Feline lower urinary tract disease (Katze)
Synonyme: FLUTD, feline idiopathische Zystitis (FIC), sterile Zystitis, interstitielle Zystitis, feline obstruktive Uropathie
Definition
Feline lower urinary tract disease, im klinischen Sprachgebrauch oftmals FLUTD genannt, ist ein Überbegriff für verschiedene multifaktoriell bedingte Erkrankungen des unteren Harntrakts bei der Katze.
Nomenklatur
Als FLUTD bezeichnet man verschiedene entzündliche Prozesse des unteren Harntrakts, die entweder zu einer partiellen oder vollständigen Obstruktion der harnableitenden Organe führen.
Kann für die Erkrankung keine ursächliche Diagnose gefunden werden, spricht man von einer idiopathischen FLUTD oder einer felinen idiopathischen Zystitis (FIC), wobei einige Autoren diese Bezeichnungen auch als eigenständige Krankheitsbilder ansehen.
Vorkommen
Die Prävalenz ist unterschiedlich und kann zwischen 0,5 und 4,6 % betragen. Rund 10 % aller Katzen, die in einer Tierklinik vorstellig werden, leiden an FLUTD.
Männchen und Weibchen sind gleichermaßen betroffen, wobei männliche Katzen aufgrund des schmalen Urethradurchmessers eher zu Obstruktionen neigen als weibliche Katzen. Von der Erkrankung sind grundsätzlich alle Altersgruppen betroffen, jedoch kann eine Häufung bei Katzen mittleren Alters beobachtet werden. Adipöse Tiere sowie in der Wohnung gehaltene Katzen haben ein erhöhtes Risiko an FLUTD zu erkranken als Freigänger.
Ätiologie
In rund 2/3 der Fälle kann keine genaue Ursache gefunden werden. Bei etwa 15 bis 23 % der betroffenen Katzen werden die Symptome durch Urolithiasis ausgelöst. Bakteriell bedingte Harnwegsinfektionen stellen nur äußerst selten (1 bis 3 %) die primären Auslöser einer FLUTD dar.
Es ist jedoch davon auszugehen, dass FLUTD eine multifaktorielle Erkrankung ist. Erst durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren kommt es zu einer klinischen Manifestation. Prädisponierende Faktoren sind u.a. die Zusammensetzung der Nahrung (z.B. hoher Magnesium- oder Aschegehalt und Trockenfutter), Adipositas, alkalischer Urin, vermindertes Harnvolumen und rezidivierende Harnwegsinfektionen.
Erkrankungen | Auslöser | Erkrankungen | Auslöser |
---|---|---|---|
metabolisch |
|
entzündlich | |
traumatisch |
|
iatrogen | |
anatomisch |
|
neoplastisch | |
Verhaltensstörungen | idiopathisch |
Klinik
Bei einer obstruktiven FLUTD leiden betroffene Katzen an Pollakisurie, Strangurie, Hämaturie und/oder Unsauberkeit (Verlust der Stubenreinheit). Die Tiere fühlen sich unwohl, sind unruhig, ängstlich, versuchen vermehrt zu urinieren, lecken ihre Genitalien und leiden gehäuft an abdominalen Schmerzen.
Bei länger bestehender Obstruktion (mehr als 36 bis 48 Stunden) kommen Anorexie, Dehydratation, Erbrechen, Kollaps, Stupor, Hypothermie und/oder Bradykardie hinzu.
Diagnose
Hinweise für eine Verdachtsdiagnose ergeben sich aus der Anamnese (Probleme beim Harn absetzen, Wohnungskatze, Trockenfütterung, Adipositas u.ä.) und der klinischen Untersuchung (prall gefüllte Harnblase).
Die Diagnose wird letztendlich mittels Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen sowie mithilfe verschiedener Harnuntersuchungen (Zytologie, Bakterienkultur u.ä.) gesichert.
Labormedizin
Die Blutwerte können physiologisch sein oder auf eine Urämie, metabolische Azidose und/oder Hyperkaliämie hinweisen.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und dem klinischen Zustand des Patienten.
Obstruktive Harnwegserkrankungen sind initial mit einer parenteralen Flüssigkeitstherapie zu behandeln. Bei Hyperkaliämie ist so lange physiologische Kochsalzlösung zu verwenden, bis wieder ein physiologischer Elektrolythaushalt vorliegt. Anschließend muss die Obstruktion mittels Harnblasenkatheter (z.B. Urohydropropulsion) oder mit einer Zystozentese behoben werden. Ist nach der Katheterisierung kein normaler Urinabfluss vorhanden, ist ein permanenter Harnblasenkatheter zu legen und eine perineale Urethrostomie (hohe Fistel) vorzunehmen.
Literatur
- Fossum TW. 2007. Chirurgie der Kleintiere. 2. Auflage. München: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag. ISBN: 978-3-437-57091-9
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7
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