Mammatumor (Katze)
Synonyme: Mammaneoplasie, Gesäugetumor
Definition
Als Mammatumoren fasst man sowohl benigne (gutartige) als auch maligne (bösartige) Tumoren der Milchdrüsen bei der Katze zusammen.
Vorkommen
Mammatumoren zählen zu den häufigsten Tumoren bei der Katze. Bei Hauskatzen sowie Siamkatzen ist die Inzidenzrate höher als bei anderen Katzenrassen. Das durchschnittliche Alter liegt bei 10 bis 12 Jahren.
Bei den meisten Katzen handelt es sich um intakte Weibchen. Gelegentlich kommt es auch zu Erkrankungen bei kastrierten Kätzinnen und ganz selten auch bei Katern.
Ätiologie
Die Auslöser sind noch (2021) unklar, jedoch konnte ein starker Zusammenhang zwischen der Verwendung von Verhütungsmitteln und der Bildung maligner sowie benigner Mammatumoren beobachtet werden.
Klassifikation
Mammatumoren der Katze unterscheiden sich maßgeblich von denen eines Hundes (caniner Mammatumor). Im Gegensatz zum Hund sind etwa 90 % aller felinen Mammatumoren maligne und zeigen ein aggressives lokales Wachstum und eine frühe regionale Metastasierung (Lymphknoten) sowie Fernmetastasen (andere Organe, u.a. Lunge, Pleura, abdominale Organe).
Bei der Katze bilden sich vorwiegend Adenokarzinome. Deutlich seltener können auch Sarkome, muzinöse Karzinome, Ductuspapillome, adenosquamöse Karzinome und Adenome gefunden werden. Davon abzugrenzen sind benigne Dysplasien wie z.B. die lobuläre Hyperplasie sowie die fibroepitheliale Mammahyperplasie (Fibroadenomatose).
Klinik
Die Klinik ist äußerst variabel und hängt von der Art des Tumors, der Dauer der Erkrankung und den begleitenden Komplikationen ab. Neben kaum wahrnehmbaren knotenartigen Verdickungen können auch massive Umfangsvermehrungen ausgebildet sein, die aufgrund ihrer Größe zu ischämischen Ulzerationen und Nekrosen führen.
Differenzialdiagnosen
- fibroepitheliale Mammhyperplasie
- Mastitis
- papillär-zystische Hyperplasie
Diagnose
Die Diagnose wird anhand der typischen Klinik und unter Ausschluss verschiedener Differenzialdiagnosen (v.a. fibroepitheliale Mammhyperplasie) gestellt. Parallel dazu sind verschiedene Routineuntersuchungen (Blut- und Harnuntersuchung) zum Ausschluss anderer Erkrankungen und zur Erhebung des Gesundheitszustandes durchzuführen. Mithilfe eines Thoraxröntgen können Metastasen in der Lunge detektiert werden. Zusätzlich sind sämtliche regionalen Lymphknoten sorgfältig abzutasten und mittels Feinnadelaspiration zu beproben, um Metastasen ausschließen zu können.
Von einer Biopsie wird abgeraten, da nahezu 90 % aller Tumoren maligne sind und so die Gefahr einer Verschleppung von Tumorzellen in den Stichkanal vermieden wird.
Therapie
Die Chirurgie ist die Therapie der Wahl. Hierfür stehen unterschiedliche Techniken zur Verfügung, die häufig in Kombination mit Chemotherapie angewendet werden.
Die radikale Mastektomie zeigt die besten Erfolge, da sie die Wahrscheinlichkeit eines lokalen Rezidivs deutlich verringert. Bei der Operation werden entweder ein- oder auch beidseitig beide Gesäugeleisten inkl. Leistenlymphknoten reseziert. Die axillären Lymphknoten müssen nur dann entfernt werden, wenn sie vergrößert und zytologisch auffällig sind.
Die Chirurgie ist mit einer Chemotherapie zu kombinieren, um die Genesung zu unterstützen und mögliche Rezidive zu vermeiden. Hierfür kommen verschiedene Protokolle zum Einsatz, u.a. mit Doxorubicin und Cyclophosphamid oder Carboplatin. Die Chemotherapeutika werden im Anschluss an die Mastektomie alle 3 bis 4 Wochen über 4 bis 6 Zyklen verabreicht. Häufige Nebenwirkungen sind Anorexie und Myelosuppression.
Prognose
Die Prognose hängt von der Tumorart, der Tumorgröße, dem Umfang der Operation und dem histologischen Tumorgrading ab, wobei die Tumorgröße der wichtigste prognostische Faktor darstellt. Katzen mit einem Tumor von mehr als 3 cm Durchmesser haben eine mittlere Überlebenszeit von 4 bis 6 Monaten. Im Gegensatz dazu gehen Tumore unter 2 cm Durchmesser mit einer mittleren Überlebenszeit von etwa 3 Jahren einher.
Quellen
- Kessler M, Kühnel S, Kurz K, Wimmer N. Mammakarzinome der Katze – klinische Befunde und Therapieverlauf bei 34 Patienten. Kleintierpraxis 59, 245-251. 05/2014. M. & H. Schaper GmbH. DOI: 10.2377/0023-2076-59-245
- OSU.EDU. Feline Mammary Tumors. The Ohio State University. Veterinary Medical Center. (abgerufen am 23.11.2021)
Literatur
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7