Elafibranor
Handelsname: Iqirvo®
Synonym: GFT505
Englisch: elafibranor
Definition
Elafibranor ist ein Arzneistoff, der zur Therapie der primär biliären Cholangitis (PBC) verwendet wird. Es handelt sich um einen dualen Agonisten an den Peroxisom-Proliferator-aktivierten Rezeptoren (PPAR) PPAR-α und PPAR-δ.
Chemie
Elafibranor besitzt eine Retrochalkon-Struktur. Die Summenformel ist C22H24O4S. Der chemische Name ist
- 2-[2,6-Dimethyl-4-[(E)-3-(4-methylsulfanylphenyl)-3-oxoprop-1-enyl]phenoxy]-2-methylpropansäure (IUPAC)
Die molare Masse beträgt 384,5 g/mol, der Oktanol-Wasser-Koeffizient (logP) 4,6. Die CAS-Nummer lautet 923978-27-2. Die Substanz liegt bei Raumtemperatur als Feststoff vor, der in Wasser praktisch unlöslich ist.[1]
Wirkmechanismus
Elafibranor und sein aktiver Metabolit GFT1007 sind Agonisten an den Peroxisom-Proliferator-aktivierten Rezeptoren PPAR-α und PPAR-δ. Der Mechanismus, durch den Elafibranor seine therapeutischen Wirkungen bei Patienten mit PBC entfaltet, ist bisher (2024) im Einzelnen nicht geklärt. Es wird davon ausgegangen, dass die Aktivierung von PPAR-α und PPAR-δ durch eine Hemmung der Synthese der Gallensäuren sowie eine Modulation der Entgiftungs- und der Transportprozesse die Entzündungsprozesse günstig beeinflusst.[1][2]
Pharmakokinetik
Elafibranor wird nach oraler Aufnahme rasch resorbiert. Maximale Plasmaspiegel werden nach 75 Min. erreicht. Die Plasmaproteinbindung beträgt mehr als 99 %, das Verteilungsvolumen 4.731 Liter (ca. 68 l/kgKG). Die Biotransformation erfolgt vor allem durch 15-Ketoprostaglandin-13-Δ reductase (PTGR1) zu aktivem GFT1007. Darüber hinaus wird Elafibranor über das Cytochrom-P450-Isoenzym CYP2J2 und die Uridin-5'-diphospho-glucuronosyltransferasen (UGT)-Isoenzyme UGT1A3, UGT1A4 und UGT2B7 verstoffwechselt.
GFT1007 wird durch CYP2C8 und UGT1A3 und UGT2B7 weiter metabolisiert. Die Elimination erfolgt zu 77 % mit den Fäzes, davon 57 % unverändert und 6 % als GFT1007. Die Glucuronide werden mit dem Urin ausgeschieden. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 68 Stunden (GFT1007 15,4 Stunden).[1][2]
Indikationen
Elafibranor ist indiziert zur Behandlung der primär biliären Cholangitis[2]
- in Kombination mit Ursodeoxycholsäure (UDCA) bei Erwachsenen, die nicht ausreichend auf UDCA ansprechen, oder
- als Monotherapie bei Patienten, die UDCA nicht vertragen.
Darreichungsform
Elafibranor steht in Form von Tabletten zur oralen Anwendung zur Verfügung.
Dosierung
Die empfohlene Dosis ist einmal täglich 80 mg.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Elafibranor sind:[1][2]
- Kopfschmerzen
- Veränderung des Körpergewichts
- Mundtrockenheit
- gastroösophageale Refluxkrankheit
- Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Diarrhö
- Myalgie mit Anstieg der Kreatinphosphokinase
- Exanthem
Es kann unter der Behandlung zur Leberschädigung und zum Verschluss der Gallenwege kommen. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für Muskelerkrankungen (Myopathie, Rhabdomyolyse) und Frakturen.
Wechselwirkungen
Bisher (2024) sind keine klinisch relevanten Interaktionen bekannt geworden.[1]
Die Wirksamkeit hormoneller Kontrazeptiva ist unter der Therapie mit Elafibranor nicht mehr gewährleistet. Durch die gleichzeitige Anwendung Statinen kann eine Myopathie ausgelöst werden.[2]
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen Elafibranor oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
Schwangerschaft und Stillzeit
Im Tierexperiment wurden reproduktionstoxische Wirkungen während der Organogenese festgestellt. Wegen des des möglichen Auftretens von Fehlbildungen darf Elafibranor nicht bei Frauen im gebärfähigen Alter eingesetzt werden, die keine sicheren Verhütungsmittel anwenden. Die Verhütung einer Schwangerschaft muss vor und während der Behandlung und bis mindestens 3 Wochen nach der letzten Einnahme erfolgen.
Unter der Therapie mit Elafibranor und bis mindestens 3 Wochen nach der letzten Einnahme darf nicht gestillt werden.[1]
Toxizität
Es liegen aktuell (2024) keine Erfahrungen zur Symptomatik einer Überdosierung oder Vergiftung mit Elafibranor vor. Es ist davon auszugehen, dass vor allem gastrointestinale Störungen ausgelöst werden. Wenn es zur Rhabdomyolyse kommt, kann ein akutes Nierenversagen eintreten. Eine primäre Giftentfernung durch Verabreichung von Aktivkohle kann innerhalb einer Stunde nach der Ingestion erfolgen. Die weitere Behandlung erfolgt in jedem Fall symptomatisch. Ein spezifisches Antidot steht bisher (2024) nicht zur Verfügung. Aufgrund seiner pharmakokinetischen Eigenschaften (hohe Plasmaproteinbindung) ist eine sekundäre Giftentfernung durch Hämodialyse nicht effektiv, kann aber aufgrund einer akuten Niereninsuffienz notwendig werden. Bei Rhabdomyolyse erfolgt eine kontrollierte intravenöse Flüssigkeitsgabe zur Förderung der Diurese und eine Harnalkalisierung mit Natriumhydrogencarbonat (Urin-pH-Wert auf > 6,5 einstellen).
ATC-Code
- A05AX06 - Alimentäres System und Stoffwechsel - Gallen- und Lebertherapie - Gallentherapie - Andere Arzneimittel zur Gallentherapie
Quellen
Weblinks
- Drugbank - Elafibranor, abgerufen am 21.10.2024
- Gelbe Liste Wirkstoffe - Elafibranor, abgerufen am 21.10.2024
- Pharmazeutische Zeitung Arzneistoffe - Elafibranor, abgerufen am 09.11.2024
- PubChem 9864881
- MeSH 67585906
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