Aliskiren: Unterschied zwischen den Versionen

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==Definition==
==Definition==
'''Aliskiren''' ist ein [[Arzneistoff]], der als [[Renininhibitor]] zur Behandlung der [[arterielle Hypertonie|arteriellen Hypertonie]] eingesetzt wird.
'''Aliskiren''' ist ein [[Arzneistoff]], der als [[Renininhibitor]] zur Behandlung der [[arterielle Hypertonie|arteriellen Hypertonie]] eingesetzt wird.<dcembed caption="Aliskiren"><dcEmbedUrl src="https://www.doccheck.com/de/detail/photos/43862-aliskiren"></dcEmbedUrl></dcembed>


==Hintergrund==
==Hintergrund==
Aliskiren wird meistens zusammen mit anderen [[Antihypertensiva]] wie zum Beispiel [[Diuretika]] zur Behandlung des [[Bluthochdruck]]s verabreicht. Dabei wird es ein Mal pro Tag oral eingenommen. Die [[Halbwertszeit]] beträgt ungefähr 40 Stunden. Dadurch, dass Aliskiren nicht direkt an den [[Gefäß]]en, sondern über die [[Renin]]freisetzung auf den [[Blutdruck]] wirkt, erreicht man erst nach 1-2 Wochen einen messbaren Erfolg. Klinische Studien konnten keine lebensverlängernde Wirkung nachweisen, was die therapeutische Bedeutung des Renininhibitors mindert.
Aliskiren wird meistens zusammen mit anderen [[Antihypertensiva]] wie zum Beispiel [[Diuretika]] zur Behandlung des [[Bluthochdruck]]s verabreicht. Dadurch, dass Aliskiren nicht direkt an den [[Gefäß]]en, sondern über die [[Renin]]freisetzung auf den [[Blutdruck]] wirkt, erreicht man erst nach 1 bis 2 Wochen einen messbaren Erfolg. Klinische Studien konnten keine lebensverlängernde Wirkung nachweisen, was die therapeutische Bedeutung des Renininhibitors mindert.


==Wirkmechanismus==
==Wirkmechanismus==
Aliskiren greift in das [[Renin-Angiotensin-Aldosteron-System]] ein, indem es das Renin bindet, das am Anfang der Kette steht und den Anstoß für die weiteren biochemischen Vorgänge macht. Renin stellt eine [[Protease]] dar, die [[Angiotensinogen]] in [[Angiotensin I]] umwandelt. Dieses wiederum wird vom [[Angiotensin-Converting-Enzyme]] zu [[Angiotensin II]] umgewandelt, welches dann nicht nur selbst eine [[Vasokonstriktion]] hervorruft, sondern auch eine zusätzliche Auschüttung des [[Aldosteron]]s auslöst. Dieses bewirkt in den [[Sammelrohr]]en der [[Niere]] eine erhöhte Rückresorption von [[Natrium]]-[[Ion]]en und [[Wasser]], wodurch der Blutdruck wiederum steigt. Wird nun die Funktion des Renins durch die Bindung an Aliskiren gehemmt, bleiben die darauffolgenden Prozesse aus, so dass ein [[Blutdruckabfall]] resultiert.
Aliskiren greift in das [[Renin-Angiotensin-Aldosteron-System]] ein, indem es das Renin bindet, das am Anfang der Kette steht und den Anstoß für die weiteren biochemischen Vorgänge macht. Renin ist eine [[Protease]], die [[Angiotensinogen]] in [[Angiotensin I]] umwandelt. Dieses wiederum wird vom [[Angiotensin-Converting-Enzyme]] zu [[Angiotensin II]] umgewandelt, welches dann nicht nur selbst eine [[Vasokonstriktion]] hervorruft, sondern auch eine zusätzliche Auschüttung des [[Aldosteron]]s auslöst. Dieses bewirkt in den [[Sammelrohr]]en der [[Niere]] eine erhöhte Rückresorption von [[Natrium]]-[[Ion]]en und [[Wasser]], wodurch der Blutdruck wiederum steigt. Wird nun die Funktion des Renins durch die Bindung an Aliskiren gehemmt, bleiben die darauffolgenden Prozesse aus, sodass ein [[Blutdruckabfall]] resultiert.
 
