Video-Laryngoskop
Synonyme: Videolaryngoskop, C-MAC®, Videolaryngoskopie
Englisch: video laryngoscope
Definition
Ein Video-Laryngoskop ist ein Laryngoskop mit fiberoptischen Anschlüssen oder mit Minikamera und eingebautem Display.
Hintergrund
Video-Laryngoskope wurden zu Beginn der 2000er Jahre eingeführt und sind heute (2025) in diversen Ausführungen erhältlich. Sie ermöglichen im Vergleich zur konventionellen Laryngoskopie einen deutlich verbesserten Blickwinkel auf die Glottis. Insbesondere in Notfällen oder bei schwierigen Atemwegen besteht ein erhöhtes Risiko für Intubationsversagen und Komplikationen, das mithilfe der Videolaryngoskopie nachweislich reduziert werden kann.
Formen
Video-Laryngoskope werden in unterschiedliche Systeme eingeteilt:
- mit integriertem Monitor (portabel) oder externem Monitor
- mit Führungsschiene (z.B. Airtraq®) oder ohne Führungsschiene
- mit Macintosh-ähnlichem („normalem“) Spatel oder mit hyperanguliertem Spatel (D-Blade)
Am gebräuchlichsten sind Video-Laryngoskope ohne Führungsschiene. In der präklinischen Notfallmedizin werden zudem überwiegend portable Systeme mit integriertem Monitor verwendet.
Für die erfolgreiche Anwendung ist insbesondere die Konfiguration des Spatels und die damit verbundenen Besonderheiten entscheidend.
Macintosh-ähnliche Spatel
Bei der Verwendung Macintosh-ähnlicher Spatel kann die Laryngoskopie sowohl direkt (konventionell) als auch indirekt über den Monitor erfolgen. Die Intubationstechnik entspricht daher der Technik einer konventionellen Intubation. Da Blut oder Erbrochenes im Bereich der Atemwege eine indirekte Laryngoskopie über den Monitor teilweise unmöglich machen, bieten Macintosh-ähnliche Spatel den Vorteil einer Rückfallebene mittels konventioneller Laryngoskopie. Außerdem können sie gut zu Ausbildungszwecken verwendet werden, da sie eine gezieltere Supervision ermöglichen und der Anwender (bei fehlendem Blick auf den Monitor) eine technisch korrekte konventionelle Intubation erlernen kann.
Hyperangulierte Spatel
Hyperangulierte Spatel ermöglichen durch ihre verstärkte Krümmung häufig eine deutlich verbesserte indirekte Sicht auf die Glottisebene, können aber nicht zur direkten Laryngoskopie verwendet werden. Außerdem erfordern sie regelhaft den Einsatz eines Führungsstabs.
Da Sicht- und Arbeitsachse nicht auf einer Geraden liegen, ist eine spezielle Handhabung und ein spezifisches Training erforderlich. Der Tubus muss meist mit dem Führungsstab an die hyperangulierte Form angepasst werden (z.B. geformt als "Hockey-Stick"), da die endotracheale Platzierung sonst häufig trotz guter Sicht erschwert ist (im Klinkjargon oft als „you see that you fail“ bezeichnet). Die Leitlinie zum prähospitalen Atemwegsmanagement empfiehlt daher primär die Verwendung eines Macintosh-ähnlichen Spatels, insbesondere bei fehlender Erfahrung in der Anwendung hyperangulierter Spatel.
Einsatzgebiete
Typische Einsatzgebiete sind z.B.:
- Erwartet schwieriger Atemweg (z.B. Mallampati III/IV, eingeschränkte Mundöffnung, HWS-Immobilisation, Notsectio)
- Wiederholtes Intubationsversagen mit direkter Laryngoskopie
- (Präklinische) Notfallintubation/RSI, v.a. bei suboptimalen Umgebungsbedingungen
- Reanimation
- Ausbildung und Training, da Ausbilder und Assistenz gleichzeitig die Intubation verfolgen können
In der präklinischen Notfallmedizin hat sich das Video-Laryngoskop zunehmend etabliert, vor allem bei Notfallintubationen unter schwierigen Bedingungen wie Trauma, Immobilisation oder beengten räumlichen Verhältnissen. Auf nahezu jedem Notarzteinsatzfahrzeug in Deutschland wird heute ein Video-Laryngoskop vorgehalten.
Die aktuelle S1-Leitlinie Atemwegsmanagement (Version 2023) empfiehlt den primären Einsatz der Video-Laryngoskopie zur Atemwegssicherung bei Notfallpatienten, da dadurch die Erfolgsraten der endotrachealen Intubation verbessert werden können.[1]
Literatur
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). S1-Leitlinie Atemwegsmanagement, AWMF-Leitlinie Nr. 001‑028l, Version 2023‑09; gültig ab 21.08.2023
- Pieters BMA, Maas EHA, Videolaryngoscopy vs. direct laryngoscopy use by experienced anaesthetists in patients with known difficult airways: a systematic review and metaanalysis. Anaesthesia 2017;72:1532
- Dörges, V., & Byhahn, C. (Hrsg.). (2023). Atemwegsmanagement: Ausgewählte Techniken, Verfahren und Indikationen. Springer Berlin. ISBN 978-3-662-54571-3.
- Lewis SR, et. al Videolaryngoscopy versus direct laryngoscopy for adult patients requiring tracheal Leitlinie Atemwegsmanagement 2023 Seite - 72 - intubation: a Cochrane Systematic Review. British journal of anaesthesia 2017;119:36983.
- Bergold, M. N., & Byhahn, C. (2020). Atemwegsmanagement bei Notfallpatienten. In V. Dörges & C. Byhahn (Hrsg.), Atemwegsmanagement: Ausgewählte Techniken, Verfahren und Indikationen (S. 143–151). Springer Vieweg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-59014-0_9
Quelle
- ↑ Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). S1-Leitlinie Atemwegsmanagement, AWMF-Leitlinie Nr. 001‑028l, Version 2023‑09; gültig ab 21.08.2023