Neonatale Hypoglykämie
Englisch: neonatal hypoglycaemia
Definition
Man spricht von einer neonatalen Hypoglykämie, wenn der Blutzuckerspiegel des Neugeborenen auf unter 35mg/dl abgesunken ist.
Epidemiologie
Die Inzidenz ist abhängig vom Ernährungszustand, dem Gestationsalter und dem Fütterungsbeginn. Es sind ca. zwei bis vier Prozent der reifen Neugeborenen betroffen, ca. fünf bis Zehn Prozent der Frühgeborenen und bis zu zwanzig Prozent der wachstumsretardierten Zwillinge und dystrophen Neugeborenen.
Ätiopathogenese
Der Blutzuckerspiegel im Blut sinkt bei nicht ausreichender Zufuhr von Glucose sowie bei einem erhöhten Verbrauch.
Der Organismus des Neugeborenen verbraucht mehr Glucose bei erhöhtem Sauerstoffbedarf, der durch ein Atemnotsyndrom, durch eine Dystrophie oder durch eine Hypothermie bedingt sein kann. Wenn die Mutter unter einem Diabetes mellitus leidet, ist der Insulinspiegel des Neugeborenen erhöht, was ebenfalls den Blutzuckerspiegel senkt. Aber auch eine Rhesusinkompatibilität und eine Austauschtransfusion erhöhen den Glucosebedarf.
Ein Mangel an Glucose entsteht bei fehlenden Reserven an Glykogen (z.B. beim Frühgeborenen oder bei intrauteriner Dystrophie) oder wenn zu spät mit dem Füttern begonnen wird. Perinataler Stress, angeborene Stoffwechseldefekte, das Beckwith-Wiedemann-Syndrom sowie ein Mangel an Fettsäuren und Ketonkörper, die im gesunden Organismus als Ersatznährstoffe den Verbrauch an Glucose reduzieren können, führen ebenfalls zu einer Hypoglykämie.
Klinik
In der Mehrzahl der Fälle wird die Hypoglykämie zwischen dem ersten und dritten Lebenstag beobachtet, seltener zwischen dem dritten und siebten Lebenstag. Viele Neugeborene zeigen keinerlei Symptome. Möglich sind jedoch auch unspezifische Symptome bis ein Krampfanfall und Unruhe. In schweren Fällen sind die betroffenen Neugeborenen komatös und leiden unter einer Zyanose und Apnoen.
Diagnostik
Wenn das Neugeborene ein erhöhtes Risiko für eine Hypoglykämie besitzt, sollte der Blutzuckerspiegel in regelmäßigen Abständen bestimmt werden.
Therapie
Wenn eine neonatale Hypoglykämie vorliegt, sollte das betroffene Neugeborene eine Infusion mit Glucose erhalten.
Glukagon wird verabreicht, wenn der Blutzuckerspiegel trotz Infusion nicht ansteigt. Möglich ist ebenfalls die Gabe von Prednisolon.
Zusätzlich sollte der Calciumspiegel überwacht werden, da Hypoglykämie und Hypocalcämie häufig gleichzeitig auftreten.
Prognose
Die Prognose wird bestimmt von Dauer und Häufigkeit und Ursache der Hypoglykämie. Wenn die Hypoglykämie keine Symptome verursacht, ist die Prognose tendenziell besser. Jedoch können bleibende Hirnschäden nie ganz ausgeschlossen werden.
Prophylaxe
Bei Risikoneugeborenen sollte der Blutzuckerspiegel regelmäßig überprüft werden. Das Füttern sollte frühzeitig begonnen werden.