Dihydroergotoxin
Synonyme: Dihydroergotoxinum u.a.
Handelsnamen: Hydergin®, Orphol® u.a.
Englisch: dihydroergotoxine mesylate
Definition
Dihydroergotoxin ist ein Wirkstoffgemisch aus der Gruppe der Mutterkornalkaloide (Peptid-Typ) und besteht aus vier Inhaltsstoffen des Mutterkorns im Verhältnis (3:3:2:1):
Der Einsatz des Arzneistoffs wurden aus Gründen der Arzneimittelsicherheit 2014 eingeschränkt. In Deutschland ruht seitdem die Zulassung, der Wirkstoff ist außer Vertrieb.
Wirkmechanismus
Die pharmakologischen Wirkungen der Mutterkornalkaloide sind vielfältig. Sie können die Dopamin-Rezeptoren stimulieren und die Ausschüttung bestimmter Hormone wie Prolaktin und Somatotropin hemmen. Darüber hinaus sind sie partielle Agonisten an den Serotonin-Rezeptoren.
Die in der Natur vorkommenden Mutterkornalkaloide sind keine Dihydroderivate. Durch nachfolgende Hydrierung der Doppelbindung an Position 9 und 10 im D-Ring des Indolalkaloids wird die α-agonistische Wirkung verdrängt, hingegen die α-antagonistische Wirkung verstärkt. Dieser Antagonismus erklärt die Vasodilatation der Gefäße, da der Sympathikustonus abnimmt.
Dihydroergotoxin hat eine antithrombotische Wirkung und verändert die Viskosität des Blutes und damit die Sauerstoffversorgung. Ferner wird eine Optimierung des neuronalen Stoffwechsels diskutiert.
Indikationen
Das Kombinationspräparat wurde u.a. als Nootropikum zur Verbesserung von Hirnleistungsstörungen und zur Senkung des Bluthochdrucks bei älteren Patienten eingesetzt. Darüber wurde Dihydroergotoxin im Rahmen der Therapie des Zervikalsyndroms und der Migräne verwendet.
Indikationseinschränkung
In einem Rote-Hand-Brief vom März 2014 informierte der Hersteller darüber, dass für dihydroergotoxinhaltige Präparate aufgrund des ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses (siehe auch "Nebenwirkungen") bei den folgenden Krankheitsbildern keine Indikation mehr vorliegt:
- Symptomatische Behandlung chronischer pathologischer kognitiver und neurosensorischer Beeinträchtigungen bei älteren Personen (mit Ausnahme der Alzheimer-Krankheit und sonstiger Demenzen)
- Begleitbehandlung des Raynaud-Syndroms
- Begleitbehandlung der Verringerung der Sehschärfe und von Sehfeldstörungen vermutlich vaskulären Ursprungs
- Prophylaxe von Migränekopfschmerz
- symptomatische Behandlung bei venös-lymphatischer Insuffizienz
Patienten, die für die o.g. Indikationen dihydroergotxinhaltige Präparate erhalten hatten, sollten auf andere Therapieoptionen umgestellt werden.
Zulassung
Seit 2014 ruht die Zulassung von Dihydroergotoxin in den o.a. Indikationen in Deutschland. Das Ruhen der Zulassung wurde mehrfach verlängert, zuletzt 2020.
Darreichungsformen
Das Arzneimittel wurde u.a. in Form von Tabletten, Kapseln oder Tropfen appliziert.
Nebenwirkungen
- Überempfindlichkeit
- Fibrose
- Störungen des Gastrointestinaltrakts: Übelkeit, Erbrechen (dopaminerge Wirkung), Obstipation, Appetitlosigkeit
- allergische Hautreaktionen: Juckreiz, Hautrötung
- Kreislaufstörungen, Hypotonie, Kopfdruck, Schwindel
- Bradykardie
- Depressionen, Angstzustand
- Bei der Langzeittherapie besteht die Gefahr peripherer Durchblutungsstörungen (Gangrän)
Wechselwirkungen
- Dihydroergotoxin sollte nicht mit anderen Mutterkornalkaloiden kombiniert werden (Cave: Ergotismus).
- Tetrazykline und Makrolidantibiotika verstärken die vasokonstriktorischen Effekte von Dihydroergotamin.
- Es kann zu einer Wirkungsverstärkung von Antikoagulantien und Thrombozytenaggregationshemmern kommen.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff bzw. anderen Mutterkornalkaloiden
- Schwangerschaft, Stillzeit
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