Rückenmarksinfarkt
Synonyme: Apoplexia spinalis, spinale Ischämie
Englisch: spinal cord infarction
Definition
Unter einem Rückenmarksinfarkt versteht man eine ischämische Schädigung des Rückenmarks durch den Verschluss versorgender Arterien. Ihre Extremform ist der spinale Schock.
Anatomie
Das Rückenmark wird ventral von einem Gefäß versorgt, der unpaaren Arteria spinalis anterior, dorsal von zwei Gefäßen, der linken und rechten Arteria spinalis posterior. Aufgrund dieser Durchblutungssituation treten Ischämien im ventralen Bereich des Rückenmarks häufiger auf.
Ätiologie
Einem Rückenmarksinfarkt können verschiedene Ursachen zugrunde liegen, z.B.:
- Vaskuläre Ursachen: Okklusion eines versorgenden Gefäßes durch
- Arteriosklerose
- Thrombose, Embolie
- Mikroangiopathie bei Diabetes mellitus
- Vaskulitis (z.B. syphilitische Vaskulitis)
- Spinale AV-Fistel
- Erkrankungen der Aorta (z.B. Aortenaneurysma, Aortendissektion)
- Trauma: Mechanische Kompression von Rückenmarksgefäßen durch
- Iatrogene Ursachen
- Massiver Blutverlust mit Hypotension
Pathogenese
Das Rückenmark toleriert wie das übrige ZNS eine Unterbrechung des Blutflusses in den Rückenmarksgefäßen (z.B. Arteria spinalis anterior) nur für kurze Zeit. Die gemeinsame pathophysiologische Endstrecke der o.a. Ursachen ist eine irreversible Schädigung der Neurone im Rückenmark durch den verminderten Blutfluss.
Symptome
Ein Rückenmarksinfarkt verursacht neurologische Ausfälle, deren Art und Umfang von der Lokalisation des Arterienverschlusses abhängig sind. Die Symptome eines ventralen Gefäßverschlusses fasst man als Arteria-spinalis-anterior-Syndrom, die des dorsalen entsprechend als Arteria-spinalis-posterior-Syndrom zusammen. Typisch sind Paresen, Sensibilitätsstörungen, Parästhesien und Schmerzen.
Diagnostik
- Bildgebung: CT, MRT ggf. digitale Subtraktionsangiographie
- Lumbalpunktion und Liquoruntersuchung
Differentialdiagnose
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der auslösenden Ursache. Aufgrund der geringen Ischämietoleranz des Rückenmarks ist eine schnelle Intervention notwendig.
Prognose
Verlorenes Nervengewebe wird funktionell nicht mehr ersetzt, sodass es wie bei der traumatischen Querschnittslähmung zu bleibenden Ausfällen kommen kann. Meist ist eine lange Rehabilitationsphase notwendig.