wird durch Fermentation aus Lungengewebe von Kühen gewonnene und anschließend durch Gelfiltration gereinigt.
Komponente 2
Thrombin
Die inaktive Vorstufe, das Prothrombin (oder Faktor II) wird aus menschlischem Blutplasma durch Plasmafraktionierung gewonnen. Prothrombin spaltet nach seiner aktivierung zu Thrombin das Fibrinogen zu Fibrinmonomeren, welche sich anschließend zu einem Fibrinthrombus vernetzen.
Kalziumionen
Die Kalziumionen werden in Form eines Salzes, des Kalziumchlorids oder des Kalziumchlorid-Dihydrats verwendet. Die Kalziumionen fungieren als wichtiger Kofaktor in der Gerinnungskaskade und bilden einen wichtigen Komplex mit den Faktoren VIIa und Phospholipiden sowie den Prothrombin-Aktivator-Komplex mit den Faktoren Xa, Va sowie Phospholipiden. Ersterer aktiviert den Faktor X, letzterer Prothrombin zu Thrombin, welches wiederum im weiteren Verlauf zur Vernetzung von Fibrinmonomeren und somit zur Blutgerinnung führt.
Indikationen
Fibrinkleber kann sowohl bei Hautwunden als auch bei Verletzungen innerer Organen angewandt werden. Bei der Adaptation von Wundrändern bietet er den Vorteil, dass keine Stiche, wie bei einer klassischen Wundnaht, notwendig sind. Er eignet sich vor allem bei nicht zu tiefen und nicht zu sehr klaffenden, dehiszenten Wunden sowie bei Operationen im Bereich der Schönheitschirurgie. Im offenen Situs oder bei endoskopischen Eingriffen eignet sich der Fibrinkleber besonders zur Stillung komplizierter Blutungen, die sich mit normalen Ligaturen nicht stoppen lassen. Dies kann zum einen an schlechter Zugänglichkeit des Traumas, zum anderen auch an suboptimalen Gewebsverhältnissen liegen.
In der Oralchirurgie wird Fibrinkleber in seltenen Fällen zur Vermeidung von Nachblutungen bei stark kompromittierten Patienten eingesetzt. Weiterhin kann er zum Verschluss von Perforationen der Schneider-Membran bei einem Sinuslift verwendet werden.
Risiken
Da die Bestandteile Fibrinogen, Thrombin und der Faktor XIII aus menschlichen Blutproben gewonnen werden, ergibt sich hierdurch die Möglichkeit einer Infektion mit durch Blutprodukte übertragbaren Krankheitserregern wie zum Beispiel Hepatitis B oder HIV.
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