Ureterobstruktion (Katze)
Synonyme: Harnleiterverlegung, Harnleiterobstruktion
Definition
Unter einer Ureterobstruktion versteht man eine Verlegung (Obstruktion) des Ureters (Harnleiters), die zu einer partiellen oder vollständigen Abflussbehinderung des Urins in die Harnblase führt.
Ätiologie
Auslöser einer Ureterobstruktion sind:
Pathogenese
Unabhängig vom Auslöser kann eine Ureterobstruktion sowohl uni- als auch bilateral auftreten. Die Obstruktion verursacht eine Abflussbehinderung des in der Niere gebildeten und im Nierenbecken gesammelten Urins zur Harnblase. Durch die Abflussstörung kommt es zu einem retrograden Harnstau in die Niere und zur Ausbildung typischer Symptome.
Klinik
In den meisten Fällen geht die Ureterobstruktion mit einer akuten und schwerwiegenden Klinik einher.
Betroffene Katzen leiden häufig an Inappetenz und Lethargie. Sie sind dehydriert, haben einen urämischen Foetor ex ore und weisen eine ausgeprägte Palpationsdolenz im Abdominalbereich auf. Bei einer bilateralen Ureterobstruktion sind beide Nieren deutlich vergrößert und palpierbar. In den meisten Fällen ist jedoch eine Niere klein (Schrumpfniere bzw. Endstadium-Niere) und die obstruierte Niere vergrößert (Big-Kidney-Little-Kidney).
Abhängig von der verbleibenden Funktion der nicht-obstruierten Niere kann zusätzlich eine massive Azotämie vorliegen. Je nach Krankheitsstadium und einer begleitenden chronischen Niereninsuffizienz sind weitere Symptome möglich.
Differenzialdiagnose
Die wichtigste Differenzialdiagnose ist die akute Niereninsuffizienz.
Diagnose
Die Diagnose wird mittels Ultraschall gesichert. Parallel dazu kann eine intravenöse Urografie, eine antegrade Pyelografie oder eine CT-gestützte Urografie durchgeführt werden.
Da bei einer antegraden Pyelografie ohne gleichzeitige Behandlung der Obstruktion ein erhöhtes Risiko für ein Uroabdomen besteht, sollte diese nur intraoperativ durchgeführt werden.
Therapie
Da die Obstruktion in den meisten Fällen nicht oder nur teilweise gelöst werden kann, ist das Mittel der Wahl die Implantation eines subkutanen ureteralen Bypass-Systems (SUB-System) oder eines Ureterstents (DJ-Harnleiterschiene). Abhängig vom Schweregrad der Azotämie sowie dem Allgemeinbefinden ist die Katze vorab zu stabilisieren (u.a. Hämodialyse).
Alternativ ist eine Nephrektomie oder eine Ureterotomie möglich. Häufig liegt jedoch bereits eine Schädigung der zweiten Niere vor, weshalb eine Nephrektomie nicht mehr durchführbar ist. Da die Ureterotomie und anschließende Reimplantation eines Ureters äußerst komplikationsreich ist, mit einer hohen Mortalitätsrate (18 bis 30 %) einhergeht und in 40 % der Fälle zu wiederholten Obstruktionen führt, sollte ein SUB-System oder ein Ureterstent bevorzugt werden.
SUB-System
Das SUB-System beinhaltet einen Nephrostomie- sowie Zystostomie-Katheter. Beide Katheter werden subkutan getunnelt und mittels eines subkutanen Ports miteinander verbunden. Über den Port ist die Gewinnung von Harn und - wenn nötig - auch eine Spülung des Systems möglich.
Ureterstent
Der Ureterstent besteht aus einem sogenannten Pigtail-Katheter, der chirurgisch assistiert und minimalinvasiv über die Niere in den obstruierten Ureter eingeführt wird. Dabei wird das Nierenbecken punktiert und der Stent über einen Draht eingeführt, sodass dieser mit einem Pigtail-Loop im Nierenbecken und mit einem zweiten Pigtail-Loop in der Harnblase stabilisiert wird.
Konservativ
Sind chirurgische Interventionen nicht möglich oder unerwünscht, sollte eine stabilisierende Therapie mittels intravenöser Infusionstherapie und Analgesie eingeleitet werden. Die unterstützende Behandlung besteht dabei aus einer aggressiven Flüssigkeitstherapie unter Messung des zentralen Venendrucks, um eine Hypervolämie zu vermeiden. Parallel dazu ist eine forcierte Diurese mittels Mannitol-Dauertropfinfusion durchzuführen.
In den meisten Fällen führt die symptomatische Therapie zu einer Verbesserung der klinischen Symptome, jedoch kann die Obstruktion nur selten komplett gelöst werden. Aufgrund dessen ist mit Folgeschäden der betroffenen Niere oder mit Rezidiven zu rechnen.
Prognose
Die 1-Jahres-Überlebensrate liegt sowohl bei SUB-Systemen als auch bei Ureterstents über 80 %. Das Langzeitüberleben wird maßgeblich vom Schweregrad der chronischen Niereninsuffizienz nach der Implantation beeinflusst. Aufgrund dessen leben Katzen mit IRIS-Stadien III und IV zwischen 3 bis 6 Monate kürzer als Katzen mit IRIS-Stadien I und II.
Durchschnittlich betrachtet weisen Katzen mit einem SUB weniger Dysurie auf als Katzen mit einem Ureterstent. Die Infektionsraten (Harnwegsinfektionen) sind bei beiden chirurgischen Methoden etwa gleich (ca. 30 %).
Literatur
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7