Nierentransplantation
(Weitergeleitet von NTPL)
Synonyme: Nierenverpflanzung, NTPL, NTx
Englisch: kidney transplant, renal transplant
Definition
Unter einer Nierentransplantation, kurz NTx, versteht man die Verpflanzung (Transplantation) einer Niere von einem Organspender auf einen Organempfänger.
Hintergrund
Die Nierentransplantation ist für Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz neben der Dialyse die einzige Therapieoption. Die Anzahl der verfügbaren, geeigneten Spenderorgane ist jedoch gering. Die Transplantationsrate beträgt weniger als 20 % der bedürftigen Patienten pro Jahr.
Nachteile der Dialyse gegenüber der Nierentransplantation
- langfristig erhöhte Mortalität: bis zu 15 % nach 5 Jahren
- dauerhaft schlechtere Stoffwechsellage mit anschließenden Folgeschäden
- geringere Leistungsfähigkeit
- verminderte Lebensqualität
- mangelnde soziale Integrationsmöglichkeiten
- Ortsgebundenheit
- höhere Gesamtkosten:
- Dialyse: ~ 30 000 bis 50 000 € pro Jahr
- Nierentransplantation: ~ 80 000 € im ersten Jahr nach der Transplantation, in den folgenden Jahren jedoch nur ~ 8 000 € pro Jahr
Organherkunft
- Lebendspende (ca. 30 %)
- postmortale Spende (ca. 70 %)
Häufigste Transplantationsvarianten
- Allogene Transplantation: Transplantat stammt von genetisch nicht-identischer Person
- Isogene Transplantation: Transplantat stammt von genetisch identischer Person (eineiiger Zwilling)
- Substitutive Transplantation: Das Nierentransplantat wird i.d.R. heterotop in die Fossa iliaca implantiert (heterotope Transplantation).
Voraussetzungen
- AB0-Blutgruppenkompabilität (nicht zwingend erforderlich, der Rhesusfaktor wird nicht berücksichtigt)
- HLA-Typisierung
- PRA (panel reactive antibodies)
- Kreuzprobe (nach dem CDC-Verfahren)[1]
Faktoren, die die Transplantatfunktionsrate beeinflussen
- Grad der immunologischen Übereinstimmung von Spender und Empfänger (HLA-Antigene)
- Form, Schweregrad, Häufigkeit und Behandelbarkeit der Transplantatabstoßung
- Ursache der terminalen Niereninsuffizienz
- Folgeschäden von Grund- oder Zweiterkrankungen
- Schädigungen des Transplantats durch Vorerkrankungen beim Organspender
- Einstufung des Spenders als Standard Criteria Donor oder Extended Criteria Donor (ECD)
Kontraindikationen
- nicht saniertes oder systemisches Tumorleiden
- aktive oder chronische Infektion (z.B. Tuberkulose)
- Inoperabilität
- schwerste nicht behandelbare Herzerkrankungen
- Schwere degenerative Hirnerkrankung oder aktive Psychose
- aktive Magen- bzw. Duodenalulcera
- Non-Compliance des Patienten
Transplantationsnachsorge
- Unmittelbar postoperative Phase: Anstoß der Nierenfunktion
- Frühe Phase (erste Monate nach der Transplantation): Engmaschige ambulante Kontrolle der Nierenfunktion
- Späte Phase (gesamte Funktionsdauer des Transplantats): Verlaufskontrollen. Die Nierenfunktion sollte jetzt ein konstantes Niveau erreicht haben.
Immunsuppression nach Nierentransplantation
Nach einer Nierentransplantation ist zur Prophylaxe einer Abstoßungsreaktion eine lebenslange immunsuppressive Therapie notwendig.
Verwendet werden:
Transplantatfunktionsrate
- nach 1 Jahr: ca. 80 %
- nach 5 Jahren: ca. 60 - 70 %
- nach 10 Jahren: ca. 50 - 60 %
Podcast
FlexTalk - Interessiert mich, die Bohne: Die Niere
Bildquelle
- Bildquelle Podcast: © blackieshoot / Unsplash
Quellen
- ↑ Konsensus der Arbeitsgemeinschaft der Nierentransplantationszentren Nordrhein-Westfalens, abgerufen am 15.11.2021
Fachgebiete:
Viszeralchirurgie
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