Tipiracil
Handelsname: Lonsurf®
Englisch: tipiracile
1. Definition
Tipiracil ist ein synthetisches Thymin-Analogon, das in Verbindung mit Trifluridin zur Chemotherapie des Kolorektalkarzinoms (CRC) angewandt wird. Es gehört zur Gruppe der Uracil-Derivate.
2. Chemie
Tipiracil entspricht einem Thymin, welches in Position 5 chloriert ist und in Position 6 einen (2-Imino-1-pyrrolidinyl)methyl-Substituenten trägt. Die Summenformel lautet C9H11ClN4O2. Das Molekulargewicht beträgt 242,67 g/mol. Eingesetzt wird das Hydrochlorid, das leicht wasserlöslich ist.
3. Wirkmechanismus
Tipiracil wirkt als ein TPase-Inhibitor. TPase (Thymidin-Phosphorylase) ist ein Enzym, das Trifluridin metabolisiert und somit dessen Wirkung herabsetzt. Die Kombination aus Trifluridin/Tipiracil erhöht somit die Wirksamkeit. Der primäre Wirkmechanismus der Kombination beruht auf dem Einbau von Trifuridin in die DNA; Tipiracil wirkt im Präparat lediglich unterstützend.[1]
4. Pharmakokinetik
Tipiracil weist eine mäßig ausgeprägte, gastrointestinale Resorption auf. Die Zeit bis zur maximalen Plasmakonzentration beträgt 2 bis 3 Stunden. Die gleichzeitige Einnahme mit Nahrungsmitteln verringert die Resorption.
Die Plasmaproteinbindung beträgt weniger als 8 %. Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich unverändert, was darauf hinweist, dass Tipiracil nicht nennenswert metabolisiert wird. Die Eliminationshalbwertszeit bewegt sich zwischen 2,1 und 2,4 Stunden.[1]
5. Indikation
- Behandlung von erwachsenen Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom, die mit bereits verfügbaren Therapien behandelt wurden oder für diese nicht geeignet sind.[1]
6. Darreichungsform
7. Dosierung
Die Dosierung wird anhand der Körperoberfläche (KOF) berechnet. Sie beträgt 35 mg/m2/Dosis zweimal täglich oral an Tag 1-5 und Tag 8-12 von jedem 28-Tageszyklus. Die Dosierung darf 80 mg/Dosis nicht überschreiten.
Das Medikament sollte nur von Ärzten verschrieben werden, die Erfahrung in der Anwendung von Krebstherapien haben.[1]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
8. Nebenwirkungen
Folgende sehr häufig oder häufig auftretende Nebenwirkungen sind bekannt. Die Nebenwirkungen beziehen sich auf die Kombination Trifluridin/Tipiracil, nicht auf einen einzelnen Wirkstoff:[1]
- Infektionen der Atemwege
- Neutropenie, Leukopenie, Anämie, Thrombozytopenie, febrile Neutropenie, Lymphopenie, Monozytose
- verminderter Appetit, Hypoalbuminämie
- Schlaflosigkeit
- Geschmacksstörung, periphere Neuropathie, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen
- Flush
- Dyspnoe, Husten
- Diarrhö, Übelkeit, Erbrechen, Abdominalschmerzen, Obstipation, Stomatitis, Erkrankungen des Mundraumes
- Hyperbilirubinämie
- Palmarplantares Erythrodysäasthesiesyndrom, Hautausschlag, Alopezie, Pruritus, trockene Haut
- Proteinurie
- Ermüdung, Fieber, Ödem, Schleimhautentzündung, Unwohlsein
- erhöhte Leberenzymwerte, Erhöhung der alkalischen Phosphatase im Blut, Gewichtsabnahme
9. Wechselwirkungen
Folgende Wechselwirkungen sind bekannt:[1]
- OCT2 und MATE1-Induktoren
Da Tipiracil in Kombination mit Trifluridin verabreicht wird, sind auch dessen Wechselwirkungen zu beachten.
10. Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
11. Kosten
Das IQWiG beziffert die Jahrestherapiekosten für einen Patienten auf etwa 63.680€. Die geschätzte Patientenzahl, für welche die Therapie infrage kommt, betrage zwischen 6.900 und 12.200 Patienten.[2]
12. Nutzenbewertung
13. Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Fachinformation von Lonsurf 15mg/6,14mg Filmtabletten, Gelbe Liste, abgerufen am 18.01.2019
- ↑ 2,0 2,1 Nutzenbewertung gemäß §35a SCB V für Trifluridin/Tipiracil, ausgeführt vom IQWiG im November 2016, abgerufen am 18.01.2019
- ↑ Beschluss der kassenärztlichen Bundesvereinigung zu Trifluridin/Tipiracil, abgerufen am 18.01.2019