Perineale Urethrostomie (Katze)
Synonym: Hohe Fistel, hohe Harnröhrenfistel
Englisch: perineal urethrostomy
Definition
Die perineale Urethrostomie, auch hohe Fistel genannt, ist eine Methode der Urethrostomie bei der Katze, die bei rezidivierender Harnwegsobstruktionen durchgeführt wird.
Indikation
Eine perineale Urethrostomie kommt vor allem bei rezidivierenden und obstruktiven Erkrankungen des unteren Harntrakts zum Einsatz, z.B. Urolithiasis, FLUTD (feline lower urinary tract syndrome) oder Strikturen.
Vorbereitung
Katzen, die akut an einer Harnwegsobstruktion leiden, sind initial mit einer parenteralen Flüssigkeitstherapie zu versorgen. Bei einer gleichzeitig vorliegenden Hyperkaliämie muss physiologische Kochsalzösung verwendet werden.
Wenn möglich, ist eine Katheterisierung vorzunehmen. Der Harnstein wird mittels Urohydropropulsion wieder in die Harnblase zrücktransportiert und anschließend mittels Zystotomie entfernt. Kann durch das Setzen eines Katheters kein normaler Harnfluss gewährleistet werden, ist eine Zystozentese zur kurzzeitigen Entlastung der Harnblase indiziert. Befindet sich die Katze in einem nicht stabilen Zustand (Hypotension, Schock u.ä.), muss der Harnabfluss für die Dauer der Stabilisierung über einen Katheter gewährleistet werden. Erst nach Besserung des Allgemeinzustandes kann die perineale Urethrostomie durchgeführt werden.
Durchführung
Die Katze wird in Bauchlage am Operationstisch ausgebunden und die perineale Region etwas erhöht positioniert.
Zu Beginn der Operation ist eine Tabaksbeutelnaht um den Anus zu setzen und - wenn noch nicht vorhanden - ein Harnblasenkatheter zu setzen. Um das Skrotum sowie das Präputium wird eine elliiptische Inzision gesetzt und dieser Teil exzidiert. Der Penis wird dann nach dorsolateral gezogen und das umliegende lose Gewebe beidseits entfernt. Anschließend kann weiter nach ventral und lateral präpariert werden, bis man vom Penis ausgehend zum Ischiasbogen gelangt.
Nachdem der Penis nach dorsal angehoben wurde, kann das ventrale Ligamentum des Penis scharf durchtrennt werden. Danach können der Musculus ischiocavernosus und der Musculus ischiourethralis beidseits an den Insertionsstellen am Os ischii abgesetzt werden. Besondere Achtung gilt hier dem Nervus pudendus, der keinesfalls verletzt werden darf. Der Penis ist dann nach ventral zu klappen, damit die dorsale Oberfläche ersichtlich wird. Die Bulbourethraldrüsen werden proximal und dorsal vom Musculus bulbospongiosus und kranial von den abgetrennten Mm. ischiocavernosus und ischiourethralis frei präpariert. Danach kann der Musculus retractor penis angehoben und von der Urethra entfernt werden. Anschließend wird die Pars penina urethra mit einer Skalpellklinge (Nr. 11) der Länge nach inzidiert. Dieser Schnitt ist proximal bis zur Pars pelvina urethrae fortzusetzen - bis etwa 1 cm jenseits der Bulbourethraldrüsen. Abschließend muss das Lumen der Harnröhre mit einer Klemme überprüft werden.
Die Schleimhaut der Urethra ist mit einem resorbierbaren Nahtmaterial (Stärke 4-0 oder 5-0) mit einer einfachen fortlaufenden Naht an die Haut zu nähen. Die erste Naht wird dabei im proximalen Winkel in einem 45°-Winkel zur Haut gesetzt, worauf erst die anderen Nähte folgen. Die proximalen zwei Drittel der Pars penina urethrae werden an die Haut genäht und das distale Ende amputiert, indem eine horizontale Matratzennaht durch die Haut und das Penisgewebe geführt wird. Mithilfe einer Ligatur distal davon kann dann der Penis abgesetzt werden.
Abschließend wird die Haut mit einfachen Einzelheften adaptierend verschlossen.
Komplikationen
Häufig kommt es zu postoperativen bakteriellen Harnwegsinfektionen. Ursachen hierfür sind v.a. die abweichenden anatomischen Gegebenheiten, eine Beeinträchtigung des intrinsischen Abwehrmechanismus sowie verschiedene Grunderkrankungen.
Bei vielen Katzen kommt es nach einer perinealen Urethrostomie zu einem permanenten Funktionstverlust des quergestreiften Schließmuskels. Symptome einer Harninkontinenz werden jedoch nur selten beobachtet.
Literatur
- Fossum TW. 2007. Chirurgie der Kleintiere. 2. Auflage. München: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag. ISBN: 978-3-437-57091-9
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