Pampelmuse
Synonyme: Citrus maxima, Citrus grandis
Englisch: pomelo
Definition
Die Pampelmuse ist die größte kultivierte Zitrusfrucht. Sie gehört zur Familie der Rautengewächse (Rutaceae). Das Fruchtfleisch ist süß-säuerlich, die Schale ist sehr dick.
Geschichte
Die Pflanze stammt ursprünglich aus Südostasien und Malaysia. Von dort gelangte sie früh nach China. In die Karibik wurde sie vermutlich im 17. Jahrhundert durch englische Seefahrer eingeführt. Der Trivialname „Shaddock” verweist auf diese Überlieferung. Aus Kreuzungen mit der Orange (Citrus × sinensis) entstand später die Grapefruit (C. paradisi).
Botanik
Es handelt sich um einen immergrünen Baum, der meist dornenführende Äste aufweist und eine Höhe von 5 bis 15 Metern erreicht. Die jungen Zweige sind kantig und fein behaart. Die Blätter sind ledrig und haben deutlich geflügelte Blattstiele. Die Blüten sind einzeln oder in Büscheln angeordnet, gelblich-weiß und stark duftend. Die Frucht ist kugelig bis birnenförmig (häufig mit einem Durchmesser von über 20 cm), in 11 bis 18 Segmente geteilt und hat eine außergewöhnlich dicke Schale sowie ein stark ausgeprägtes Albedo.
Inhaltsstoffe
Es ist reichlich Vitamin C enthalten. Charakteristisch sind Flavonoide (unter anderem Naringin, Hesperidin und Quercetin-Glykoside), Limonoide (zum Beispiel Limonin) und ätherisches Öl (wichtigste Bestandteile sind Limonen, Myrcen und β-Pinen). Von pharmakologischer Bedeutung sind die Furanocumarine Bergamottin, 6′,7′-Dihydroxybergamottin (DHB) und Epoxybergamottin, deren Gehalte sorten- und gewebespezifisch variieren.
Medizinische Bedeutung
Die Pampelmuse enthält Furanocumarine (u.a. Bergamottin und 6′,7′-Dihydroxybergamottin), die intestinales CYP3A4 irreversibel inaktivieren. Zusätzlich beeinflussen sie Transportproteine wie OATP (Aufnahmehemmung) und teilweise P-Glykoprotein. Dieser Effekt tritt rasch nach der Aufnahme von Saft oder Frucht ein und hält wegen der notwendigen Neubildung des Enzyms über 24 Stunden an. Dabei gibt es eine individuell unterschiedliche Ausprägung. Die Plasmaspiegel oraler CYP3A-Substrate mit engem therapeutischem Fenster steigen teils deutlich an – was klinisch relevant ist, u.a. bei Calcineurin-Inhibitoren (Ciclosporin, Tacrolimus), Statinen (insbesondere Simvastatin und Atorvastatin), Dihydropyridin-Calciumantagonisten, Benzodiazepinen (Midazolam und Triazolam) sowie Antiarrhythmika (Amiodaron). Mögliche Folgen sind Myopathie bis hin zur Rhabdomyolyse, Hypotonie/Bradykardie oder verstärkte Sedierung.
Bei OATP-Substraten (z.B. Fexofenadin) können die Wirkspiegel hingegen abfallen. Praktisch empfiehlt sich bei der Einnahme empfindlicher CYP3A-Substrate der konsequente Verzicht von Grapefruit bzw. Pampelmuse, eine aktive Anamnese zum Zitrusverzehr, gegebenenfalls Substitution sowie ein engmaschiges Monitoring.
Anwendungsformen
Die Anwendung als Lebensmittel umfasst die Verwendung von frischen Früchten, Saft und kandierten Schalen.
In der traditionellen chinesischen Medizin wird die getrocknete Schale unreifer bis fast reifer Früchte („Huajuhong“ oder Exocarpium Citri Grandis) als Dekokt, Sirup, Lutschpastillen oder Bestandteil von TCM-Rezepturen bei Husten mit viel Schleim eingesetzt.
Sicherheit
Als Lebensmittel ist die Pampelmuse gut verträglich; gelegentlich treten leichte gastrointestinale Beschwerden auf. Relevante Risiken ergeben sich vor allem aus den o.a. Interaktionen. Besondere Vorsicht gilt bei Polypharmazie, Leber-/Niereninsuffizienz und im höheren Alter. Phototoxische Reaktionen der Schale bzw. ätherischen Öle sind möglich, insbesondere bei topischer Exposition und UV-Licht. Das Fruchtfleisch weist keine relevante akute Toxizität auf. In Schwangerschaft und Stillzeit gelten übliche Verzehrmengen als unbedenklich; eine medizinische Anwendung erfolgt nur nach fachlicher Nutzen-Risiko-Abwägung.
Literatur
- Adhikari, B., et al. (2023/2024). A phyto-pharmacological review on Citrus maxima. IJMPR.
- Chen, M., et al. (2018). Food-drug interactions precipitated by fruit juices other than grapefruit juice. Journal of Food and Drug Analysis, 26(2), 61–71.
- Dayyih, W. A., et al. (2024). Review of grapefruit juice–drug interactions mediated by CYP3A4. Journal of Applied Pharmaceutical Science, 14(x), 1–12.
- Liu, G., et al. (2022). Exocarpium Citri grandis (Huajuhong): Quality and pharmacology. Journal of Ethnopharmacology, 292, 115208.
- Manthey, J. A., et al. (2005). Distribution of furanocoumarins in grapefruit juice fractions. Journal of Agricultural and Food Chemistry, 53(14), 5175–5180.