==Pharmakokinetik==
Aliskiren hat eine orale [[Bioverfügbarkeit]] von nur etwa 2 bis 3 %. Sie wird durch fettreiche Kost verringert. Die [[Plasmahalbwertszeit]] beträgt ungefähr 40 Stunden, weshalb der [[Wirkstoff]] nur ein Mal pro Tag eingenommen werden muss. Aliskiren wird zu einem geringen Teil [[hepatisch]] [[Metabolismus|metabolisiert]], der Rest wird unverändert [[biliär]] ausgeschieden.


==Anwendung==
==Anwendung==
Aufgrund der geringen [[Bioverfügbarkeit]], insbesondere bei fettreicher Kost, sollte Aliskiren [[per os]] mit einer leichten Mahlzeit und immer zur gleichen Tageszeit eingenommen werden.  
Aufgrund der geringen Bioverfügbarkeit, insbesondere bei fettreicher Kost, sollte Aliskiren [[per os]] mit einer leichten Mahlzeit und immer zur gleichen Tageszeit eingenommen werden.


==Unerwünschte Arzneimittelwirkungen==
==Nebenwirkungen==
* [[Diarrhoe]]
* [[Diarrhoe]]
* [[Arthralgie]]
* [[Arthralgie]]
* [[Schwindel]]
* [[Schwindel]]
* [[Hypotonie]]
* [[Hyperkaliämie]]
* [[Hyperkaliämie]]
* [[Husten]]
* [[Husten]]
* [[Allergische Reaktion]]en, [[Hautausschlag]], [[Angioödem]]
* [[Allergische Reaktion]]en, [[Hautausschlag]], [[Angioödem]]
* [[Nierenfunktionsstörung]]en
* Anstieg der [[Leberenzym]]e
Gelegentlich (≥1/1.000, <1/100) kann es zu schweren kutanen Nebenwirkungen ([[SCAR]]s) einschließlich [[Stevens-Johnson-Syndrom]] und [[toxisch epidermale Nekrolyse|toxisch epidermaler Nekrolyse]] (TEN) kommen.


==Kontraindikationen==
==Kontraindikationen==
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* [[Schwangerschaft]], [[Stillzeit]]
* [[Schwangerschaft]], [[Stillzeit]]
* gleichzeitige Gabe von [[P-Glykoprotein|P-Glykoprotein-Inhibitoren]] (z.B. [[Ciclosporin]], [[Ketoconazol]])
* gleichzeitige Gabe von [[P-Glykoprotein|P-Glykoprotein-Inhibitoren]] (z.B. [[Ciclosporin]], [[Ketoconazol]])
* Kombination mit [[Sacubitril]]/[[Valsartan]]


==Nutzenbewertung==
==Nutzenbewertung==
Das Ausmaß der Blutdrucksenkung entspricht in direkten Vergleichen dem etablierter Antihypertensiva. Eine über die Blutdrucksenkung hinausgehende positive Wirkung von Aliskiren auf [[Mortalität]] und [[kardiovaskulär]]e Ereignisse konnte bisher nicht gezeigt werden. Daten zur Sicherheit einer Langzeittherapie gibt es nicht. Der therapeutische Stellenwert ist daher fraglich.
Das Ausmaß der Blutdrucksenkung entspricht in direkten Vergleichen dem etablierter Antihypertensiva. Eine über die Blutdrucksenkung hinausgehende positive Wirkung von Aliskiren auf [[Mortalität]] und [[kardiovaskulär]]e Ereignisse konnte bisher nicht gezeigt werden. Daten zur Sicherheit einer Langzeittherapie gibt es nicht. Der therapeutische Stellenwert ist daher fraglich.
==Literatur==
* Freissmuth, M., Offermanns, S. & Böhm, S. Pharmakologie und Toxikologie. Springer Publishing, 2016


