L-Ornithin-L-Aspartat
Synonyme: Ornithinaspartat, Ornithin-Aspartat, LOLA
Handelsnamen: Hepa-Merz® u.v.a.
Englisch: L-ornithine-L-aspartate, (S)-2,5-Diaminopentanoic acid L-aspartate salt
Definition
L-Ornithin-L-Aspartat, kurz LOLA, ist das Salz der beiden nicht-essentiellen Aminosäuren Ornithin und Asparaginsäure.
Chemie
Die Summenformel von L-Ornithin-L-Aspartat ist C9H19N3O6. Die molare Masse beträgt 265,26 g/mol. Der Schmelzpunkt liegt bei 200-204 °C. In reiner Form handelt es sich bei L-Ornithin-L-Aspartat bei Raumtemperatur um ein weißes kristallines Pulver oder farblose Kristalle. L-Ornithin-L-Aspartat ist in Wasser leicht löslich - bei 20°C lösen sich 88,3 g LOLA in 100 g Wasser.
Pharmakologie
Ornithinaspartat wird in vivo in die nicht-proteinogene Aminosäure L-Ornithin und die proteinogene Aminosäure L-Asparaginsäure (L-Aspartat) gespalten. Beide Substanzen sind in den Harnstoffzyklus involviert, der in den Hepatozyten stattfindet. Er dient der Umsetzung stickstoffhaltiger Stoffwechselabbauprodukte zu eliminierbarem Harnstoff.
L-Ornithin ist ein Stoffwechselintermediat im Harnstoffzyklus, das unter Einwirkung von Arginase durch Wassereinbau und Freisetzung von Harnstoff aus L-Arginin entsteht. Es wird durch die Ornithin-Transcarbamylase (OTC) mit Carbamoylphosphat unter Abspaltung von Phosphat zu Citrullin umgesetzt.
L-Asparaginsäure wird im Harnstoffzyklus durch die Argininosuccinat-Synthetase mit Citrullin unter Verbrauch von ATP zu Argininosuccinat umgewandelt. Im nächsten Schritt wird es durch die Argininosuccinat-Lyase in L-Arginin und Fumarat gespalten. L-Arginin wird dann wie oben beschrieben zu L-Ornithin und Harnstoff umgesetzt. Fumarat wird im Citratzyklus zu Oxalacetat konvertiert, das durch Transaminierung wieder zu L-Aspartat wird und so neue Aminogruppen in den Harnstoffzyklus einspielen kann.
Pharmakokinetik
Nach oraler Gabe wird Ornithinaspartat rasch resorbiert und in Ornithin und Aspartat gespalten. Beide Aminosäuren haben eine kurze Eliminationshalbwertszeit, ein Teil des Aspartats erscheint unmetabolisiert im Urin.
Indikationen
- Behandlung von Begleit- und Folgeerkrankungen auf Grund gestörter Entgiftungsleistung der Leber (z.B. bei Leberzirrhose) mit den Symptomen der latenten und manifesten hepatischen Enzephalopathie
Darreichungsformen
LOLA ist in verschiedenen Darreichungsformen verfügbar, u.a. als Infusionslösungskonzentrat zur i.v.-Gabe sowie als Granulat oder Sirup zur peroralen Anwendung.
Dosierung
- Intravenöse Gabe: 20 g pro Tag auf bis zu 40 g pro Tag steigerbar (Cave: nicht mehr als 5g/h infundieren)
- Orale Gabe: 3 x 6 g pro Tag
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Klinische Daten
Die Studienlage ist uneinheitlich. Ein aktueller Cochrane Review (2018) wertete 36 randomisierte klinische Studien mit 2.377 Patienten mit Leberzirrhose und minimaler oder manifester hepatischer Enzephalopathie aus. Es zeigten sich mögliche positive Effekte von LOLA auf die Mortalität und die Symptome der Enzephalopathie im Vergleich zu Placebo oder keiner Intervention. Da der Evidenzgrad der Studien sehr niedrig war, ließen sich die Ergebnisse nicht klar einordnen. Nach Meinung der Autoren sind weitere Studien mit besserer Evidenz notwendig, um den Nutzen von LOLA objektiv zu bewerten.[1]
Bei akutem Leberversagen wurde in einer doppelblinden, randomisierten placebokontrollierten klinischen Studie mit 201 Patienten durch die Gabe von 30 g LOLA täglich weder die Mortalität noch der Grad der Enzephalopathie beeinflusst.[2]
Nebenwirkungen
- Bei i.v.-Applikation: Überempfindlichkeit, anaphylaktische Reaktion (Häufigkeit nicht bekannt), Übelkeit (gelegentlich), Erbrechen (selten)
- Bei p.o.-Applikation: Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Flatulenz, Diarrhö (gelegentlich), Gliederschmerzen (sehr selten)
Wechselwirkungen
Bislang (2018) sind keine Hinweise auf Wechselwirkungen bekannt.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- Niereninsuffizienz, als Richtwert kann ein Serumkreatininwert über 3 mg/dl gelten
Rechtlicher Status
L-Ornithin-L-Aspartat ist als Nahrungsergänzungsmittel und als apothekenpflichtiges Arzneimittel erhältlich. Es unterliegt nicht der Verschreibungspflicht.
Quellen
- ↑ Goh ET, et al.: L-ornithine L-aspartate for prevention and treatment of hepatic encephalopathy in people with cirrhosis. Cochrane Database Syst Rev. 2018 May 15;5:CD012410. doi: 10.1002/14651858.CD012410.pub2.
- ↑ Acharya SK, Bhatia V, Sreenivas V, Khanal S, Panda SK: Efficacy of L-ornithine L-aspartate in acute liver failure: a double-blind, randomized, placebo-controlled study. Gastroenterology. 2009 Jun;136(7):2159-68. doi: 10.1053/j.gastro.2009.02.050.
Weitere Literatur
- Fachinformation Hepa-Merz® Infusionslösungs-Konzentrat, Granulat 6000 Stand:09/2016
- Sidhu, S.S., et al.: L-ornithine L-aspartate in bouts of overt hepatic encephalopathy. Hepatology, 2018. 67(2): p. 700‐710.
- Varakanahalli, S., et al.: Secondary prophylaxis of hepatic encephalopathy in cirrhosis of liver: a double-blind randomized controlled trial of L-ornithine L-aspartate versus placebo. Eur J Gastroenterol Hepatol, 2018. 30(8): p. 951-958.
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