Abort (Katze)
von lateinisch: abortus - Fehlgeburt, Abort
Synonym: Fehlgeburt
Englisch: abortion
Definition
Als Abort bezeichnet man die vorzeitige Beendigung der Gravidität zwischen dem 30. und 56. Tag der Trächtigkeit bei der Katze. Vom Abort ist die Frühgeburt zu unterscheiden, die zwischen dem 57. und 62. Tag der Gestation erfolgt.
Einteilung
Aborte werden nach ihrer Erscheinungsform untergliedert. Man unterscheidet:
- Abortus imminens (drohender Abort mit Wehenbildung bei noch geschlossener Zervix und intakten Fruchtanlagen)
- Abortus incipiens (bereits begonnener Abort mit offen stehender Zervix, vaginaler Sekretion und nachfolgendem Abgang der Fruchtanlagen)
- Teilabort (Abgang einiger Feten, wobei andere intakt intrauterin verbleiben und zum normalen Geburtszeitpunkt ausgetrieben werden)
- Afebriler Abort (asymptomatischer Abort)
- Febriler Abort (weitere Untergliederung in unkomplizierten febrilen Abort, komplikationsbehafteten febrilen Abort und septischen Abort)
- Abortus completus (die Fruchtanlage geht mit der Plazenta ab)
- Abortus incompletus (die Plazenta bleibt in utero, führt zu Plazentitis und Retentio secundinarum)
- Habitueller Abort (mehrfach hintereinander auftretender Abort)
Als Sonderform des Aborts kommt bei der Katze noch die Zersetzung der fetalen Strukturen in der Fruchtkammer unter sterilen Bedingungen mit totaler Resorption vor. Diese Abortform findet vorwiegend beim individuellen Fruchttod sowie bei Teilaborten statt (v.a. im Stadium der Skelettbildung).
Kommt es im Zusammenhang mit dem fetalen Tod jedoch zu einer Besiedlung mit verschiedenen Pathogenen (transplazentar oder systemisch), entwickelt sich bei gleichzeitig geschlossener Zervix rasch eine Pyometra. Ein Teil der abgestorbenen Früchte können dabei auch mumifizieren. Sie treten dann bei der Geburt als braune und ausgetrocknete Massen zum Vorschein. Sind jedoch alle Früchte mumifziert, bleibt die Induktion der Geburt aus, sodass die Mumien weitgehend reaktionslos im Uterus verbleiben.
Ätiologie
Bei Aborten muss zwischen infektiösen und nicht-infektiösen Auslösern unterschieden werden.
Die Hauptursache für Aborte bei Katzen sind Virusinfektionen. Nicht-geimpfte Freigängerkatzen sind dabei mehr gefährdet als durch Impfung gegen spezifische virale Infektionserreger geschützte Hauskatzen. Im Gegensatz zu Viren spielen Bakterien, Pilze und Parasiten keine große Rolle als Auslöser für Aborte.
Neben Krankheitserregern stellen fetotoxische Substanzen, Bedingungen und Vorerkrankungen die zweithäufigsten Auslöser dar. Hierzu zählen:
- Mangelernährung (Taurindefizit, Vitamin-A- und Vitamin-E-Mangel)
- Traumata
- Hyperfetation
- genetische Defekte
- Medikamente (z.B. Oxytetracyclin, Gentamicin, Griseofulvin, verschiedene Insektizide, Kortikosteroide, Misoprostol und COX-Hemmer)
- Hypofunktion des Endometriums
- Plazentainsuffizienz
- endokrine Störungen
Diese führen entweder zu einem Abbruch der Gravidität im fortgeschrittenen Trächtigkeitsstadium, zu fehlgebildeten Feten, zu Frühgeburten oder gar zu Totgeburten.
Pathogenese
Nachdem die Abortfrüchte ausgetrieben wurden, bleibt als Residualzustand oftmals eine Endometritis chronica bestehen.
Infektiöse Auslöser
Erreger | embryonaler Tod | Abort/Frühgeburt | Totgeburt | fetale Defekte | neonatale Erkrankung |
---|---|---|---|---|---|
FIV | X | X | X | X | X |
FIPV | X | X | X | X | |
FeLV | X | X | X | ||
FPLV | X | X | X | X | |
FHV-1 | ? | X | X | ||
S. canis | X | X | X | ||
E. coli var. haemolytica | X | X | X | ||
C. jejuni | X | ||||
S. typhimurium | X | X | X | ||
Mycoplasma spp. | X | ||||
Chlamydophila felis | X | X | X | ||
Toxoplasma gondii | X | X | X | ||
Brucella canis | ? | ? | ? |
Nicht-infektiöse Auslöser
Noxe | embryonaler Tod | Abort/Frühgeburt | Totgeburt | fetale Defekte | neonatale Erkrankung |
---|---|---|---|---|---|
genetische Defekte | X | X | X | X | X |
Taurinmangel | X | X | ? | ||
Vitamin-A-/E-Mangel | X | X | X | ||
teratogene Substanzen | X | X | X | X | X |
Hyperfetation | X | X | X | ||
Hypofunktion Endometrium | X | ||||
Hypotrophie Endometrium/Plazentainsuffizienz | X | X |
Diagnostik
Da anhand der Abortform keine eindeutige Diagnose hinsichtlich der Ursache möglich ist, sind verschiedene diagnostische Methoden notwendig, um eine weitgehend gesicherte Aussage zu treffen:
- detaillierte Anamnese inkl. Impfstatus
- klinische Untersuchung des Muttertiers
- Beurteilung der Haltungs- und Ernährungsbedingungen
- pathohistologische und mikrobiologische Untersuchung des Abortmaterials
- Tupferproben aus dem vaginal-uterinen und oronasalen bzw. okulären Bereich inkl. mikrobiologischer Untersuchung
- Blutuntersuchungen inkl. Titerkontrollen
- Proben für genetische Untersuchungen
- Kot- und Harnproben für parasitologische Untersuchungen
- Futterproben für Inhaltsanalysen
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache und ist individuell durchzuführen.
Literatur
- Günzel-Apel A, Bostedt H (Hrsg.). 2016. Reproduktionsmedizin und Neonatologie von Hund und Katze. Mit 250 Abbildungen und 150 Tabellen. Stuttgart: Schattauer GmbH. ISBN: 978-3-7945-2249-1