Kearns-Sayre-Syndrom
Synonym: KSS
Definition
Das Kearns-Sayre-Syndrom, kurz KSS, bezeichnet eine neuromuskuläre Erkrankung, die auf einer Störung des aeroben Zellstoffwechsels in Folge mitochondrialer Dysfunktion (Mitochondriopathie) beruht.
ICD-10-Code: H49.8
Ätiopathogenese
Ursache des Kearns-Sayre-Syndroms ist eine Deletion der mitochondrialen DNA (mtDNA) mit einem Umfang von 4977 Basenpaaren, die multiple Fehlexpressionen mitochondrialer Atmungskettenkomplex-Untereinheiten verursacht. In Folge ATP-Mangels kommt es innerhalb der betroffenen Gewebe (Nervengewebe, Muskelgewebe) zu Zelldegenerationen.
Klinik
Klinisch imponiert die Erkrankung als Kombination aus chronisch-progressiver externer Ophthalmoplegie (CPEO), Retinopathia pigmentosa und Skelettmuskelbeteiligung (Myopathie) mit progredientem Befall weiterer Organe.
In Abhängigkeit betroffener Gewebe können verschiedene Symptome assoziiert sein:
- Herzmuskulatur, insbesondere Reizleitungssystem
- peripheres Nervensystem
- ZNS
- Ataxie
- Hörstörungen
- geistige Retardierung
- Magen-Darm-Trakt
- Endokrinium
Diagnostik
Die Diagnostik des Kearns-Sayre-Syndroms umfasst:
- neurologische Diagnostik
- Sichtdiagnose
- neurologischer Status: Sensibilitätsstörungen, ggf. Abschwächung der Reflexe, Stand- und Gangunsicherheiten
- EMG: verminderte Muskelaktivität
- ENG: Reizleitungsstörungen
- Muskelbiopsie
- Lumbalpunktion und Liquordiagnostik: erhöhte Proteinfraktion >100mg/dl
- ophthalmologische Diagnostik
- siehe Retinopathia pigmentosa
- kardiologische Diagnostik
- Labordiagnostik
Molekulargenetische Untersuchung
Der endgültige Nachweis erfolgt mittels PCR-Amplifikation und Sequenzanalyse der deletierten mtDNA-Sequenz in Blutprobe (5-10 ml EDTA-Blut) oder Muskelbiopsat.
Therapie
Eine kausale Therapie des KSS gibt es nicht. Eine Besserung der Symptomatik kann durch hochdosierte Coenzym Q10 (Ubichinon)-Gabe erzielt werden. Bei persistierenden Herzrhythmusstörungen ist die Implantation eines Herzschrittmachers indiziert. Als Ultima ratio für die Behandlung der progredienten Kardiomyopathie ist eine Herztransplantation in Erwägung zu ziehen.
Prognose
Die Prognose der Erkrankung korreliert mit ihrem Ausprägungsgrad. Bei Beteiligung des Herzens besteht in der Regel eine schlechte Prognose mit meist letalem Ausgang.
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