Danazol
Handelsnamen: Danatrol®, Danokrin®
Definition
Danazol ist ein Testosteronderivat, das u.a. zur Behandlung der Endometriose eingesetzt wurde. In Deutschland ist es seit 2005 nicht mehr zugelassen.
Chemie
Danazol hat die Summenformel C22H27NO2. Die molekulare Masse beträgt 337,5 g/mol. Der Wirkstoff ist ein Isoxazolderivat von Ethisteron, das mit Testosteron verwandt ist. Danazol liegt als weisses bis leicht gelbes, kristallines Pulver vor, das in Wasser praktisch unlöslich ist.
Wirkmechanismus
Danazol ist ein synthetisches Ethisteronderivat, das die Synthese und/oder die Ausschüttung der hypophysären Gonadotropine LH (luteinisierendes Hormon) und FSH (follikelstimulierendes Hormon) hemmt. Diese Wirkung ist reversibel. Nach Absetzen des Medikamentes stellt sich die normale hormonelle Funktion wieder ein.
Danazol übt keine östrogene oder gestagene Hormonwirkung aus. Hingegen lassen sich ein schwacher Androgeneffekt und damit verbundene anabole Nebenwirkungen feststellen. Danazol beeinflusst nur die Gonadotropinausschüttung, keine anderen Sekretionsvorgänge des Hypophysenvorderlappens. Bei der Frau unterdrückt Danazol dosisabhängig und nach einer gewissen Latenzzeit die Ovulation und Menstruation. Beim Mann sinkt während der Verabreichung von Danazol das Testosteron ab. Untersuchungen über die Fertilität liegen nicht vor.
Wirkprofil
Bei der Behandlung der Endometriose wird mit Danazol eine Besserung der Symptome wie Dysmenorrhö, Unterleibsschmerzen und Dyspareunie sowie die Auflösung von ektopen Endometriumsherden erzielt. Die mit der Endometriose verbundene Infertilität wird mit signifikanter Häufigkeit behoben. Bei Patientinnen mit Mastopathia cystica fibrosa führt Danazol zum Verschwinden der Brustbeschwerden und zur Verkleinerung oder Beseitigung der fibrozystischen Knoten.
Danazol ist wirksam in der Behandlung des hereditären und erworbenen Angioödems. Die Patienten bleiben während der Verabreichung von Danazol weitgehend anfallfrei, und es lässt sich ein signifikanter Anstieg des C1-Esterase-Inhibitor-Spiegels feststellen.
Pharmakokinetik
Danazol wird aus dem Gastrointestinaltrakt rasch und vollständig resorbiert. Die Resorptionshalbwertszeit beträgt ca. 1,3 Stunden. Die maximale Plasmakonzentration wird 2 bis 4 Stunden nach Medikamenteneinnahme erreicht und steigen unterproportional zur verabreichten Dosis an.
Die Plasmahalbwertszeit beträgt ca. 4 Stunden. Die Substanz wird rasch und vollständig metabolisiert; die identifizierten Hauptmetaboliten sind 2-Hydroxymethylethisteron und Ethisteron. Danazol wird je etwa zur Hälfte über die Leber und die Nieren ausgeschieden. Der Arzneistoff ist plazenta- und milchgängig.
Im Vergleich zur Nüchterneinnahme steigen Bioverfügbarkeit und maximale Plasmaspiegel von Danazol bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme deutlich rascher an.
Für Danazol liegen bisher keine pharmakokinetischen Daten bei Leber- und Nierenfunktionsstörungen vor. Es ist jedoch ist bekannt, dass der metabolische Abbau von Sexualsteroiden bei Leberfunktionsstörungen verlangsamt ist.
Indikationen
- Endometriose
- Mastopathie
- hereditäres Angioödem
Dosierung
Die Dosierung ist abhängig von der Art und Schwere des Krankheitsbildes sowie von der individuellen Reaktion des Patienten auf die Therapie. Die Behandlung sollte mit der kleinsten wirksamen Dosis durchgeführt werden. Bei älteren Personen und Kindern unter 12 Jahren wird die Anwendung von Danazol nicht empfohlen.
