Polyvinylpyrrolidon
Synonyme: Povidon, 1-Ethenyl-2-pyrrolidon-Homopolymer, Poly[1-(2-oxo-1-pyrrolidinyl)ethylen], 1-Vinyl-2-pyrrolidinon-Polymer
Englisch: polyvidone
Definition
Polyvinylpyrrolidon, kurz Povidon oder PVP, ist ein Polymer, das als pharmazeutischer Hilfsstoff eingesetzt wird. Es dient in festen Arzneiformen als Bindemittel oder Filmbildner und kann in flüssigen Arzneiformen als Lösungsvermittler oder Tränenersatzmittel fungieren.
Chemie
Povidon ist ein Polymer aus Vinylpyrrolidon. Der Name Povidon ist dementsprechend eine Ableitung der chemischen Bezeichnung Poly-N-vinylpyrrolidon, von der auch die Abkürzung PVP stammt.
Der Hilfsstoff liegt bei Raumtemperatur als weißes oder hellgelbes, hygroskopisches Pulver mit guten Fließeigenschaften vor. Es ist sehr gut löslich in Wasser, Essigsäure und Glycerol sowie vielen organischen Lösemitteln, z.B. Ethanol, Methanol, Isopropanol und Chloroform. PVP ist schlecht löslich in Ether, Toluol und Paraffin.
Die molare Masse ist stark vom Povidon-Typ abhängig und schwankt zwischen 2.500 und 1.360.000 g/mol. Zur Charakterisierung wird ein sogenannter K-Wert berechnet, der sich von der relativen Viskosität in einer wässrigen Povidonlösung ableitet. K-Werte liegen zwischen 10 und 90, wobei ein höherer K-Wert ein höheres Molekulargewicht und längere Polymerketten anzeigt. Die Schüttdichte von Povidon liegt zwischen 0,4 und 0,65 g/cm3, die Stampfdichte beträgt 0,5 bis 0,75 g/cm3. Der pH-Wert einer 5%igen Lösung liegt bei 3 bis 5.
Anwendung
Polyvinylpyrrolidon dient in festen Arzneiformen als Bindemittel, wobei in Lösungen eine Konzentration von 5 bis 20% angewendet wird. Als Zusatz in Tablettenüberzügen dient es als Filmbildner. Außerdem erhöht PVP die Bioverfügbarkeit von Arzneistoffen in Tabletten, Kapseln und anderen festen Arzneiformen und kann als Hilfsstoff in der Gefriertrocknung fungieren.
In flüssigen Arzneiformen kann Povidon als Lösungsvermittler für orale oder parenterale Lösungen eingesetzt werden. Es stabilisiert Suspensionen und kann den unangenehmen Geschmack von Wirkstoffen in Lösung maskieren. In der Augenheilkunde wird es zudem als Bestandteil von Tränenersatzmitteln eingesetzt.
Mit Iod bildet PVP Komplexe und dient in Form von Povidon-Iod als Antiseptikum in der Wundbehandlung. Außerdem wird es zur Beschichtung und Herstellung von Nanopartikeln verwendet.
Povidon sollte nicht mit seinem stark quervernetzten Derivat Crospovidon verwechselt werden, das in Tabletten als Sprengmittel verwendet wird.
Inkompatibilitäten
Povidon bildet Komplexe mit Salicylsäure und mit Wirkstoffen, die eine Phenolstruktur aufweisen. Es kann außerdem die konservierende Wirkung von Thiomersal beeinträchtigen.
Povidon zeigt eine hohe Lagerstabilität und kann mit Gammastrahlung sterilisiert werden.
Toxizität
Povidon ist ein weitverbreiteter Hilfsstoff, der keine toxischen, reizenden oder sensibilisierenden Wirkungen zeigt. Povidon mit hohem Molekulargewicht wird nicht resorbiert. Bei Versuchen an Ratten wurde eine LD50 von >10 g/kgKG gemessen.
Quellen
- Peter C. Schmidt, Siegfried Lang (2013): Pharmazeutische Hilfsstoffe, Govi-Verlag, Eschborn
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