Apolipoprotein E
Synonyme: ApoE, APOE
Definition
Apolipoprotein E, kurz ApoE gehört zu den Apolipoproteinen und ist ein Strukturbestandteil von Lipoproteinen (z.B. Chylomikronen). Diese vermitteln u.a. den Transport von Triglyzeriden und Cholesterin im Blut.
Genetik
Das APOE–Gen ist auf Chromosom 19 an Genlokus 19q13.32 kodiert.
Funktion
Polymorphismus
Aus einem Polymorphismus am APOE-Genlokus gehen drei verschiedene Allele hervor, die relativ häufig vorkommen. Aus ihnen resultieren verschiedene Isoformen, bei denen sich die Aminosäuren an Position 112 und 158 unterscheiden:[1]
Allel | SNPs | Protein (Isoform) | Aminosäuren |
---|---|---|---|
ApoE-ε2 | rs429358 = T, rs7412 = T | ApoE2 | 112 = Cys, 158 = Cys |
ApoE-ε3 | rs429358 = T, rs7412 = C | ApoE3 | 112 = Cys, 158 = Arg |
ApoE-ε4 | rs429358 = C, rs7412 = C | ApoE4 | 112 = Arg, 158 = Arg |
Aus dem genetischen Polymorphismus des Apolipoprotein E ergeben sich drei homozygote (ε2/ε2, ε3/ε3, ε4/ε4) und drei heterozygote Genotypen (ε2/ε3, ε2/ε4, ε3/ε4). Durch posttranslationale Modifikation mit einer unterschiedlichen Zahl an Neuraminsäureresten entsteht eine weitere Variabilität. Der mit rund 60 % dominierende Genotyp ist ε3/ε3.
Die Isoformen unterscheiden sich in ihrer Bindungsaffinität zum LDL-Rezeptor, sie ist bei ApoE2 im Vergleich zu ApoE3 und ApoE4 deutlich reduziert. Daraus resultieren Unterschiede im Triglyzerid- und Cholesterinspiegel im Blut.
Der Genotyp ε2/ε2 liegt in Europa etwa bei 1 % der Bevölkerung vor, jedoch kommt es nicht zwingend zur Manifestation einer familiären Dysbetalipoproteinämie, da zusätzliche Faktoren notwendig sind. Die Genotypen ε3/ε4 (ca. 1/8) und ε4/ε4 (1/60) sind mit leicht erhöhten LDL-Cholesterinspiegeln verbunden. ApoE-ε4 ist außerdem mit dem erhöhten Risiko einer KHK und einer familiären Alzheimer-Erkrankung assoziiert. Das relative Risiko, an Morbus Alzheimer zu erkranken, liegt für heterozygote ε4-Träger bei etwa 2 bis 3, für homozygote bei 10. Die Erkrankung beginnt zudem im Mittel 5 bzw. 10 Jahre früher als im Durchschnitt der Normalbevölkerung.[2]
Pharmakologie
Bei der Therapie von homozygoten ε4-Trägern mit Lecanemab besteht ein erhöhtes Risiko für intrazerebrale Blutungen.[3]
Quellen
- ↑ snpedia.de - APOE, abgerufen am 08.11.2022
- ↑ Hacke, Werner (Hrsg.), Neurologie, Springer Verlag, S. 652, 14. Auflage, 2015
- ↑ Reish et al. Multiple Cerebral Hemorrhages in a Patient Receiving Lecanemab and Treated with t-PA for Stroke. N Engl J Med. 2023