Trilostan
Synonym: Trilostanum, (2α,4α,5α,17β)-4,5-epoxy-17-hydroxy-3-oxoandrostane-2-carbonitril
Handelsname: Vetoryl®
Englisch: trilostane
Definition
Trilostan ist ein Arzneistoff aus der Klasse der Steroide, der in der Veterinärmedizin zur Therapie des Cushing-Syndroms eingesetzt wird.
Chemie
Trilostan ist ein synthetisch hergestelltes, hormonell inaktives Steroidanalogon, das kompetitiv die Synthese von Steroidhormonen in der Nebenniere hemmt. Es hat die Summenformel C20H27NO3 und ein Molekulargewicht von 329,43 g/mol.
Wirkmechanismus
Trilostan ist ein kompetitiver Hemmer des 3-β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-Enzymsytems. Es unterbindet die Umwandlung der 3-β-Hydroxysteroide Pregnenolon, 17α-OH-Pregnenolon und Dehydroepiandrostendion zu den Ketosteroiden Progesteron, 17α-OH-Progesteron und Androstendion. Die enzymatische Aktion der 3-β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase ist essentiell für die Biosynthese aller Steroidhormone (Glukokortikoide, Mineralokortikoide, Progesteron, Androgene und Östrogene).
Durch eine kompetitive Wirkung verdrängt Trilostan Pregnenolon als Substrat für die 3-β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase und hemmt so dessen Umwandlung in Progesteron. Aus Progesteron werden in der Nebenniere über verschiedenste biochemische Umwandlungsprozesse Kortisol, Aldosteron und Androstenedion synthetisiert. Die Hemmung der Progesteronproduktion führt so zu einer verminderten Synthese von Kortisol in der Zona fasciculata, von Aldosteron in der Zona glomerulosa und von Androstendion in der Zona reticularis der Nebenniere.
Trilostan greift weder in den Produktionsprozess von Pregnenolon aus Cholesterol noch in die Umwandlung von Progesteron zu Kortikoiden ein.
Pharmakokinetik
Die Wirkung von Trilostan ist kurz. Nach einer oralen Applikation des Wirkstoffes sinken die basalen Kortisolwerte schnell ab und bleiben für 2 bis 13 Stunden supprimiert.
Indikation
Trilostan kann bei Hunden, Katzen und Pferden angewendet werden:
- Cushing-Syndrom beim Hund
- Cushing-Syndrom bei der Katze
- Equines Cushing-Syndrom
- Alopezie X des Alaskan Malamut sowie anderer nordischer Rassen
Bei Pferden mit klinisch manifestem, hypophysärem Cushing-Syndrom ist Pergolid (Dopaminantagonist) das Mittel der Wahl. Grund hierfür ist, dass Trilostan nur bei einer Hyperplasie der Nebenniere (bei gleichzeitiger Hyperkortisolämie) verabreicht werden sollte, da der Wirkstoff auf die gesteigerte Produktion von POMC-Spaltprodukten und somit auf die veränderte hypophysäre Hormonausschüttung keinen Einfluss hätte.
Dosierung
Cushing-Syndrom | |||
---|---|---|---|
Tier | Anwendung | Dosis | |
Katze | oral | 6,1 mg/kgKG SID (mittlere Anfangsdosis und Anpassung der Dosis nach Wirkung) | |
10,2 mg/kgKG SID (mittlere, effektive Erhaltungsdosis) | |||
Hund | oral | 2 bis 10 mg/kgKG SID (Anfangsdosis 2 mg/kgKG SID; Dosisanpassung/Therapiekontrolle mit ACTH-Stimulationstest oder Cortisol-Basalwert) | |
1 bis 5 mg/kgKG BID (Anfangsdosis 1 mg/kgKG BID; Dosisanpassung/Therapiekontrolle mit ACTH-Stimulationstest oder Cortisol-Basalwert) | |||
Pferd | oral | 0,4 bis 1 mg/kgKG SID (Dosisanpassung anhand der Besserung klinischer Symptome) | |
Alopezie X | |||
Hund | oral | 3 bis 3,6 mg/kgKG BID über 4 bis 6 Monate, dann 3,6 mg/kgKG (zweimal wöchentlich) und Absetzen nach 8 bis 12 Monaten |
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen sind durch die Unterdrückung der Steroidhormonsynthese bedingt und entsprechen den Symptomen eines Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison):
- Hyperkaliämie
- Hyponatriämie
- niedriger Kortisol-Basalspiegel
- Muskelzittern
- Schwäche
- Lethargie
- Depression
- verminderter Appetit
- Anorexie
- Erbrechen
- Durchfall
Zusätzlich können Hyperbilirubinämie und Hyperkalzämie auftreten.
Zu den seltenen Nebenwirkungen zählen:
- diffuse und/oder noduläre Hyperplasie der Nebennierenrinde
- koagulative Nekrose und/oder Apoptose der Nebennierenrinde
Quelle
- Trilostan, CliniPharm; abgerufen am 04.05.2019
- Neiger R. et al. Trilostane treatment of 78 dogs with pituitary-dependent hyperadrenocorticism. Vet Rec. 2002 Jun 29;150(26):799-804.
- Löscher W, Richter A (Hrsg.). 2016. Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie für die Veterinärmedizin. 4., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219581-3
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