Tetrabenazin
Synonyme: (RR,SS)-1,3,4,6,7,11b-Hexahydro-9,10-dimethoxy-3-(2-methylpropyl)-2H-benzo[a]chinolin
Handelsname: Nitoman® (D, AT), Xenazine® (CH)
Englisch: tetrabenazine
Definition
Tetrabenazin, kurz TBZ, ist ein Arzneistoff, der zur Behandlung von Chorea Huntington und Spätdyskinesien eingesetzt wird.
Chemie
Tetrabenazin hat eine molare Masse von 317,43 g·mol und die Summenformel C19H27NO3. Der Schmelzpunkt von Tetrabenazin wurde mit 125 - 126 °C bestimmt. Ein Isotopolog des Tetrabenazin ist Deutetrabenazin.
Löslichkeit
Tetrabenazin ist nahezu unlöslich in kaltem Wasser und in Aceton. Die Substanz ist jedoch löslich in heißem Wasser, DMSO, Ethanol, Chloroform, Butylmethylether und Diethylether.
Wirkmechanismus
Der genaue Wirkmechanismus von Tetrabenazin ist bislang (2017) nicht vollständig geklärt. Tetrabenazin soll in den Stoffwechselabbau des Neurotransmitters Dopamin eingreifen und indirekt antidopaminerg wirken.
Die Aufnahme von Dopamin, Noradrenalin und Serotonin in die präsynaptischen Speichervesikel wird durch Tetrabenazin gehemmt. Dabei wirkt das Tetrabenazin als starker VMAT-Hemmer und inhibiert den vesikulären Monoamintransporter. Der Transporter erleichtert den Zufluss von Neurotransmittern in die Vesikel, bevor diese durch Exozytose mit der präsynaptischen Membran verschmelzen und in den synaptischen Spalt entleert werden. Die Verfügbarkeit von Dopamin im synaptischen Spalt wird so reduziert und die Dopamin-Ressourcen im ZNS verarmen.
Pharmakokinetik
Tetrabenazin wird nach oraler Aufnahme schnell resorbiert, unterliegt aber einem starken First-Pass-Effekt. Die Resorption wird durch die gleichzeitige Einnahme von Nahrungsmitteln nicht beeinträchtigt. Tetrabenazin wird im Körper schnell metabolisiert, u.a. zu alpha- und beta-Dihydrotetrabenazin. Alpha-Dihydrotetrabenazin hat die gleiche Aktivität die Ausgangssubstanz.
Die Substanz wird hauptsächlich in metabolisierter Form über den Urin ausgeschieden. Weniger als 2% der verabreichten Dosis tauchen unverändert im Urin auf. Die Eliminationshalbwertszeit von Dihydrotetrabenazin beträgt ungefähr fünf Stunden.
Indikationen
Tetrabenazin wird eingesetzt, um Hyperkinesen zu reduzieren. Hierbei spielen vor allem folgende Erkrankungen eine Rolle:
Nebenwirkungen
Unter Tetrabenazin können u.a. folgende Nebenwirkungen auftreten:
- Depression
- Somnolenz
- Verwirrung, Desorientiertheit
- Extrapyramidale Störungen
- Angstgefühl
- Schlafstörungen
- Nervosität
- Akathisie
- Übelkeit
- Erbrechen
- Diarrhö
- Obstipation
- Verlängerung der QT-Zeit
Einige Nebenwirkungen können durch die gleichzeitige Einnahme von Dopaminantagonisten verstärkt werden.
Wechselwirkungen
Tetrabenazin hemmt die Wirkung von Levodopa und schwächt damit dessen Wirksamkeit ab. Wenn der Arzneistoff zusammen mit Sedativa angewendet wird, kann der sedierende Effekt verstärkt werden.
Die gleichzeitige Verwendung mit Arzneimitteln, welche ebenfalls die QT-Zeit verlängern, wie Antipsychotika (z.B. Chlorpromazin, Thioridazin), Antibiotika (z.B. Moxifloxacin) und Klasse IA- und III-Antiarrhythmika (z.B. Chinidin, Procainamid, Amiodaron, Sotalol), erfordert besondere Vorsicht. Ggf. ist eine regelmäßige EKG-Kontrolle notwendig.
Kontraindikationen
Kontraindikation für die Gabe von Tetrabenazin ist die gleichzeitige Einnahme von MAO-Hemmern.
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