Bei Frauen im gebärfähigen Alter beginnt man die Verabreichung von Danazol während der Menstruation, um zu verhindern, dass eine schwangere Frau den Wirkungen des Medikamentes ausgesetzt wird. Während der gesamten Behandlungsdauer muss eine nicht-hormonelle Kontrazeption zur Anwendung kommen.
Endometriose
Bei sehr schmerzhafter Endometriose ist eine hohe Anfangsdosierung von 800 mg pro Tag angezeigt. Im Verlauf der Behandlung kann die Dosis auf 600 oder 400 mg Danazol pro Tag reduziert werden, wenn die Beschwerden abnehmen und unter der niedrigen Dosierung nicht wieder auftreten. Bei Zwischenblutungen ist die Dosierung wieder heraufzusetzen. In leichteren Fällen kann die Therapie mit 200 mg Danazol pro Tag begonnen und die Dosis gesteigert werden, wenn die Ergebnisse nicht befriedigen. Die Therapie soll zyklusgerecht mit dem ersten Tag der Menstruation beginnen und ohne Unterbrechung fortgesetzt werden. Die Behandlung dauert üblicherweise 3 bis 6 Monate.
Mastopathie
Bei der Mastopathia cystica fibrosa beträgt die empfohlene Dosis je nach Art und Schwere des Krankheitsbildes 100 bis 400 mg/d. Die Therapie soll zyklusgerecht mit dem ersten Tag der Menstruation beginnen. Sie dauert üblicherweise 3 bis 6 Monate.
Angioödem
Bei Patienten mit hereditärem Angioödem ab 12 Jahre soll die Behandlung mit 400 bis 600 mg Danazol täglich, auf 2 oder 3 Gaben verteilt, begonnen werden. Bleibt der Patient 2 Monate anfallsfrei, kann die Tagesdosis um 100 mg reduziert werden, bis die kleinste wirksame Dosis ermittelt ist. Für die weitere prophylaktische Behandlung soll diese kleinste wirksame Dosis beibehalten werden. Bei erneuten Anfällen ist die Dosis um 100 mg pro Tag zu steigern
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Kontraindikationen
Schwangerschaft
Danazol ist kontraindiziert für schwangere Frauen oder für Frauen, die schwanger werden könnten. Die Danazolbehandlung soll während der Menstruation begonnen werden. Bei Patientinnen mit Amenorrhö muss vor der Behandlung das Risiko einer Schwangerschaft durch einen Test ausgeschlossen werden.
Da Danazol den Fötus androgenen Effekten aussetzt, muss die Behandlung abgebrochen werden, falls nach Behandlungsbeginn eine Schwangerschaft diagnostiziert wird. In diesem Fall oder wenn dieses Medikament unbeabsichtigt während der Schwangerschaft eingenommen wurde, sollte die Patientin über die Risiken einer Fortsetzung der Schwangerschaft aufgeklärt werden.
Stillzeit
Danazol wird in der Muttermilch ausgeschieden. Beim Stillen besteht daher potentiell das Risiko androgener Wirkungen auf den Säugling.
Wechselwirkungen
- Danazol kann die Konzentrationen von Carbamazepin im Plasma erhöhen und die Reaktion auf dieses Medikament oder auf Phenytoin beeinträchtigen. Eine ähnliche Interaktion ist mit Phenobarbital möglich.
- Antidiabetika: Danazol kann eine Insulinresistenz verursachen.
- Orale Antikoagulantien: Ähnlich wie C-17-alkylierte Androgene kann Danazol die Wirkung von Antikoagulantien, insbesonders Warfarin, verstärken.
- Antihypertensiva: Danazol kann die Wirksamkeit der Antihypertensiva vermindern.
- Danazol kann die Plasmakonzentrationen von Ciclosporin und Tacrolimus verstärken, was zu einer Erhöhung der renalen Toxizität beider Präparate führen kann.
- Steroide: Interaktionen zwischen Danazol und Steroiden bei einer Behandlung der Gonaden sind möglich.
- Danazol kann bei primärem Hypoparathyreoidismus die Reaktion auf Alfacalcidol steigern.
Missbrauch
Aufgrund seiner androgenen und anabolen Effekte kann Danazol als Dopingmittel und für das Bodybuilding missbraucht werden. Es ist gemäß der Dopingliste sowohl außerhalb als auch während sportlicher Wettkämpfe verboten.
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