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.doccheck.com/de/document/4443-rote-hand-brief-aliskiren-rasilez-rasilez-hct-rasilamlo Wichtige Informationen zu neuen Gegenanzeigen und Warnhinweisen bei der Anwendung Aliskiren-haltiger Arzneimittel in Kombination mit ACE-Hemmern oder ARB (Angiotensin-Rezeptor-Blocker)] (Rote-Hand-Brief)
<nowiki>*</nowiki> [https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RHB/2012/rhb-aliskiren2.pdf Wichtige Informationen zu neuen Gegenanzeigen und Warnhinweisen bei der Anwendung Aliskiren-haltiger Arzneimittel in Kombination mit ACE-Hemmern oder ARB] (Angiotensin-Rezeptor-Blocker), Rote-Hand-Brief, abgerufen am 2.12.2024
[[Fachgebiet:Arzneimittel]]
[[Fachgebiet:Arzneimittel]]
[[Tag:Aliskiren]]
[[Tag:Aliskiren]]

Aktuelle Version vom 3. Februar 2025, 07:16 Uhr

Handelsnamen: Rasilez® u.a.

Definition

Aliskiren ist ein Arzneistoff, der als Renininhibitor zur Behandlung der arteriellen Hypertonie eingesetzt wird.

Aliskiren

Hintergrund

Aliskiren wird meistens zusammen mit anderen Antihypertensiva wie zum Beispiel Diuretika zur Behandlung des Bluthochdrucks verabreicht. Dadurch, dass Aliskiren nicht direkt an den Gefäßen, sondern über die Reninfreisetzung auf den Blutdruck wirkt, erreicht man erst nach 1 bis 2 Wochen einen messbaren Erfolg. Klinische Studien konnten keine lebensverlängernde Wirkung nachweisen, was die therapeutische Bedeutung des Renininhibitors mindert.

Wirkmechanismus

Aliskiren greift in das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System ein, indem es das Renin bindet, das am Anfang der Kette steht und den Anstoß für die weiteren biochemischen Vorgänge macht. Renin ist eine Protease, die Angiotensinogen in Angiotensin I umwandelt. Dieses wiederum wird vom Angiotensin-Converting-Enzyme zu Angiotensin II umgewandelt, welches dann nicht nur selbst eine Vasokonstriktion hervorruft, sondern auch eine zusätzliche Auschüttung des Aldosterons auslöst. Dieses bewirkt in den Sammelrohren der Niere eine erhöhte Rückresorption von Natrium-Ionen und Wasser, wodurch der Blutdruck wiederum steigt. Wird nun die Funktion des Renins durch die Bindung an Aliskiren gehemmt, bleiben die darauffolgenden Prozesse aus, sodass ein Blutdruckabfall resultiert.

Pharmakokinetik

Aliskiren hat eine orale Bioverfügbarkeit von nur etwa 2 bis 3 %. Sie wird durch fettreiche Kost verringert. Die Plasmahalbwertszeit beträgt ungefähr 40 Stunden, weshalb der Wirkstoff nur ein Mal pro Tag eingenommen werden muss. Aliskiren wird zu einem geringen Teil hepatisch metabolisiert, der Rest wird unverändert biliär ausgeschieden.

Anwendung

Aufgrund der geringen Bioverfügbarkeit, insbesondere bei fettreicher Kost, sollte Aliskiren per os mit einer leichten Mahlzeit und immer zur gleichen Tageszeit eingenommen werden.

Nebenwirkungen

Gelegentlich (≥1/1.000, <1/100) kann es zu schweren kutanen Nebenwirkungen (SCARs) einschließlich Stevens-Johnson-Syndrom und toxisch epidermaler Nekrolyse (TEN) kommen.

Kontraindikationen

Nutzenbewertung

Das Ausmaß der Blutdrucksenkung entspricht in direkten Vergleichen dem etablierter Antihypertensiva. Eine über die Blutdrucksenkung hinausgehende positive Wirkung von Aliskiren auf Mortalität und kardiovaskuläre Ereignisse konnte bisher nicht gezeigt werden. Daten zur Sicherheit einer Langzeittherapie gibt es nicht. Der therapeutische Stellenwert ist daher fraglich.

Literatur

  • Freissmuth, M., Offermanns, S. & Böhm, S. Pharmakologie und Toxikologie. Springer Publishing, 2016

Weblinks