Meningismus
Synonyme: meningeales Syndrom, Meningose
Englisch: meningism
Definition
Der Begriff Meningismus bezeichnet eine Schmerzhaftigkeit und einen erhöhten Bewegungswiderstand bei der passiven Beugung des Kopfes, die durch eine Reizung der Hirnhäute (Meningen) ausgelöst werden. Im weiteren Sinn versteht man unter Meningismus ein Syndrom, das neben dieser Nackensteifigkeit auch Kopfschmerzen, Photophobie, Phonophobie, Übelkeit und Erbrechen beinhaltet.
- ICD10-Code: R29.1
Nomenklatur
Der ICD-10 führt Meningismus zwar als Diagnose auf, jedoch handelt es sich um ein Symptom. Der Begriff wird in der klinischen Alltagssprache häufig im Sinne einer Verdachtsdiagnose der Meningitis verwendet.
Ätiologie
Ein Meningismus entsteht durch die erhöhte Empfindlichkeit der Hirnhäute und/oder Nervenwurzeln gegenüber Dehnungsreizen. Sie führt zu einer reflektorischen Verspannung der Nackenmuskulatur im Sinne einer Schonhaltung. Mögliche Ursachen sind u.a.:
- Infektionen, die zu einer Meningitis oder Enzephalitis führen, z.B.
- Blutungen
- Subarachnoidalblutung (SAB)
- Intrazerebrale Blutung (ICB)
- Thrombosen
- Nervenwurzelsyndrome (z.B. Lumbales Wurzelsyndrom)
- Insolation ("Sonnenstich")
- Tumoren
- Meningeosis neoplastica
- Tumoren der hinteren Schädelgrube (Fossa cranii posterior)
Diagnostik
Die Prüfung der Nackensteifigkeit ist ein Eckpfeiler der körperlichen Untersuchung. Der Meningismus wird durch passiv geführte Bewegung des Kopfes durch den Untersuchenden geprüft. Beim sitzenden oder liegenden Patienten wird dieser zur Entspannung angeleitet, der Kopf des Patienten wird gefasst und vorsichtig nach vorne Richtung Brustbein gebeugt.
Ein Meningismus liegt vor, wenn die Beugung aufgrund der Schmerzhaftigkeit oder des Bewegungswiderstands nicht mehr vollständig ausgeführt werden kann. Wenn die Untersuchung zwar schmerzhaft ist, aber der volle Bewegungsumfang erreicht wird, spricht das gegen einen Meningismus.
Insgesamt hat die Nackensteifigkeit als isoliertes Symptom eine relativ geringe Sensitivität und Spezifität. In der Frühphase einer bakteriellen Meningitis sowie bei Kindern oder komatösen Patienten mit Meningitis kann sie beispielsweise fehlen. Selbst bei Vorliegen von weiteren Begleitsymptomen ist im Zweifelsfall eine Liquoruntersuchung notwendig.
Eine Nackensteifigkeit und gleichzeitig vorliegende Rückwärtsüberstreckung des Rumpfes bezeichnet man als Opisthotonus (z.B. bei Tetanus).
Weitere klinische Hinweise auf einen Meningismus sind Schmerzen, die sich durch Dehnung der Meningen auslösen lassen. Folgende klinische Zeichen sollten dabei geprüft werden:
Prüfung des Meningismus bei Kindern
Kinder sind einer Untersuchung durch den Arzt nicht immer gut zugänglich. Die Feststellung eines Meningismus ist daher erschwert. Daher können bei Ihnen in Analogie zu den Meningismuszeichen des Erwachsenen weitere Zeichen geprüft werden.
- Kniekuss: Bei einem Meningismus können Kinder der Aufforderung, den Kopf bis zu den Knien zu beugen, nicht Folge leisten.
- Dreifuß: Bei einem Meningismus neigen Kinder im Sitzen dazu, beide Hände seitlich nach hinten zu stützen. Kniegelenke und Hüftgelenke bleiben dabei gebeugt. Dieses Zeichen ist auch als Amoss-Zeichen bekannt.
Differentialdiagnose
Ein sogenannter Pseudomeningismus besteht bei schmerzhafter Bewegungseinschränkung im Hals, bei der keine Beteiligung der Meningen vorliegt. Häufige Ursachen sind degenerative Erkrankungen der Halswirbelsäule (z.B. Spondylarthrose) oder HWS-Syndrome anderer Ursache. Dabei sind in der Regel auch seitliche Bewegungen des Kopfes schmerzhaft. Die Grenzen zwischen Pseudo- und wahrem Meningismus können beim HWS-Syndrom mitunter schwer zu ziehen sein.
Weitere Ursachen für einen Pseudomeningismus sind:
- Migräne
- Halswirbelfrakturen
- Bandscheibenvorfall
- Rigor der Nackenmuskulatur
- Urämie