Analgetikanephropathie: Unterschied zwischen den Versionen

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==Pathophysiologie==
==Pathophysiologie==
Phenacetin und die anderen o. g. [[Arzneistoff]]e sorgen für eine Hemmung der [[Prostaglandinsynthese]]. [[Prostaglandin]]e sind [[Gewebshormon]]e mit schmerz- und entzündungsinduzierende Wirkung. Im konkreten Fall hemmen die Wirkstoffe das [[Prostaglandin E2]], welches u. a. eine [[Vasodilatation]] und damit eine [[Mehrdurchblutung]] des [[Nierenmark]]s verursacht. Durch die permanente arzneimittelinduzierte Hemmung entfällt die Vasodilatation mit der Folge, dass das Nierenmark permanent [[Minderdurchblutung|minderdurchblutet]] ist. Es entstehen [[Ischämie]]n und [[Papillennekrose]]n.  
Phenacetin und sein Metabolit Paracetamol sorgen für eine Hemmung der [[Prostaglandinsynthese]]. [[Prostaglandin]]e sind [[Gewebshormon]]e mit schmerz- und entzündungsinduzierende Wirkung. Im konkreten Fall hemmen die Wirkstoffe das [[Prostaglandin E2]], welches u. a. eine [[Vasodilatation]] und damit eine [[Mehrdurchblutung]] des [[Nierenmark]]s verursacht. Durch die permanente arzneimittelinduzierte Hemmung entfällt die Vasodilatation mit der Folge, dass das Nierenmark permanent [[Minderdurchblutung|minderdurchblutet]] ist. Es entstehen [[Ischämie]]n und [[Papillennekrose]]n.


==Symptomatik==
==Symptomatik==

Version vom 4. Januar 2015, 15:49 Uhr

Synonym: Phenacetin-Niere
Englisch: Analgesic nephropathy

Definition

Die Analgetikanephropathie ist eine durch jahrelangen Analgetikaabusus verursachte chronisch interstitielle Nephritis, die im Extremfall zu völligem Nierenversagen führen kann. Neben Phenacetin können auch die weitverbreiteten Schmerzmittel Acetylsalicylsäure oder Diclofenac zu einer Analgetikanephropathie führen. Das Verbot von Phenacetin im Jahre 1986 lies die Erkrankung in Deutschland jedoch nahezu verschwinden.

Epidemiologie

Zwischen 1 und 3 % aller Fälle einer terminalen Niereninsuffizienz entfallen auf die Analgetikanephropathie. Dabei sind Frauen wesentlich häufiger betroffen. Der Hauptgrund hierfür ist das Phänomen, nach dem Frauen schneller auf ein Schmerzmittel zurückgreifen als die meisten Männer. Personen, die regelmäßig Phenacetin oder Mischanalgetika verwenden, haben ein zwanzigfach höheres Erkrankungsrisiko.

Ursache

Hauptverursacher der Analgetikanephropathie war die regelmäßige Einnahme Phenacetin-haltiger Arzneimittel. Diese wurden oft in Form von Mischpräparaten vertrieben, in denen sich neben Phenacetin meistens Codein oder Koffein befand.

Pathophysiologie

Phenacetin und sein Metabolit Paracetamol sorgen für eine Hemmung der Prostaglandinsynthese. Prostaglandine sind Gewebshormone mit schmerz- und entzündungsinduzierende Wirkung. Im konkreten Fall hemmen die Wirkstoffe das Prostaglandin E2, welches u. a. eine Vasodilatation und damit eine Mehrdurchblutung des Nierenmarks verursacht. Durch die permanente arzneimittelinduzierte Hemmung entfällt die Vasodilatation mit der Folge, dass das Nierenmark permanent minderdurchblutet ist. Es entstehen Ischämien und Papillennekrosen.

Symptomatik

Anfangs verläuft die Analgetikanephropathie zumeist völlig asymptomatisch. Der weitere Krankheitsverlauf ist gekennzeichnet von Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und einem braun-grauen Hautkolorit. Es zeigen sich außerdem zunehmend Zeichen einer Anämie, ausgelöst durch gastrointestinale Blutungen, Hämolyse und die Bildung von Met- und Sulfhämoglobin. Im späteren Verlauf imponieren folgende klinische Zeichen:

Diagnose

Zunächst ist die Erhebung einer ausführlichen Anamnese essentiell, um einen evtl. Schmerzmittelabusus zu identifizieren. Hinzu kommen zahlreiche weitere Untersuchungen:

Differentialdiagnosen

Therapie

  • Einnahmestopp der auslösenden Arzneistoffe
  • Behandlung der Niereninsuffizienz

Prognose

Findet das Absetzen der Wirkstoffe vor Eintritt einer terminalen Niereninsuffizienz statt, ist die Prognose gut.