Cryptosporidiose (Geflügel)
Synonym: Cryptosporidium-Infektion
Englisch: cryptosporidiosis
Definition
Als Cryptosporidiose bezeichnet man eine häufige parasitäre Infektionskrankheit beim Geflügel, die durch unterschiedliche Cryptosporidium-Arten ausgelöst wird.
Ätiologie
Cryptosporidien ähneln den Kokzidien, müssen jedoch deutlich von ihnen abgegrenzt werden. Im Vergleich zu Eimeriida weisen Cryptosporidien mehrere Besonderheiten auf, die sie eindeutig zuordnen lassen:
- Die intrazellulären Entwicklungsstadien liegen innerhalb der Wirtszelle, unmittelbar in der Nähe des Bürstensaums, in einer parasitophoren Vakuole.
- An der Basis dieser Vakuole bilden sie ein mehrlagiges Haftorganell, das mit dem Zytoplasma der Wirtszelle in Verbindung steht.
- Cryptosporidien produzieren kleine Oozysten, die bereits in der Wirtszelle sporulieren und vier nackte Sporozoiten enthalten.
Beim Geflügel kommen speziesspezifische Cryptosporidien-Arten vor, die jedoch untereinander übertragbar sind. Beim Huhn parasitiert vorwiegend Cryptosporidium baileyi, während bei Truthühnern Cryptosporidium meleagridis zu finden ist. Zusätzlich wurde vor Kurzem eine weitere Art, Cryptosporidium galli, beschrieben. Die Oozysten von Cryptosporidium bailey sind 6,6 x 5,0 µm groß, die von Cryptosporidium meleagridis 5,2 x 4,6 µm.
Epidemiologie
Cryptosporidien gehören bei Wildvögeln und Nutzgeflügeln zu den am häufigsten nachweisbaren Endoparasiten. Die Prävalenzen bei Hühnern und Puten schwanken zwischen 6 und 50 %. Es können alle Altersklassen befallen sein, jedoch bilden sich in jüngeren Tieren mehr Oozysten aus als in älteren.
Pathogenese
Die Übertragung verläuft fäkal-oral sowie per inhalationem durch die Aufnahme mit dem Kot ausgeschiedener infektiöser Oozysten. Nach der Aufnahme sporulierter Oozysten folgen zwei ungeschlechtliche Fortpflanzungen (Merogonien), woraufhin sich dick- und dünnwandige Oozysten mit je vier Sporozoiten bilden. Die dickwandigen Oozysten werden wieder mit dem Kot ausgeschieden. Die dünnwandigen Oozysten hingegen verbleiben im Darm und entlassen die Sporozoiten, die zu endogenen Autoinfektionen führen können.
Cryptosporidium baileyi parasitiert im Bürstensaum der Epithelien des Respirationstrakts, des Gastrointestinaltrakts und der Bursa - bevorzugt im Caecum, hinteren Colon, in der Kloake und der Bursa cloacalis. Im Gegensatz dazu siedelt sich Cryptosporidium meleagridis vorwiegend im Ileum und Caecum an. Eine einmalige Infektion hinterlässt eine ausreichende Immunität, die weitere Infektionen effektiv verhindert. Dabei korreliert die Immunität nicht mit der Menge der zirkulierenden Antikörper.
Klinik
Cryptosporidien werden sowohl bei klinisch gesunden Tieren als auch bei Tieren mit Symptomen gefunden. Betroffene Tiere leiden an Leistungsminderung sowie teils schweren klinischen Erscheinungen. Anhand der Klinik muss zwischen einer intestinalen und einer respiratorischen Form unterschieden werden.
Die Parasiten verursachen Lethargie, Depression, Husten, Schniefen, Atemnot, Gewichtsverlust und Durchfall. Ein ausgeprägter Befall mit Cryptosporidium baileyi kann immunsuppressiv wirken. Gleichzeitige Infektionen mit Viren (z.B. GaHV-2, IBDV, CIAV u.a.) verkomplizieren das Krankheitsbild.
Pathohistologie
Bei der Sektion dominiert eine chronisch-aktive purulente Entzündung mit einer Epithelhyperplasie.
Diagnose
Die Diagnose wird histologisch und/oder durch den direkten Erregernachweis (Oozysten) in Abklatschpräparaten der Tracheal- oder Darmschleimhaut bzw. im Kot gestellt.
Therapie
Bei lebensmittelliefernden Geflügeln ist eine kausale Therapie nicht verfügbar. Hobbytiere sowie nicht-lebensmittelliefernde Vögel können mit Enrofloxacin, Paromomycin oder Toltrazuril behandelt werden.
Prophylaxe
Durch strikte Hygienemaßnahmen kann eine Verbreitung verhindert werden. Die Stallungen sind entweder physikalisch (Dampfstrahlgerät) oder chemisch mit Kresol-haltigen Präparaten zu desinfizieren.
Zoonotische Bedeutung
Cryptosporidien sind Zoonoseerreger und können daher auch den Menschen befallen. Klinisch manifeste Erkrankungen (Kryptosporidiosen) werden hauptsächlich bei immunsupprimierten Patienten (z.B. AIDS) beobachtet.
Literatur
- Boch J, Supperer R (Begr.), Schnieder T (Hrsg.). 2005. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4135-9
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0
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