Post-Reanimationsphase (Präklinik)
Definition
Die Post-Reanimationsphase umfasst die präklinische Versorgung nach erfolgreichem Wiedererlangen eines Spontankreislaufs (ROSC). In dieser Phase stehen die Stabilisierung des Herz-Kreislauf-Systems, die Sicherstellung einer adäquaten Oxygenierung und die frühzeitige Diagnostik möglicher Ursachen des Kreislaufstillstands im Vordergrund.
Hintergrund
Nach ROSC bleibt der Patient weiterhin instabil, insbesondere, solange die auslösende Ursache nicht nachhaltig behoben ist. Ein erneuter Kreislaufstillstand ist jederzeit möglich. Das Zusammenspiel aus globaler Hypoxie, Reperfusionsschäden, hämodynamischer Instabilität und fortbestehenden Triggern führt zum Postreanimationssyndrom, einem eigenständigen, prognostisch ungünstigen Krankheitsbild. Präklinische Fehlsteuerungen wie Hyperoxie, Hypotension, Hyperventilation oder eine verzögerte Ursachenbehandlung verschlechtern das neurologische Outcome nachweislich. Leitlinien empfehlen deshalb ein strukturiertes Vorgehen entlang definierter physiologischer Zielwerte.
Maßnahmen
Initiale Stabilisierung
Nach ROSC sollte eine strukturierte Untersuchung nach dem ABCDE-Schema erfolgen. Das 10-for-10-Prinzip unterstützt die Teamkommunikation und erleichtert die Planung weiterer Schritte.
Da nur wenige Patienten unmittelbar nach ROSC wieder adäquat wach werden, wird i.d.R. weiterhin eine kontrollierte Beatmung benötigt. Darüber hinaus muss geprüft werden, ob der Patient die Beatmung toleriert. Bei insuffizienter Toleranz sind eine Notfallnarkose oder Sedierung erforderlich.
Initiale Diagnostik und Monitoring
Das Monitoring des Patienten sollte vollständig und die erhobenen Vitalwerte interpretiert werden. Wichtige Zielbereiche:
- Herzfrequenz: 50–140/min
- Mittlerer arterieller Druck (MAP): 65–100 mmHg
- EtCO₂: 35–45 mmHg
- SpO₂: 94–98 %
- Temperatur: unter 37 Grad
- Blutzucker: über 60 mg/dl
Entgleisungen wie relevante Bradykardien, Tachykardien oder Hypo-/Hypertonien erfordern eine zeitnahe medikamentöse oder elektrische Therapie (z.B. Kardioversion, transkutaner Schrittmacher), um eine ausreichende Perfusion sicherzustellen.
12-Kanal-EKG
Ein 12-Kanal-EKG ist obligat. Es sollte jedoch nicht unmittelbar nach ROSC geschrieben werden. Erst nach etwa 8 Minuten ist die Beurteilung zuverlässiger, da unmittelbar postreanimationsbedingt transiente ST-Streckenveränderungen auftreten können, die keine akute Koronarokklusion (OMI/NOMI) widerspiegeln.[1]
Atemwegssicherung
Sollte der Atemweg während der Reanimation nicht gesichert worden sein, muss dies in der ROSC-Phase nachgeholt werden. Da die meisten Patienten weiterhin beatmet werden müssen, ist eine definitive Atemwegssicherung in dieser Phase zwingend. Optimal ist die endotracheale Intubation mittels Videolaryngoskop durch einen erfahrenen Notfallmediziner. Steht diese Expertise nicht zur Verfügung, ist die Weiterbeatmung über eine supraglottische Atemwegshilfe eine sichere und pragmatische Alternative, trotz erhöhtem Aspirationsrisiko. Im Zweifel ist eine supraglottische Atemwegshilfe jeder potenziellen Fehlintubation oder schlecht geführten Narkose überlegen.[2]
Ursachensuche
Zur weiteren Abklärung kann eine präklinische Notfallsonographie eingesetzt werden, um potenzielle reversible Ursachen des Kreislaufstillstands zu erkennen, etwa Hypovolämie, Perikardtamponade, RV-Belastung oder eine ausgeprägte Pumpfunktionsstörung.[3][4]
Zielkrankenhaus
Der Patient sollte in ein Krankenhaus transportiert werden, das sowohl Koronarinterventionen als auch weiterführende diagnostische Verfahren wie CT anbietet. Seit Einführung der Cardiac-Arrest-Center sollten diese bevorzugt angefahren werden, da dort standardisierte Abläufe und eine intensivmedizinische Versorgung auf hohem Niveau vorliegen.
Quellen
- ↑ F. Sacher : Wann ein EKG nach ROSC schreiben?, Foamina 2024, abgerufen am 30.11.2025
- ↑ C. Newell: Airway and ventilation management during cardiopulmonary resuscitation and after successful resuscitation, Critical Care 22, abgerufen am 30.11.2025
- ↑ DGIM: Notfallsonografie bei Reanimation, abgerufen am 30.11.2025
- ↑ Nerdfallmedizin: Notfallsonografie prähospital, abgerufen am 30.11.2025