Myokard
Synonyme: Myocard, Herzmuskel, Herzmuskulatur, Herzmuskelgewebe
Englisch: myocardium, myocardial tissue
Definition
Das Myokard ist die zwischen dem Endokard (der Herzinnenhaut) und dem Epikard (Außenhaut des Herzens) gelegene Schicht an Herzmuskelgewebe. Es umfasst auch die im Herzlumen gelegenen Papillarmuskeln und Trabekel (Trabeculae carneae).
Einteilung
...nach Funktion
Das Myokard unterteilt sich in:
- Arbeitsmuskulatur (Arbeitsmyokard)
- Muskelzellen, die dem Erregungsbildungs- und Erregungsleitungssystem zuzuordnen sind
...nach Lokalisation
- Vorhofmyokard: Muskulatur der Vorhöfe
- Ventrikelmyokard bzw. Kammermyokard: Muskulatur der Herzkammern
Anatomie
Die Herzmuskelzellen sind untereinander zu Herzmuskelfasern verbunden, die durch Endomysiumzüge zu sichtbaren Bündeln zusammengefasst werden. Diese Bündel verlaufen zirkulär, schräg und longitudinal, sodass eine konzentrische Kontraktion der Ventrikel und eine longitudinale Verkürzung zwischen Ventilebene und Herzspitze möglich ist.
Vorhöfe
Die Muskelfasern der Vorhöfe bilden zwei Schichten:
- Außenschicht: verläuft auf der Vorderseite horizontal und verbindet beide Vorhöfe untereinander (Fasciculus interauricularis horizontalis), auf der Rückseite durchqueren einige Fasern den Sulcus interatrialis und verbinden somit ebenfalls den rechten mit dem linken Vorhof (Fasciculi transversi)
- Innenschicht: hufeisenförmige Muskelzüge (Fasciculi verticales) bleiben auf die jeweiligen Vorhöfen beschränkt, gut sichtbar an der Innenseite des rechten Vorhofs (Musculi pectinati, Crista terminalis)
Ventrikel
Die Fasern der Ventrikel verlaufen schraubenförmig und bilden im rechten Ventrikel zwei, im linken Ventrikel drei Schichten.
Subepikardiale Schicht
Zirkulär angeordnete Fasern des rechten Ventrikels setzen sich über den Sulcus interventricularis anterior auf den linken Ventrikel fort. Auf der Facies diaphragmatica verlaufen die Muskelbündel fast longitudinal, auf der Seiten- und Vorderwand schräg absteigend. An der Herzspitze bildet die subepikardiale Schicht einen Wirbel (Vortex cordis). Im Bereich des Conus arteriosus sind die Fasern in der Konussehne befestigt.
Mittelschicht
Die Mittelschicht existiert nur im linken Ventrikel und im Septum interventriculare. Die Fasern verlaufen zirkulär.
Subendokardiale Schicht
Die Faserzüge der subendokardialen Schicht bilden die innerste Muskellage beider Ventrikel. Sie verlaufen überwiegend longitudinal. Im Bereich der Papillarmuskeln ist diese Schicht am kräftigsten entwickelt. Außerdem bedecken sie das Septum interventriculare auf beiden Seiten.
Histologie
Das Myokard ist wie die Skelettmuskulatur quergestreift. Morphologisch nimmt es eine Zwischenstellung zwischen der glatten Muskulatur und der Skelettmuskulatur ein. Das Gewebe besteht aus einzelnen ein- oder zweikernigen Zellen, den Kardiomyozyten, die ein funktionelles Synzytium bilden. Im Gegensatz zu den peripher gelegenen Kernen der Skelettmuskulatur liegt der Zellkern jedoch zentral.
Der Zellleib der Herzmuskelzellen ist verzweigt, der Zellverbund geflechtartig angeordnet. Die Zellen sind durch sogenannte Glanzstreifen (Disci intercalares) untereinander verbunden. Sie sorgen durch die in ihnen enthaltenen Gap Junctions für die Erregungsausbreitung zwischen den Herzmuskelzellen. Darüber hinaus enthalten sie Desmosomen und Fasciae adhaerentes zur Stabilisierung des Zellverbands und zur Kraftübertragung.
Wie die Skelettmuskulatur weist das Myokard einen regelmäßigen Aufbau aus speziellen quergestreiften Muskelfasern auf. Es besitzt auch ein System für den schnellen Calciumeinstrom in Form von Terminalzisternen des sarkoplasmatischen Retikulums und T-Tubuli der Zellmembran. Im Gegensatz zu den Triaden der Skelettmuskulatur findet man im Myokard Einheiten aus einer Terminalzisterne und einem T-Tubulus, so genannte Diaden.
Spezialisierte Herzmuskelzellen existieren im Sinusknoten, AV-Knoten und im Reizleitungsbündel der Herzkammern. Die Schrittmacherzellen besitzen nur ein lockeres Myofibrillensystem und keine T-Tubuli. Die Purkinje-Fasern sind deutlich größere Herzmuskelzellen mit viel Glykogen und wenig Myofibrillen.
Einige Kardiomyozyten des Vorhofs synthetisieren und speichern sekretorische Granula. Diese enthalten das Hormon ANP (atriales natriuretisches Peptid), das bei Dehnung der Vorhofmuskulatur sezerniert wird.
Regeneration
Untergegangenes Myokard (z.B. im Rahmen eines Herzinfarkts) wird nicht durch funktional gleichwertiges Gewebe ersetzt, sondern durch Bindegewebe (myokardiales Remodeling).
Nach heutigen Erkenntnissen ist jedoch auch das Myokard in beschränktem Umfang in der Lage, sich zu erneuern. Das konnte anhand von 14C-Untersuchungen von Kardiomyozyten-DNA nachgewiesen werden. Danach werden bei einem 25-jährigen etwa 1% der Herzmuskelzellen pro Jahr ersetzt. Diese Rate sinkt bei 75-jährigen auf 0,45% ab. Während eines Lebens werden jedoch weniger als 50% der Herzmuskelzellen ausgetauscht.[1]
Podcast
Quellen
- ↑ Bergmann O et al. Evidence for Cardiomyocyte Renewal in Humans, Science 03 Apr 2009:Vol. 324, Issue 5923, pp. 98-102, abgerufen am 17.09.2019
Bildquelle
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