Synonym: Schuppenflechte
Englisch: Psoriasis
Die Psoriasis, deutsch Schuppenflechte, ist eine chronische, schubweise verlaufende, gutartige Hauterkrankung, die mit verstärkter Schuppung der Haut einhergeht. Sie gehört zum Kreis der pustulösen und erythematosquamösen Dermatosen.
Die Psoriasis wird in zwei Formen unterteilt:
Eine weitere Klassifikation der Psoriasis kann anhand der klinischen Symptomatik erfolgen. Häufig nehmen verschiedene innere und äußere Triggerfaktoren Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung.
Die Psoriasis ist eine relativ häufige Erkrankung und kann grundsätzlich in jedem Lebensabschnitt auftreten, jedoch gibt es deutliche Alterspräferenzen. Der verbreitetere Typ 1 (Frühtyp) tritt überwiegend im 2. bis 3. Lebensjahrzehnt auf. Seltener ist der im 5. Lebensjahrzehnt auftretende Typ 2. Die Prävalenz bei unter 20jährigen beträgt nur 0,8%.
Die Morbidität in Europa beträgt 2-3%. Es sind v.a. hellhäutige Menschen betroffen, ohne dass eine klare Geschlechterpräferenz erkennbar ist. Bei HLA-B27-positiven Patienten mit Psoriasis besteht auch eine erhöhte Disposition, eine Spondylarthritis zu entwickeln.
Der Grund für die Entstehung der Psoriasis ist nicht vollständig geklärt. Die Krankheit tritt meist familiär gehäuft auf. Sie wird polygen bzw. multifaktoriell vererbt.
Man nimmt an, dass eine von T-Helferzellen vermittelte Entzündungsreaktion verantwortlich dafür ist, dass der Zellzyklus der Keratinozyten stark verkürzt ist. Die Keratinozyten, die normalerweise ca. 28 Tage zur Reifung und Wanderung von der Basalschicht in die Hornschicht der Haut benötigen, tun dies bei der Psoriasis in nur ca. 4 Tagen. Die Produktion der epidermalen Zellen kann sogar bis aufs 30-fache erhöht sein. Es kommt also zu einer rasanten Neubildung der Epidermis. Bei histologischer Betrachtung zeigen sich eine Parakeratose, Akanthose, Hyperparakeratose und Papillomatose.
Neuere Forschungen (2016) weisen darauf hin, dass nicht die Keratinozyten selbst, sondern Melanozyten-Proteine der eigentliche Auslöser der Autoimmunreaktion sind. Demnach reagieren die T-Zellen auf das Protein ADAMTSL5, das von Melanozyten mit dem Oberflächenantigen HLA-C*06:02 gebildet wird. ADAMTSL5 wird - möglicherweise als Folge einer früheren Infektion - als fremd erkannt und setzt die typische Entzündungskaskade der Psoriasis in Gang.[1]
Die Erkrankung beginnt oft im 2. Lebensjahrzehnt und wird u.a. getriggert durch folgende Exazerbationsfaktoren:
Patienten mit Psoriasis leiden unter trockener Haut. Durch eine gestörte Proliferation der Epidermis entwickeln sich starke Schuppungen. Diese führen zu scharf begrenzten, erythematösen, teils juckenden Herden, die mit weißen bis silberfarbenen Schuppen überzogen sind.
Meist ist bei der Psoriasis eines oder mehrere abgegrenzte Hautareale betroffen. Prädilektionsstellen sind v.a. die Streckseiten der Extremitäten (Ellenbogen, Knie), das Kreuzbein und der behaarte Kopf.
Desweiteren treten im Rahmen einer Psoriasis häufig Nagelveränderungen auf. Dazu gehören:
Das klinische Bild der Psoriasis ist variabel. Es gibt verschiedene Psoriasisformen:
Die Schwere und Ausbreitung der psoriatischen Hautveränderungen wird mit Hilfe des Psoriasis Area and Severity Index (PASI) erfasst.
Wie andere entzündliche Hautkrankheiten, kann sich die Psoriasis negativ auf die Psyche der betroffenen Patienten auswirken. Gesellschaftliche Ausgrenzung durch eigene Scham und unaufgeklärte Mitmenschen können beispielsweise einen sozialen Rückzug oder Benachteiligungen im Berufsleben auslösen.[2]
Die Psoriasis geht meist mit einem Juckreiz (Pruritus) einher. Die Patienten kratzen sich, was dazu führt, dass die Schuppen noch deutlicher hervortreten. Die lamelläre Schuppung erinnert an Kerzenwachs, daher auch Kerzenfleckphänomen genannt. Durch das Wegfallen der äußeren Hautschicht liegt nur noch eine dünne Schicht der Epidermis frei, das so genannte "letzte Häutchen". Wird dieses letzten Häutchen ebenfalls abgekratzt, so kommt es zu einer punktförmigen Blutung, die als Auspitzphänomen ("blutiger Tau") bezeichnet wird.
Das klinische Bild ist wegweisend. Differentialdiagnostisch kommen Kontaktekzeme (z.B. Allergisches Kontaktekzem), seborrhoisches , nummuläres Ekzem, Lues, Pityriasis, Tinea oder psoriasiforme Ekzeme (HIV, Arzneimittelallergie) in Betracht.
Die Psoriasis wird abhängig von Psoriasisform, Schweregrad, Alter, Geschlecht und anderen Faktoren therapiert.
Zur lokalen Behandlung gehören: Salicylsäure zur Entfernung der Schuppen), Cignolin, Calcipotriol, Tacalcitol, Tazaroten, Glucocorticoide, Teer, Salben mit hohem Harnstoff-Gehalt. Ergänzt wird dies oft durch selektive Ultraviolettphototherapie, Balneo-Phototherapie und PUVA. Gelegentlich werden einzelne Läsionen mit LED-Licht behandelt. Die Wirksamkeit dieser Therapie ist jedoch nicht ausreichend belegt und daher umstritten.
Das Auftragen von Juckreiz unterdrückenden Gelen sollte vermieden werden, da diese in der Regel die Haut weiter austrocknen.
Die systemische antipsoriatische Therapie umfasst u.a. folgende Substanzen, die als Monotherapie sowie in Kombinationstherapien eingesetzt werden:
Zur Therapie von psoriatrischen Arthropathien sind NSAIDs, Methotrexat, Retinoide, Ciclosporin A und physikalische Therapie geeignet.
Tags: Haut, Hauterkrankung, Schuppen
Fachgebiete: Dermatologie, Immunologie
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