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AB0-System

1. Definition

Das AB0-System oder auch ABO-System ist das wichtigste Blutgruppenmerkmal für Bluttransfusionen. Es beinhaltet die vier Phänotypen A, B, AB und 0, welche jeweils für eine andere Kohlenhydratkette an der Erythrozytenmembran stehen.

2. Hintergrund

Das AB0-System der Blutgruppen wurde im Jahr 1901 von dem österreichischen-US-amerikanischen Mediziner und Immunologe Karl Landsteiner (1868 - 1943) entdeckt. 1930 wurde er für diese Entdeckung mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet.

3. Epidemiologie

Die Häufigkeiten der Phänotypen unterscheiden sich weltweit: [1]

Blutgruppe Deutschland Mitteleuropäer Aborigines Vietnamesen
0 42,8 % 39 % 44,4 % 45 %
A 41,9 % 48% 55,6 % 21,4 %
B 11,0 % 9 % - 29.1 %
AB 4,1 % 4 % - 4,5 %

4. Biochemie

4.1. Antigene

Blutgruppenantigene sind auf der Oberfläche von Erythrozyten, aber auch von Leukozyten und Thrombozyten zu finden.

Die Erythrozyten jeder Blutgruppe tragen als Basis das sogenannte H-Antigen (heterogenetische Substanz). Es ist ein Kohlenhydratanteil, der aus fünf Monosacchariden besteht (Glucose, Galactose, N-Acetylglucosamin, Galactose und Fucose).

Die Blutgruppen A und B besitzen am H-Antigen jeweils noch ein weiteres Monosaccharid. Bei der Blutgruppe A handelt es sich dabei um N-Acetylgalactosamin und bei der Blutgruppe B um Galactose. Bei der Blutgruppe 0 liegt lediglich das H-Antigen vor.

4.1.1. Typ Bombay

Fast alle Menschen sind HH homozygot. Ausnahme bildet die extrem seltene Variante des Typs Bombay (hh). Individuen dieses Typs haben keine Substanz "H" in der Erythrozytenmembran, somit ist die Ausbildung von A und B ebenfalls nicht möglich. Entsprechend folgt die Ausbildung von Anti-A, Anti-B und auch einem besonders starken Anti-H Antikörper. Die Betroffene des Typs Bombay weisen somit auch Antikörper gegen 0-Erythrozyten auf. Bei Transfusionen kommen folglich nur Blutkonserven des Typs "Bombay" infrage.

4.1.2. A-Untergruppen

Bei der Blutgruppe A unterscheidet man weiterhin in 2 Untergruppen. 80 % aller mit Blutgruppe A gehören der Untergruppe A1 an, 20 % der Untergruppe A2. Diese Unterscheidung hat jedoch klinisch praktisch keine Relevanz. Der Unterschied zwischen A1 und A2 ist im wesentlichen quantitativer und nicht qualitativer Natur: Die Erythrozyten von A1-Individuen tragen mehr A-Antigene und weniger H-Antigene. Weiterhin können A2-Individuen in seltenen Fällen ein irreguläres Anti-A1 bilden, das bei Körpertemperatur hämolytische Aktivität entfalten kann.

4.1.3. Sekretoren

80% der Individuen sind Sekretoren. Bei ihnen sind die Blutgruppenmerkmale auch im Speichel, Schweiß, Muttermilch, Tränenflüssigkeit und Harn nachweisbar. Das Merkmal Sekretor (Se) wird dominant vererbt. Phänotypische Sekretoren sind vom Typ ”Sese” oder ”SeSe”, phänotypische Nicht-Sekretoren sind vom Typ ”sese”.

4.2. Antikörper

Im Plasma sind Antikörper gegen A und/oder B vorhanden. Das Vorkommen dieser kann über die Landsteinersche Regel erklärt werden. Sie besagt, dass im Serum eines Menschen immer nur die Antikörper vorkommen, die nicht zur Agglutination der eigenen oder gruppengleichen Blutkörperchen führen.

Im Serum von Personen mit Blutgruppe A finden sich somit Antikörper gegen das B-Antigen und umgekehrt, die sog. Isoagglutinine. Somit kann einer Person mit Blutgruppe A nicht Blut der Gruppe B oder AB (bei Blutgruppe AB sind Kohlenhydratketten A und B gleichzeitig auf der Erythrozytenmembran) übertragen werden und umgekehrt. Bei Blutgruppe 0 fehlen die A- und B-Antigene, sodass jeder Blut der Gruppe 0 empfangen kann. Personen mit Blutgruppe 0 können jedoch selbst nur Blut der eigenen Gruppe empfangen, da sie A- und B-Antikörper besitzen.

Blutgruppe Erythrozytenantigen Plasma-Antikörper
A A Anti-B
B B Anti-A
AB AB keine
0 H (0) Anti-A und Anti-B

Die Bildung dieser Blutgruppen-Antikörper erfolgt physiologisch, d.h. ohne Sensibilisierung. Es handelt sich um IgM-Antikörper, d.h.:

  • komplette Antikörper: eine Koagulation ist auch in physiologischer Kochsalzlösung möglich
  • keine Plazentagängigkeit
  • die Antikörper werden aufgrund einer inapparenten Immunisierung des Magen-Darm-Traktes gebildet, da die Antikörper ubiquitär vorkommen und somit auch den Darmtrakt passieren können (z.B. Fleisch- oder Milch-Aufnahme)

Blut verschiedener Gruppen kann eine Agglutination der Erythrozyten infolge der Antigen-Antikörper-Reaktion zwischen Blutgruppenantigen auf der Zelloberfläche und Antikörper im Serum auslösen (AB0-Inkompatibilität).

5. Vererbungsgang

Jeweils 2 Erbanlagen (Allele) sind auf dem langen Arm des Chromosoms 9 (9q34) lokalisiert. Man unterscheidet zwischen den kodominanten Merkmalen A und B sowie dem rezessiven Merkmal 0:

Phänotyp Allel 1 Allel 2
0 0 0
A 0 A
B 0 B
A A 0
A A A
AB A B
B B 0
AB B A
B B B

6. Podcast

FlexTalk – Blub, Blub, Blut
FlexTalk – Blub, Blub, Blut

7. Literatur

  • Laborlexikon.de, abgerufen am 09.02.2021

8. Quellen

  1. Mourant et. al. 1976

9. Bildquelle

  • Bildquelle Podcast: © Cassi Josh / Unsplash

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