Distale renal-tubuläre Azidose
Definition
Unter der distalen renal-tubulären Azidose, kurz dRTA, versteht man eine Azidose, die durch einen Defekt der H+-Ionensekretion im Tubulussystem der Niere bedingt ist.
Ätiologie
Die distale renal-tubuläre Azidose kann autosomal-rezessiv oder autosomal-dominant vererbt sein, aber auch sporadisch auftreten. Darüber hinaus gibt es auch eine erworbene Form, die bei Erwachsenen auftritt.
Ursächlich für die autosomal-rezessive dRTA sind Mutationen im ATP6V1B1-Gen an Genlokus 2p13 oder im ATP6V0A4-Gen am Genlokus 7q34. Die autosomal-dominante dRTA wird meist durch Mutationen im SLC4A1-Gen an Genlokus 17q21.31 verursacht.
Die erworbene Form der dRTA kann durch Autoimmunerkrankungen (z.B. Sjögren-Syndrom, rheumatoide Arthritis), Medikamente (z.B. Ifosfamid, Amphotericin B) oder Erkrankungen mit Hyperkalzurie (z.B. Hyperparathyreoidismus, Sarkoidose, Vitamin-D-Überdosierung) ausgelöst werden.[1]
Pathogenese
Die Erkrankung beruht auf einer gestörten Funktion des basolateralen Anionenaustauschers oder auf einer gestörten Funktion der Protonen-ATPase.
Durch die verminderte Ausscheidung der H+-Ionen entwickelt sich eine metabolische Azidose, die unter anderem durch Demineralisation des Knochens kompensiert wird, was wiederum zu einer Hyperkalzämie und folglich Hyperkalzurie, sowie Hyperphosphaturie führt.
Wenn gleichzeitig die Ausscheidung von Citrat reduziert ist, ist das Risiko für eine Nephrokalzinose, eine Nephrolithiasis und eine chronische Niereninsuffizienz erhöht.
Die Reduktion der Konzentration an Bicarbonat im Plasma führt über eine Abnahme des Extrazellulärvolumens zu einem sekundären Hyperaldosteronismus. Weiterhin werden eine Hyperchlorämie und eine Hypokaliämie beobachtet, da im distalen Tubulus vermehrt Natrium rückresorbiert wird.
Klinik
Die distale renal-tubuläre Azidose führt zu einer Rachitis. Weiterhin besteht die Gefahr einer Nephrocalcinose, einer Nephrolithiasis und einer chronischen Niereninsuffizienz. Zusätzlich werden ein sekundärer Hyperaldosteronismus und eine Polyurie beobachtet. Dabei können eine persistierende Hypokaliämie oder eine zugrunde liegende Autoimmunerkrankung (z.B. Sjögren-Syndrom) sekundär zu einem nephrogenen Diabetes insipidus führen.
Diagnostik
Bei der Blutuntersuchung lassen sich die oben beschriebenen Befunde nachweisen. Hinweisgebend im Labor sind eine Hypokaliämie und eine hyperchlorämische Azidose (metabolische Azidose ohne Anionenlücke). Die Untersuchung des Urins geht typischerweise mit einem alkalischen Urin und einer positiven Anionenlücke einher. Die osmotische Lücke im Urin ist 0 oder negativ. Es ist nicht möglich, den pH-Wert des Urins durch eine Säurebelastung auf einen Wert kleiner als 6,2 abzusenken.
Therapie
Die Erkrankung wird durch die Einnahme geringer Dosen Natriumbicarbonat oder Natriumcitrat behandelt.
Literatur
- ↑ Ho et al., Renal tubular acidosis as the initial presentation of Sjögren’s syndrome, BMJ Case Reports CP 2019
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