Plasminogen
Englisch: plasminogen
Definition
Plasminogen, kurz PLG, ist die inaktive Vorstufe (Proenzym) des Plasmins, des Schlüsselenzyms der Fibrinolyse.
Biochemie
Plasminogen wird in der Leber synthetisiert. Es hat eine biologische Halbwertzeit von etwa 2,2 Tagen. Das Zymogen liegt beim Menschen in 2 unterschiedlichen Glykoformen vor:
- Typ-1-Plasminogen mit zwei N-glykosylierten Zuckerresten (bindet bevorzugt an Thromben) und
- Typ-2-Plasminogen mit einem O-glykosylierten Zuckerrest (bindet bevorzugt an Zelloberflächen).
Das Protein selbst besteht aus 7 Domänen, einer C-terminalen Serinprotease-Domäne, einer N-terminalen PAN-Domäne und 5 Kringle-Domänen. Im zirkulierenden Blut hat es eine geschlossene, nicht-aktivierbare Form. Wenn es an Thromben oder Zelloberflächen bindet, nimmt es eine offene Konformation an, die aktiviert werden kann.
Für die physiologische Aktivierung des Plasminogens in vivo werden bestimmte Enzyme benötigt, z.B. der gewebespezifische Plasminogenaktivator (tPA), Urokinase (uPa), Kallikrein und Faktor XII. Bei der Aktivierung durch tPa ist Fibrin ein Kofaktor. Zusätzlich kann für therapeutische Zwecke Streptokinase zur Aktivierung verabreicht werden. Bei der Umwandlung von Plasminogen zu Plasmin wird die Peptidbindung zwischen Arginin an Position 561 und Valin an Position 562 gespalten.
Labordiagnostik
Die enzymatische Aktivität von Plasminogen, kurz Plasminogenaktivität, wird im Rahmen der Labordiagnostik von Gerinnungsstörungen bestimmt.
Indikationen
Bestimmte Erkrankungen oder Zustände führen zu einer veränderten Plasminogenkonzentration, wodurch entweder eine Blutungsneigung entsteht, oder die Patienten zu einer Thrombophilie neigen. Dazu gehören z.B. hereditäre Defekte, Leberschäden, genereller Plasminogenmangel oder eine fibrinolytische Therapie.
Durchführung
Die Messung der Plasminogenkonzentration erfolgt über einen photometrischen Test, in dem sich ein Plasminogenaktivator und ein chromogenes Substrat befinden. Zuerst wird das Plasminogen durch den Aktivator zu Plasmin umgewandelt, der das chromogene Substrat hydrolysiert, wodurch die Extinktion der Probe ansteigt.
Material
Für die Untersuchung wird 5 ml Citratplasma benötigt.
Bei der Blutabnahme ist es wichtig, das Blutentnahmeröhrchen vollständig aufzuziehen, da anderenfalls falsch niedrige Werte detektiert werden.
Referenzbereich
Der Referenzbereich der Plasminogenaktivität liegt innerhalb von 75-140% der Norm (ca. 0,2 g/l).
Interpretation
Eine Erhöhung der Plasminogenaktivität kann durch folgende Ursachen ausgelöst sein:
- Akute-Phase-Reaktionen
- Schwangerschaft (besonders im letzten Trimenon)
- paraneoplastisch (z.B. beim Prostatakarzinom)
- Diabetes mellitus
- Ovulationshemmer mit hohem Östrogengehalt
Eine Erniedrigung der Plasminogenaktivität kann durch folgende Ursachen ausgelöst sein:
- erworbener Plasminogenmangel, z.B. bei:
- fibrinolytischer Therapie
- endogener Hyperfibrinolyse
- Verbrauchskoagulopathie
- schwerer Leberinsuffizienz
- Früh- und Neugeborenen
- hereditärer Plasminogenmangel (sehr selten), z.B. bei
Quellen
- Laborlexikon.de, abgerufen am 16.04.2021
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