Harnstein
Synonym: Urinstein, Urolith
Englisch: urinary calculus
Definition
Harnsteine sind Konkremente, die im Rahmen einer Urolithiasis in den Harnwegen ausfallen.
Einteilung
Die Einteilung der Harnsteine kann nach mehreren Prinzipien erfolgen.
... nach Lokalisation
... nach Röntgendichte
- röntgenpositiver Harnstein
- röntgennegativer Harnstein
... nach Begleitumständen
- steriler Stein
- infektassoziierter Stein
... nach chemischer Zusammensetzung
Pathophysiologie
Die Entstehung von Harnsteinen ist ein multifaktorieller Prozess, der zur Kristallisation von im Urin gelösten Substanzen führt. Ist der Urin übersättigt und fehlen gleichzeitig antilithogene Einflussfaktoren, kommt es zu einer Bildung und Aggregation von Kristallen. Anschließend lagern sich neue Kristalle an deren Oberfläche an, wodurch die typische Schichtung der Harnsteine entsteht. Darüber hinaus wird die Rolle von organischen Substanzen als Kristallisationszentrum bzw. Matrix der Steinbildung diskutiert.
Begünstigende Faktoren für die Harnsteinbildung sind u.a.:
- Stoffwechselstörungen, z.B. Hyperurikämie oder Hyperparathyreoidismus
- Nahrungszusammensetzung, z.B. hohe Zufuhr von Calcium, Harnsäure oder Oxalaten
- pH-Wert des Urins: Bei niedrigem pH-Wert sind Phosphate besser löslich, bei höheren pH-Werten Harnsäure.
- Urinvolumen: Eine größere Harnausscheidung verringert die Gefahr der Übersättigung des Urins.
- Harnwegsinfektionen: Ureasebildende Bakterien (z.B. Proteus) führen zu einer Alkalisierung des Urins mit verminderter Löslichkeit für Phosphate.
Labormedizin
Neben der chemischen Analyse des Harnsteines ist die gleichzeitige Untersuchung des Urins auf lithogene und antilithogene Substanzen zur Abschätzung des Harnsteinrisikoprofils sinnvoll. Eine Konzentrationserhöhung lithogener Substanzen sowie eine Konzentrationsverringerung von antilithogenen Substanzen im Urin gehen mit einem erhöhten Harnsteinrisiko einher.
Material
Für die Untersuchung werden 50 ml eines 24-h-Sammelurins benötigt.
Parameter
Lithogene Substanzen
Substanz | Referenzbereich |
---|---|
Calcium |
|
Phosphat | 16 bis 58 mmol/Tag |
Harnsäure | bis 800 mg/Tag |
Oxalat | bis 45 mg/Tag |
Cystin | bis 200 mg/Tag |
Antilithogene Substanzen
Substanz | Referenzbereich |
---|---|
Magnesium | über 70 mg/Tag |
Citrat | über 400 mg/Tag |
Ergänzende Diagnostik
Substanz | Bewertung |
---|---|
pH-Wert im Urin | |
spezifisches Uringewicht | über 1,038 g/ml als Hinweis auf eine Exsikkose |
Protein im Urin | über 150 mg/Tag als Hinweis auf eine Proteinurie |
Hinweis
Unter adäquater diätetischer und medikamentöser Behandlung kann die Rezidivrate von 50 bis 100 % auf 10 bis 15 % reduziert werden.
siehe: Urolithiasis
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 09.03.2021
- Walther, S. Ihr Arsenal gegen Harnsteine, MMW Fortschr. Med. 2010; 152(16): 42-46, abgerufen am 22.07.2019