Taigawurzel
Synonym: Eleutherococcus senticosus
Definition
Die borstige Taigawurzel, lateinisch Eleutherococcus senticosus, gehört zur Familie der Araliengewächse (Araliaceae). Bekannte weiterer Vertreter dieser Pflanzenfamilie sind u.a. der Efeu oder die Fiederaralie. Der dornige Strauch ist im östlichen Russland, in China, Japan und Korea beheimatet und wird auch als sibirischer Ginseng bezeichnet.
Botanik
Die Taigawurzel ist ein Strauch, der in der Regel Wuchshöhen zwischen 1,50 und 7 Metern erreichen kann. Die Pflanze ist ein sommergrünes Gewächs, das im Boden ein weit verzweigtes Wurzelsystem mit vielen feinen Wurzelhaaren bildet.
Die Blätter der Taigawurzel haben eine runde bis ovale Form, eine glänzende Oberfläche und eine hell- bis mittelgrüne Farbe. Die Blattstiele der 5-zähligen, fein gesägten Blätter sind dicht mit Stacheln besetzt. Die olivgrünen bis bräunlichen Zweige und Stämmchen besitzen ebenfalls zahlreiche kleinere Stacheln. Die doldenartigen Blüten sind zwittrig. Aus den weiblichen Blüten bilden sich meist zu Beginn des Herbstes Beerenfrüchte aus. Die Beeren sind grün und verfärben sich später schwarz. In jeder Beere sind mehrere halbmondförmige gelbliche bis bräunliche Samen enthalten. Die Blütezeit der Taigawurzel liegt in der Regel zwischen Mitte Juli und Ende August.
Geschichte
Die Taigawurzel hat in der chinesischen und russischen Volksmedizin eine lange Tradition. Im Nordosten Chinas wurden und werden die Wurzeln der Pflanze u.a. bei Bronchitis, Herzbeschwerden und Rheuma eingesetzt. Während die Taigawurzel in Russland, in den asiatischen Ländern, in den USA und Australien sehr beliebt ist, wird diese Pflanze bei uns kaum genutzt. 1962 wurde in der damaligen Sowjetunion nach umfangreichen klinischen Studien ein Extrakt aus den Wurzeln als allgemeines Mittel zur gesundheitlichen Wiederherstellung, als Tonikum und als Adaptogen zugelassen.
Inhaltsstoffe
Die Taigawurzel enthält Lignane (Syringin, Liriodendrin), Phenylpropane, Hydoxycumarine, Sterole, Saponine, Steroidglykoside, Phenylacrylsäure-Derivate und Polysaccharide. Der Hauptinhaltsstoff ist die Chlorogensäure (bis 1,7%), die zu der Gruppe der Kaffeesäurederivate gehört.
Die Inhaltsstoffe wirken immunstimulierend und sollen die Anpassung des Körpers an Stresssituationen verbessern. Weiterhin soll die Taigawurzel antiviral, blutzuckersenkend, blutgerinnungshemmend, cholesterinsenkend, blutdrucknormalisierend und östrogenartig wirken sowie Zellen gegen Gifte schützen. Diese Wirkungen sind allerdings durch klinische Studien nicht belegt.
Der Taigawurzel werden zudem eine aufbauende (anabole) Wirkung und eine Erhöhung der körperlichen und psychischen Belastbarkeit zugesprochen. Hierfür sollen die Lignane verantwortlich sein. Diese können den Körper etwa nach langer Krankheit bei der Wiedererlangung der Leistungsfähigkeit unterstützen. Gleichzeitig kann die Taigawurzel einen gewissen Schutz vor Stress bieten, denn sie hemmt die Adrenalinausschüttung.
Anwendungen
Die Taigawurzel ist ein traditionelles pflanzliches Arzneimittel (EMA/HMPC/680618/2013). Durch klinische Studien belegt ist die Anwendung zur Erhaltung und Aktivierung der körpereigenen Widerstandskraft, besonders bei außergewöhnlichen körperlichen, seelischen und geistigen Belastungen sowie als Tonikum zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeits- und Schwächegefühl, nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit.
Zubereitungen in Fertigarzneimitteln
Medizinisch wird die Wurzel verwendet, die durch Trocknen und Zerkleinern oder Pulverisieren weiter verarbeitet wird. Durch Extraktion von Verbindungen aus Pflanzenmaterial werden flüssige Extrakte oder Tinkturen gewonnen. In einigen Fällen wird das Lösungsmittel verdampft, um einen Trockenextrakt zu erhalten. Die Taigawurzel wird gewöhnlich als Kräutertee oder in fester oder flüssiger Form zum Einnehmen genutzt oder findet sich in Kombinationspräparaten . In Deutschland sind nur wenige pflanzliche Arzneimittel aus der Taigawurzel im Handel. Sie enthalten meist einen Trocken- oder Fluidextrakt. Die Dosierung eines Fluidextraktes für Personen über 12 Jahre und Erwachsene beträgt in der Regel zweimal täglich 30 Tropfen unverdünnt oder mit etwas Wasser. Jedoch sollte bei allen Präparaten die maximale Tagesdosis von 3 g nicht überschritten werden, da ansonsten ungewünschte Wirkungen auftreten können. Die maximale Einnahmedauer von drei Monaten sollte eingehalten werde.
Teezubereitungen
Für die Teezubereitung sollen 0,5 bis 4 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Taigawurzel mit ca. 150 ml siedendem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 Min. abgeseiht werden. Pro Tag sollten nicht mehr als 2-3 Tassen Tee getrunken werden. Die Anwendung sollte vier Wochen nicht überschreiten.
Nebenwirkungen
Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören gelegentlich Schlafstörungen, Nervosität, schneller Puls, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Magen-Darm-Beschwerden.
Wechselwirkungen
Über Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln liegen einzelne Berichte vor, unter anderem mit Antidiabetika, Insulinen, Barbituraten und Antikoagulantien.
Kontraindikationen
Personen mit hohem Blutdruck sollten die Einnahme von Taigawurzel zunächst mit einem Arzt oder Apotheker besprechen. Unter Umständen können bei dieser Risikogruppe Herzrhythmusstörungen oder andere Herzbeschwerden auftreten. Präparate oder Tees mit der Taigawurzel dürfen nicht angewendet werden bei Kindern unter 12 Jahren, Schwangeren und Stillenden, da keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen.
Literatur
- Schilcher H (Hrsg.): Leitfaden Phytotherapie, Elsevier GmbH München 2016
- Eleutherococci radix; EMA, abgerufen am 30.04.2020.